Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

gleich nach ihrer Erhebung, in die frühere Trümmer
sanken. Jn der Geschichte dauren sie.

Die Herschaft der Deutschen.

Auf den grossen Bühnen: Rußland, Pohlen,
Dännemark, Schweden, Preussen, Holland, Eng-
land, Jtalien, Ungern, Spanien, West indien spiel-
ten, oder spielen ihr erhabnes Schauspiel Deutsche.
Was geht diese Theodor von Neuhof an, der auf
Corsica Possen riß?

Der zuverlässige Bote.

Erimoald eilte seinem belagerten Sohne zu Hülfe.
Er schikte ihm seinen Pflegevater Seswald, die na-
hende Hülfe anzukündigen. Dieser fiel den Belage-
rern in die Hände, und nun solte er an die Mauer
gehn, und sagen, daß keine Hülfe zu erwarten wäre,
oder sterben. Seswald versprachs, und ward hin-
gefuhrt.

Dein Vater komt, Romoald! Er war die lezte
Nacht schon beym Flusse Sanger. Mitleid mit mei-
nem Weib und Söhnen! Denn sie tödten mich!

Die Belagerer warfen Seswalds Kopf über die
Mauer. Diesen nahm Romoald, küst ihn weinend,
und begrub ihn, wie so viel Treue es verdiente.

Die drey Freunde.

Der Thronräuber Grimoald hatte Bertarithen,
den König der Longobarden, aus seinem Reich, und
zulezt auch aus dem Orte seiner Zuflucht vertrieben.
Bertarith entschloß sich, sich Grimoalden zu über-
lassen. Dieser schwur ihm:

Weil
T 5

gleich nach ihrer Erhebung, in die fruͤhere Truͤmmer
ſanken. Jn der Geſchichte dauren ſie.

Die Herſchaft der Deutſchen.

Auf den groſſen Buͤhnen: Rußland, Pohlen,
Daͤnnemark, Schweden, Preuſſen, Holland, Eng-
land, Jtalien, Ungern, Spanien, Weſt indien ſpiel-
ten, oder ſpielen ihr erhabnes Schauſpiel Deutſche.
Was geht dieſe Theodor von Neuhof an, der auf
Corſica Poſſen riß?

Der zuverlaͤſſige Bote.

Erimoald eilte ſeinem belagerten Sohne zu Huͤlfe.
Er ſchikte ihm ſeinen Pflegevater Seswald, die na-
hende Huͤlfe anzukuͤndigen. Dieſer fiel den Belage-
rern in die Haͤnde, und nun ſolte er an die Mauer
gehn, und ſagen, daß keine Huͤlfe zu erwarten waͤre,
oder ſterben. Seswald verſprachs, und ward hin-
gefuhrt.

Dein Vater komt, Romoald! Er war die lezte
Nacht ſchon beym Fluſſe Sanger. Mitleid mit mei-
nem Weib und Soͤhnen! Denn ſie toͤdten mich!

Die Belagerer warfen Seswalds Kopf uͤber die
Mauer. Dieſen nahm Romoald, kuͤſt ihn weinend,
und begrub ihn, wie ſo viel Treue es verdiente.

Die drey Freunde.

Der Thronraͤuber Grimoald hatte Bertarithen,
den Koͤnig der Longobarden, aus ſeinem Reich, und
zulezt auch aus dem Orte ſeiner Zuflucht vertrieben.
Bertarith entſchloß ſich, ſich Grimoalden zu uͤber-
laſſen. Dieſer ſchwur ihm:

