kamen. Aber auch die Vorstellungen hatten keinen andern Erfolg, als daß die Aldermän- ner mit eben der Kälte, und aus Gründen, denen es weder an Kürze, noch an Güte fehlte, zulezt anriethen: So möchten sie denn unter sich die Heraldik eine Wissenschaft bleiben las- sen, und sie mit allen dem Fleisse, dessen sie nur immer fähig wären, und, wenn sie auch das für gut fänden, nur in den glüklichen Stunden des Genies studieren! Der Herold war indeß zurük gekommen. Die meisten Zünfte winkten ihm ihre Stimmen zu; die übrigen liessen sie, dem Gebrauche gemäß, von den Anwalden sammeln, und sie dann dem Herolde bekant machen. Daß diese Zünfte nicht so schonend, als die andern waren, kam daher, weil die Altfranken dort ihre Meinun- gen zu lebhaft vorgetragen hatten. Wenn der Herold alle Stimmen anzukündigen hat, so ruft er die Namen der Zünfte nicht aus, son- dern er trit nur ein wenig auf seinem Plaze vor, und giebt die Trompete weg. Und auf diese Weise erfuhr man auch jezo, daß die Sache durch alle Stimmen wäre entschieden worden.
Wir hätten beynah aus der Acht gelassen zu erwähnen, daß diesesmal die Stimmensam- lung durch einen schnellen Lerm, doch nur auf
kurze
kamen. Aber auch die Vorſtellungen hatten keinen andern Erfolg, als daß die Aldermaͤn- ner mit eben der Kaͤlte, und aus Gruͤnden, denen es weder an Kuͤrze, noch an Guͤte fehlte, zulezt anriethen: So moͤchten ſie denn unter ſich die Heraldik eine Wiſſenſchaft bleiben laſ- ſen, und ſie mit allen dem Fleiſſe, deſſen ſie nur immer faͤhig waͤren, und, wenn ſie auch das fuͤr gut faͤnden, nur in den gluͤklichen Stunden des Genies ſtudieren! Der Herold war indeß zuruͤk gekommen. Die meiſten Zuͤnfte winkten ihm ihre Stimmen zu; die uͤbrigen lieſſen ſie, dem Gebrauche gemaͤß, von den Anwalden ſammeln, und ſie dann dem Herolde bekant machen. Daß dieſe Zuͤnfte nicht ſo ſchonend, als die andern waren, kam daher, weil die Altfranken dort ihre Meinun- gen zu lebhaft vorgetragen hatten. Wenn der Herold alle Stimmen anzukuͤndigen hat, ſo ruft er die Namen der Zuͤnfte nicht aus, ſon- dern er trit nur ein wenig auf ſeinem Plaze vor, und giebt die Trompete weg. Und auf dieſe Weiſe erfuhr man auch jezo, daß die Sache durch alle Stimmen waͤre entſchieden worden.
Wir haͤtten beynah aus der Acht gelaſſen zu erwaͤhnen, daß dieſesmal die Stimmenſam- lung durch einen ſchnellen Lerm, doch nur auf
kurze
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kamen. Aber auch die Vorſtellungen hatten
keinen andern Erfolg, als daß die Aldermaͤn-
ner mit eben der Kaͤlte, und aus Gruͤnden,
denen es weder an Kuͤrze, noch an Guͤte fehlte,
zulezt anriethen: So moͤchten ſie denn unter
ſich die Heraldik eine Wiſſenſchaft bleiben laſ-
ſen, und ſie mit allen dem Fleiſſe, deſſen ſie
nur immer faͤhig waͤren, und, wenn ſie auch
das fuͤr gut faͤnden, nur in den gluͤklichen
Stunden des Genies ſtudieren! Der Herold
war indeß zuruͤk gekommen. Die meiſten
Zuͤnfte winkten ihm ihre Stimmen zu; die
uͤbrigen lieſſen ſie, dem Gebrauche gemaͤß,
von den Anwalden ſammeln, und ſie dann dem
Herolde bekant machen. Daß dieſe Zuͤnfte
nicht ſo ſchonend, als die andern waren, kam
daher, weil die Altfranken dort ihre Meinun-
gen zu lebhaft vorgetragen hatten. Wenn der
Herold alle Stimmen anzukuͤndigen hat, ſo
ruft er die Namen der Zuͤnfte nicht aus, ſon-
dern er trit nur ein wenig auf ſeinem Plaze
vor, und giebt die Trompete weg. Und auf
dieſe Weiſe erfuhr man auch jezo, daß die
Sache durch alle Stimmen waͤre entſchieden
worden.
Wir haͤtten beynah aus der Acht gelaſſen zu
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/391>, abgerufen am 22.11.2024.
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