hatte; so verdiente er zwar vor dem Gerichte des Volkes zu stehen, und verurtheilt zu werden, aber nicht von solchen Häuden zu sterben.
Der Fußfall des Stolzen.
König Knodomar hub sich auf einem schnaubenden Rosse, schwoll unter dem Schimmer eines hochge- buschten Helms, und wog in der Rechten eine unge- heure Speerslast, vor der Schlacht; nach verlor- ner, wie blutig sie auch durch ihn gewesen war, fiel er Julianen zu den Füssen, und dat ums Leben.
Cäsars Ueberlegungen.
Jhm, dem der Senat Siegslieder bey den Altä- ren beschloß, und Cato Auslieferung an die Belei- digten, entboten wir nach Ariovistens Schlacht: Warum hältst du für ungerecht, daß wir über den Rhein gehn, und willst doch selbst zu uns herüber kommen? Aber er kam. Wir erwarteten ihn in un- sern Schatten. Er rathschlagte achtzehn Tage mit sich über die Waldschlacht, und kehrte zurük. Noch einmal kam er so, sahe nicht, und ging.
Otto's Lorber.
Otto der erste hieß die Dichter um den Vorzug streiten, und gab dem Vortreflicheren eine goldne Krone. Die Namen der Sieger sind nicht mehr. Auch wenn sie ihres Unterganges werth waren, ver- dient doch der grosse Kaiser Nachkommendank.
Die erfahrne Ursach.
Wenn Siegmund, Herzog von Oestereich, mit den Adlichen Berathschlagung hielt, so ließ er oft die
Schrif-
hatte; ſo verdiente er zwar vor dem Gerichte des Volkes zu ſtehen, und verurtheilt zu werden, aber nicht von ſolchen Haͤuden zu ſterben.
Der Fußfall des Stolzen.
Koͤnig Knodomar hub ſich auf einem ſchnaubenden Roſſe, ſchwoll unter dem Schimmer eines hochge- buſchten Helms, und wog in der Rechten eine unge- heure Speerslaſt, vor der Schlacht; nach verlor- ner, wie blutig ſie auch durch ihn geweſen war, fiel er Julianen zu den Fuͤſſen, und dat ums Leben.
Caͤſars Ueberlegungen.
Jhm, dem der Senat Siegslieder bey den Altaͤ- ren beſchloß, und Cato Auslieferung an die Belei- digten, entboten wir nach Arioviſtens Schlacht: Warum haͤltſt du fuͤr ungerecht, daß wir uͤber den Rhein gehn, und willſt doch ſelbſt zu uns heruͤber kommen? Aber er kam. Wir erwarteten ihn in un- ſern Schatten. Er rathſchlagte achtzehn Tage mit ſich uͤber die Waldſchlacht, und kehrte zuruͤk. Noch einmal kam er ſo, ſahe nicht, und ging.
Otto’s Lorber.
Otto der erſte hieß die Dichter um den Vorzug ſtreiten, und gab dem Vortreflicheren eine goldne Krone. Die Namen der Sieger ſind nicht mehr. Auch wenn ſie ihres Unterganges werth waren, ver- dient doch der groſſe Kaiſer Nachkommendank.
Die erfahrne Urſach.
Wenn Siegmund, Herzog von Oeſtereich, mit den Adlichen Berathſchlagung hielt, ſo ließ er oft die
Schrif-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0330"n="254"/>
hatte; ſo verdiente er zwar vor dem Gerichte des<lb/>
Volkes zu ſtehen, und verurtheilt zu werden, aber<lb/>
nicht von ſolchen Haͤuden zu ſterben.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Der Fußfall des Stolzen.</hi></head><lb/><p>Koͤnig Knodomar hub ſich auf einem ſchnaubenden<lb/>
Roſſe, ſchwoll unter dem Schimmer eines hochge-<lb/>
buſchten Helms, und wog in der Rechten eine unge-<lb/>
heure Speerslaſt, vor der Schlacht; nach verlor-<lb/>
ner, wie blutig ſie auch durch ihn geweſen war, fiel<lb/>
er Julianen zu den Fuͤſſen, und dat ums Leben.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Caͤſars Ueberlegungen.</hi></head><lb/><p>Jhm, dem der Senat Siegslieder bey den Altaͤ-<lb/>
ren beſchloß, und Cato Auslieferung an die Belei-<lb/>
digten, entboten wir nach Arioviſtens Schlacht:<lb/>
Warum haͤltſt du fuͤr ungerecht, daß wir uͤber den<lb/>
Rhein gehn, und willſt doch ſelbſt zu uns heruͤber<lb/>
kommen? Aber er kam. Wir erwarteten ihn in un-<lb/>ſern Schatten. Er rathſchlagte achtzehn Tage mit<lb/>ſich uͤber die Waldſchlacht, und kehrte zuruͤk. Noch<lb/>
einmal kam er ſo, ſahe nicht, und ging.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Otto’s Lorber.</hi></head><lb/><p>Otto der erſte hieß die Dichter um den Vorzug<lb/>ſtreiten, und gab dem Vortreflicheren eine goldne<lb/>
Krone. Die Namen der Sieger ſind nicht mehr.<lb/>
Auch wenn ſie ihres Unterganges werth waren, ver-<lb/>
dient doch der groſſe Kaiſer Nachkommendank.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Die erfahrne Urſach.</hi></head><lb/><p>Wenn Siegmund, Herzog von Oeſtereich, mit<lb/>
den Adlichen Berathſchlagung hielt, ſo ließ er oft die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schrif-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[254/0330]
hatte; ſo verdiente er zwar vor dem Gerichte des
Volkes zu ſtehen, und verurtheilt zu werden, aber
nicht von ſolchen Haͤuden zu ſterben.
Der Fußfall des Stolzen.
Koͤnig Knodomar hub ſich auf einem ſchnaubenden
Roſſe, ſchwoll unter dem Schimmer eines hochge-
buſchten Helms, und wog in der Rechten eine unge-
heure Speerslaſt, vor der Schlacht; nach verlor-
ner, wie blutig ſie auch durch ihn geweſen war, fiel
er Julianen zu den Fuͤſſen, und dat ums Leben.
Caͤſars Ueberlegungen.
Jhm, dem der Senat Siegslieder bey den Altaͤ-
ren beſchloß, und Cato Auslieferung an die Belei-
digten, entboten wir nach Arioviſtens Schlacht:
Warum haͤltſt du fuͤr ungerecht, daß wir uͤber den
Rhein gehn, und willſt doch ſelbſt zu uns heruͤber
kommen? Aber er kam. Wir erwarteten ihn in un-
ſern Schatten. Er rathſchlagte achtzehn Tage mit
ſich uͤber die Waldſchlacht, und kehrte zuruͤk. Noch
einmal kam er ſo, ſahe nicht, und ging.
Otto’s Lorber.
Otto der erſte hieß die Dichter um den Vorzug
ſtreiten, und gab dem Vortreflicheren eine goldne
Krone. Die Namen der Sieger ſind nicht mehr.
Auch wenn ſie ihres Unterganges werth waren, ver-
dient doch der groſſe Kaiſer Nachkommendank.
Die erfahrne Urſach.
Wenn Siegmund, Herzog von Oeſtereich, mit
den Adlichen Berathſchlagung hielt, ſo ließ er oft die
Schrif-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/330>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.