Weil
T 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0373" n="297"/>
gleich nach ihrer Erhebung, in die fru&#x0364;here Tru&#x0364;mmer<lb/>
&#x017F;anken. Jn der Ge&#x017F;chichte dauren &#x017F;ie.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Her&#x017F;chaft der Deut&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
            <p>Auf den gro&#x017F;&#x017F;en Bu&#x0364;hnen: Rußland, Pohlen,<lb/>
Da&#x0364;nnemark, Schweden, Preu&#x017F;&#x017F;en, Holland, Eng-<lb/>
land, Jtalien, Ungern, Spanien, We&#x017F;t indien &#x017F;piel-<lb/>
ten, oder &#x017F;pielen ihr erhabnes Schau&#x017F;piel Deut&#x017F;che.<lb/>
Was geht die&#x017F;e Theodor von Neuhof an, der auf<lb/>
Cor&#x017F;ica Po&#x017F;&#x017F;en riß?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Bote.</hi> </head><lb/>
            <p>Erimoald eilte &#x017F;einem belagerten Sohne zu Hu&#x0364;lfe.<lb/>
Er &#x017F;chikte ihm &#x017F;einen Pflegevater Seswald, die na-<lb/>
hende Hu&#x0364;lfe anzuku&#x0364;ndigen. Die&#x017F;er fiel den Belage-<lb/>
rern in die Ha&#x0364;nde, und nun &#x017F;olte er an die Mauer<lb/>
gehn, und &#x017F;agen, daß keine Hu&#x0364;lfe zu erwarten wa&#x0364;re,<lb/>
oder &#x017F;terben. Seswald ver&#x017F;prachs, und ward hin-<lb/>
gefuhrt.</p><lb/>
            <p>Dein Vater komt, Romoald! Er war die lezte<lb/>
Nacht &#x017F;chon beym Flu&#x017F;&#x017F;e Sanger. Mitleid mit mei-<lb/>
nem Weib und So&#x0364;hnen! Denn &#x017F;ie to&#x0364;dten mich!</p><lb/>
            <p>Die Belagerer warfen Seswalds Kopf u&#x0364;ber die<lb/>
Mauer. Die&#x017F;en nahm Romoald, ku&#x0364;&#x017F;t ihn weinend,<lb/>
und begrub ihn, wie &#x017F;o viel Treue es verdiente.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die drey Freunde.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Thronra&#x0364;uber Grimoald hatte Bertarithen,<lb/>
den Ko&#x0364;nig der Longobarden, aus &#x017F;einem Reich, und<lb/>
zulezt auch aus dem Orte &#x017F;einer Zuflucht vertrieben.<lb/>
Bertarith ent&#x017F;chloß &#x017F;ich, &#x017F;ich Grimoalden zu u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;er &#x017F;chwur ihm:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">T 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Weil</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[297/0373] gleich nach ihrer Erhebung, in die fruͤhere Truͤmmer ſanken. Jn der Geſchichte dauren ſie. Die Herſchaft der Deutſchen. Auf den groſſen Buͤhnen: Rußland, Pohlen, Daͤnnemark, Schweden, Preuſſen, Holland, Eng- land, Jtalien, Ungern, Spanien, Weſt indien ſpiel- ten, oder ſpielen ihr erhabnes Schauſpiel Deutſche. Was geht dieſe Theodor von Neuhof an, der auf Corſica Poſſen riß? Der zuverlaͤſſige Bote. Erimoald eilte ſeinem belagerten Sohne zu Huͤlfe. Er ſchikte ihm ſeinen Pflegevater Seswald, die na- hende Huͤlfe anzukuͤndigen. Dieſer fiel den Belage- rern in die Haͤnde, und nun ſolte er an die Mauer gehn, und ſagen, daß keine Huͤlfe zu erwarten waͤre, oder ſterben. Seswald verſprachs, und ward hin- gefuhrt. Dein Vater komt, Romoald! Er war die lezte Nacht ſchon beym Fluſſe Sanger. Mitleid mit mei- nem Weib und Soͤhnen! Denn ſie toͤdten mich! Die Belagerer warfen Seswalds Kopf uͤber die Mauer. Dieſen nahm Romoald, kuͤſt ihn weinend, und begrub ihn, wie ſo viel Treue es verdiente. Die drey Freunde. Der Thronraͤuber Grimoald hatte Bertarithen, den Koͤnig der Longobarden, aus ſeinem Reich, und zulezt auch aus dem Orte ſeiner Zuflucht vertrieben. Bertarith entſchloß ſich, ſich Grimoalden zu uͤber- laſſen. Dieſer ſchwur ihm: Weil T 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/373
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/373>, abgerufen am 22.11.2024.