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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Der Meßias.

Salem, ein himmlischer Jüngling, begleitete beyde von ferne.
Jesus gab dem geliebten Johannes zween heilige Wächter,
Raphael, einer vom Throne, der hohen Seraphim einer,
Und aus Gabriels Ordnung, der ward sein erster Beschützer.
Selia, und Jthuriel giengen beyde zu Jesu
Jn die Gräber. Da trat mit erheitertem Angesicht Salem
Unter sie hin, und blickte sie an, und umarmte sie zärtlich.
Frohe besänftigte Züge verklärten das Angesicht Salems,
Und ein jugendlich Lächeln umfloß die unsterbliche Stirne,
Da, wie die Pforten des lieblichen Morgens im Frühling sich öffnen,
Sich sein heiliger Mund voll süßer Beredsamkeit aufthat,
Und von seinen Lippen die Stimme sanfttönend herabfloß:

Seraph, beruhige dich, der dort in den Gräbern bey Jesu,
Jener ist Johannes der liebenswürdigste Jünger.
Schau ihn nur an, bald wirst du nicht mehr an Jscharioth denken!
Heilig, wie ein Seraph, ja wie der Unsterblichen einer,
Lebt er beym Meßias, der sein Herz vor allen ihm öffnet,
Der ihn, mit göttlicher Huld, sich zum vertrautesten wählte:
Wie die Freundschaft des hohen Eloa und Gabriels Freundschaft:
Oder wie Abdiels Liebe zu Abbadona gewesen,
Als er mit ihm in anerschaffener Unschuld noch lebte:
Also ist Johannes und Jesu göttliche Freundschaft.
Und er ist es auch würdig. Noch ward in heiligen Stunden
Keine so göttliche Seele vom großen Schöpfer gebildet,
Als die unschuldige Seele Johannes. Jch hab es gesehen,
Da die Unsterbliche kam. Sie priesen glänzende Reihen
Himmlischer Jünglinge selig, und sangen von ihrer Gespielinn:
Sey

Der Meßias.

Salem, ein himmliſcher Juͤngling, begleitete beyde von ferne.
Jeſus gab dem geliebten Johannes zween heilige Waͤchter,
Raphael, einer vom Throne, der hohen Seraphim einer,
Und aus Gabriels Ordnung, der ward ſein erſter Beſchuͤtzer.
Selia, und Jthuriel giengen beyde zu Jeſu
Jn die Graͤber. Da trat mit erheitertem Angeſicht Salem
Unter ſie hin, und blickte ſie an, und umarmte ſie zaͤrtlich.
Frohe beſaͤnftigte Zuͤge verklaͤrten das Angeſicht Salems,
Und ein jugendlich Laͤcheln umfloß die unſterbliche Stirne,
Da, wie die Pforten des lieblichen Morgens im Fruͤhling ſich oͤffnen,
Sich ſein heiliger Mund voll ſuͤßer Beredſamkeit aufthat,
Und von ſeinen Lippen die Stimme ſanfttoͤnend herabfloß:

Seraph, beruhige dich, der dort in den Graͤbern bey Jeſu,
Jener iſt Johannes der liebenswuͤrdigſte Juͤnger.
Schau ihn nur an, bald wirſt du nicht mehr an Jſcharioth denken!
Heilig, wie ein Seraph, ja wie der Unſterblichen einer,
Lebt er beym Meßias, der ſein Herz vor allen ihm oͤffnet,
Der ihn, mit goͤttlicher Huld, ſich zum vertrauteſten waͤhlte:
Wie die Freundſchaft des hohen Eloa und Gabriels Freundſchaft:
Oder wie Abdiels Liebe zu Abbadona geweſen,
Als er mit ihm in anerſchaffener Unſchuld noch lebte:
Alſo iſt Johannes und Jeſu goͤttliche Freundſchaft.
Und er iſt es auch wuͤrdig. Noch ward in heiligen Stunden
Keine ſo goͤttliche Seele vom großen Schoͤpfer gebildet,
Als die unſchuldige Seele Johannes. Jch hab es geſehen,
Da die Unſterbliche kam. Sie prieſen glaͤnzende Reihen
Himmliſcher Juͤnglinge ſelig, und ſangen von ihrer Geſpielinn:
Sey
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[90/0102] Der Meßias. Salem, ein himmliſcher Juͤngling, begleitete beyde von ferne. Jeſus gab dem geliebten Johannes zween heilige Waͤchter, Raphael, einer vom Throne, der hohen Seraphim einer, Und aus Gabriels Ordnung, der ward ſein erſter Beſchuͤtzer. Selia, und Jthuriel giengen beyde zu Jeſu Jn die Graͤber. Da trat mit erheitertem Angeſicht Salem Unter ſie hin, und blickte ſie an, und umarmte ſie zaͤrtlich. Frohe beſaͤnftigte Zuͤge verklaͤrten das Angeſicht Salems, Und ein jugendlich Laͤcheln umfloß die unſterbliche Stirne, Da, wie die Pforten des lieblichen Morgens im Fruͤhling ſich oͤffnen, Sich ſein heiliger Mund voll ſuͤßer Beredſamkeit aufthat, Und von ſeinen Lippen die Stimme ſanfttoͤnend herabfloß: Seraph, beruhige dich, der dort in den Graͤbern bey Jeſu, Jener iſt Johannes der liebenswuͤrdigſte Juͤnger. Schau ihn nur an, bald wirſt du nicht mehr an Jſcharioth denken! Heilig, wie ein Seraph, ja wie der Unſterblichen einer, Lebt er beym Meßias, der ſein Herz vor allen ihm oͤffnet, Der ihn, mit goͤttlicher Huld, ſich zum vertrauteſten waͤhlte: Wie die Freundſchaft des hohen Eloa und Gabriels Freundſchaft: Oder wie Abdiels Liebe zu Abbadona geweſen, Als er mit ihm in anerſchaffener Unſchuld noch lebte: Alſo iſt Johannes und Jeſu goͤttliche Freundſchaft. Und er iſt es auch wuͤrdig. Noch ward in heiligen Stunden Keine ſo goͤttliche Seele vom großen Schoͤpfer gebildet, Als die unſchuldige Seele Johannes. Jch hab es geſehen, Da die Unſterbliche kam. Sie prieſen glaͤnzende Reihen Himmliſcher Juͤnglinge ſelig, und ſangen von ihrer Geſpielinn: Sey

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/102>, abgerufen am 24.11.2024.