nen, wenn man auf die Wirkung des einen oder des andern Acht hat; und Wirkung zeigt sich vorzüglich durch ihre Dauer. Ein ab- handelndes Werk geht unter, sobald ein besseres über eben diesen Jnhalt erscheint. Ein Werk der Darstellung, (wenn es sonst zu bleiben verdient,) bleibt auch nach Erschei- nung eines bessern über eben den Jnhalt. Wir sagen nur, daß es bleibe, und leugnen damit nicht, daß es nicht etwas von seinem Werthe verliere.
Die Abhandlung nimt bisweilen, weil sie ihre Bedürfnisse kent, einige Töne von der Darstellung. Sobald sie zu viel nimt, wird sie Zwitterwerk. Und Zwitterwerk kann zu nichts weiterm gelangen, als etwa dann und wann Mode zu seyn. Man hat hierinn zu viele vergebliche Versuche gemacht, als daß die Sache nicht entschieden seyn solte.
Die darstellenden Zünfte sind:
Die Zunft der Geschichtschreiber. Sie erfinden, wenn sie auf neue Art darstellen, und entdecken, wenn sie das wirklich Ge- schehne herausbringen. Wer den Namen ei- nes Geschichtschreibers mit Recht führen will, muß beydes vereinigen. Diese Zunft würde die kleinste unter allen seyn, wenn sie nicht
auch
nen, wenn man auf die Wirkung des einen oder des andern Acht hat; und Wirkung zeigt ſich vorzuͤglich durch ihre Dauer. Ein ab- handelndes Werk geht unter, ſobald ein beſſeres uͤber eben dieſen Jnhalt erſcheint. Ein Werk der Darſtellung, (wenn es ſonſt zu bleiben verdient,) bleibt auch nach Erſchei- nung eines beſſern uͤber eben den Jnhalt. Wir ſagen nur, daß es bleibe, und leugnen damit nicht, daß es nicht etwas von ſeinem Werthe verliere.
Die Abhandlung nimt bisweilen, weil ſie ihre Beduͤrfniſſe kent, einige Toͤne von der Darſtellung. Sobald ſie zu viel nimt, wird ſie Zwitterwerk. Und Zwitterwerk kann zu nichts weiterm gelangen, als etwa dann und wann Mode zu ſeyn. Man hat hierinn zu viele vergebliche Verſuche gemacht, als daß die Sache nicht entſchieden ſeyn ſolte.
Die darſtellenden Zuͤnfte ſind:
Die Zunft der Geſchichtſchreiber. Sie erfinden, wenn ſie auf neue Art darſtellen, und entdecken, wenn ſie das wirklich Ge- ſchehne herausbringen. Wer den Namen ei- nes Geſchichtſchreibers mit Recht fuͤhren will, muß beydes vereinigen. Dieſe Zunft wuͤrde die kleinſte unter allen ſeyn, wenn ſie nicht
auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0089"n="13"/>
nen, wenn man auf die Wirkung des einen<lb/>
oder des andern Acht hat; und Wirkung zeigt<lb/>ſich vorzuͤglich durch ihre Dauer. Ein ab-<lb/>
handelndes Werk geht unter, ſobald ein<lb/>
beſſeres uͤber eben dieſen Jnhalt erſcheint.<lb/>
Ein Werk der Darſtellung, (wenn es ſonſt<lb/>
zu bleiben verdient,) bleibt auch nach Erſchei-<lb/>
nung eines beſſern uͤber eben den Jnhalt.<lb/>
Wir ſagen nur, daß es bleibe, und leugnen<lb/>
damit nicht, daß es nicht etwas von ſeinem<lb/>
Werthe verliere.</p><lb/><p>Die Abhandlung nimt bisweilen, weil<lb/>ſie ihre Beduͤrfniſſe kent, einige Toͤne von<lb/>
der Darſtellung. Sobald ſie zu viel nimt,<lb/>
wird ſie Zwitterwerk. Und Zwitterwerk<lb/>
kann zu nichts weiterm gelangen, als etwa<lb/>
dann und wann Mode zu ſeyn. Man hat<lb/>
hierinn zu viele vergebliche Verſuche gemacht,<lb/>
als daß die Sache nicht entſchieden ſeyn<lb/>ſolte.</p><lb/><p><hirendition="#et">Die darſtellenden Zuͤnfte ſind:</hi></p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Zunft der Geſchichtſchreiber.</hi> Sie<lb/>
erfinden, wenn ſie auf neue Art darſtellen,<lb/>
und entdecken, wenn ſie das wirklich Ge-<lb/>ſchehne herausbringen. Wer den Namen ei-<lb/>
nes Geſchichtſchreibers mit Recht fuͤhren will,<lb/>
muß beydes vereinigen. Dieſe Zunft wuͤrde<lb/>
die kleinſte unter allen ſeyn, wenn ſie nicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[13/0089]
nen, wenn man auf die Wirkung des einen
oder des andern Acht hat; und Wirkung zeigt
ſich vorzuͤglich durch ihre Dauer. Ein ab-
handelndes Werk geht unter, ſobald ein
beſſeres uͤber eben dieſen Jnhalt erſcheint.
Ein Werk der Darſtellung, (wenn es ſonſt
zu bleiben verdient,) bleibt auch nach Erſchei-
nung eines beſſern uͤber eben den Jnhalt.
Wir ſagen nur, daß es bleibe, und leugnen
damit nicht, daß es nicht etwas von ſeinem
Werthe verliere.
Die Abhandlung nimt bisweilen, weil
ſie ihre Beduͤrfniſſe kent, einige Toͤne von
der Darſtellung. Sobald ſie zu viel nimt,
wird ſie Zwitterwerk. Und Zwitterwerk
kann zu nichts weiterm gelangen, als etwa
dann und wann Mode zu ſeyn. Man hat
hierinn zu viele vergebliche Verſuche gemacht,
als daß die Sache nicht entſchieden ſeyn
ſolte.
Die darſtellenden Zuͤnfte ſind:
Die Zunft der Geſchichtſchreiber. Sie
erfinden, wenn ſie auf neue Art darſtellen,
und entdecken, wenn ſie das wirklich Ge-
ſchehne herausbringen. Wer den Namen ei-
nes Geſchichtſchreibers mit Recht fuͤhren will,
muß beydes vereinigen. Dieſe Zunft wuͤrde
die kleinſte unter allen ſeyn, wenn ſie nicht
auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/89>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.