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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Dritter Gesang.
Sey uns gegrüßt bey deinem Hervorgehn, unsterbliche Freundinn,
Heilige Tochter des göttlichen Hauchs, komm, sey uns gesegnet!
Du bist schön und zärtlich, wie Salem, wie Raphael, himmlisch
Und erhaben. Dir werden aus deiner heiteren Fülle,
Wie aus der Morgenröthe der Thau, die Gedanken gebohren.
Und dein menschliches Herz, dein Herz voll zärtlicher Triebe
Fließt, wie der Seraphim Auge, das bey Erblickung der Tugend
Voller Entzückungen weint, von süßen Empfindungen über!
Tochter des göttlichen Hauchs, vertraulichste Schwester der Seele,
Die in ihrer unschuldigen Jugend einst Adam belebte,
Komm, wir führen dich itzt zu deinem Vertrauten, dem Körper,
Den die Natur schön bildet, damit du im Lächeln, o Seele,
Dein holdseliges Wesen vom heitern Angesicht redest.
Ja er wird schön seyn, und deinem Leibe, Meßias, gleichen,
Den nun bald der göttliche Geist zum schönsten der Menschen
Bilden wird, zum schönsten vor allen Kindern von Adam.
Ach daß dieses dein zartes Gebäu in Staub hin sich legen
Und verwesen muß! Aber dich wird bey den Todten dein Salem
Suchen und auferwecken, und wenn du erwacht bist, verklären!
Herrlich nach himmlischer Bildung mit neuer Schönhelt umkränzet,
Wird er dich hoch in kommenden Wolken, du Richter der Menschen,
Deinem Meßias entgegen, zu seinen Umarmungen führen.
Also sang von meinem Johannes die himmlische Jugend.
Salem sagt es, und schwieg. Er und die Seraphim blieben
Um Johannes herum, voll süßer Zärtlichkeit, stehen.
Also stehen drey Brüder um eine geliebteste Schwester
Zärt-
Dritter Geſang.
Sey uns gegruͤßt bey deinem Hervorgehn, unſterbliche Freundinn,
Heilige Tochter des goͤttlichen Hauchs, komm, ſey uns geſegnet!
Du biſt ſchoͤn und zaͤrtlich, wie Salem, wie Raphael, himmliſch
Und erhaben. Dir werden aus deiner heiteren Fuͤlle,
Wie aus der Morgenroͤthe der Thau, die Gedanken gebohren.
Und dein menſchliches Herz, dein Herz voll zaͤrtlicher Triebe
Fließt, wie der Seraphim Auge, das bey Erblickung der Tugend
Voller Entzuͤckungen weint, von ſuͤßen Empfindungen uͤber!
Tochter des goͤttlichen Hauchs, vertraulichſte Schweſter der Seele,
Die in ihrer unſchuldigen Jugend einſt Adam belebte,
Komm, wir fuͤhren dich itzt zu deinem Vertrauten, dem Koͤrper,
Den die Natur ſchoͤn bildet, damit du im Laͤcheln, o Seele,
Dein holdſeliges Weſen vom heitern Angeſicht redeſt.
Ja er wird ſchoͤn ſeyn, und deinem Leibe, Meßias, gleichen,
Den nun bald der goͤttliche Geiſt zum ſchoͤnſten der Menſchen
Bilden wird, zum ſchoͤnſten vor allen Kindern von Adam.
Ach daß dieſes dein zartes Gebaͤu in Staub hin ſich legen
Und verweſen muß! Aber dich wird bey den Todten dein Salem
Suchen und auferwecken, und wenn du erwacht biſt, verklaͤren!
Herrlich nach himmliſcher Bildung mit neuer Schoͤnhelt umkraͤnzet,
Wird er dich hoch in kommenden Wolken, du Richter der Menſchen,
Deinem Meßias entgegen, zu ſeinen Umarmungen fuͤhren.
Alſo ſang von meinem Johannes die himmliſche Jugend.
Salem ſagt es, und ſchwieg. Er und die Seraphim blieben
Um Johannes herum, voll ſuͤßer Zaͤrtlichkeit, ſtehen.
Alſo ſtehen drey Bruͤder um eine geliebteſte Schweſter
Zaͤrt-
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[91/0103] Dritter Geſang. Sey uns gegruͤßt bey deinem Hervorgehn, unſterbliche Freundinn, Heilige Tochter des goͤttlichen Hauchs, komm, ſey uns geſegnet! Du biſt ſchoͤn und zaͤrtlich, wie Salem, wie Raphael, himmliſch Und erhaben. Dir werden aus deiner heiteren Fuͤlle, Wie aus der Morgenroͤthe der Thau, die Gedanken gebohren. Und dein menſchliches Herz, dein Herz voll zaͤrtlicher Triebe Fließt, wie der Seraphim Auge, das bey Erblickung der Tugend Voller Entzuͤckungen weint, von ſuͤßen Empfindungen uͤber! Tochter des goͤttlichen Hauchs, vertraulichſte Schweſter der Seele, Die in ihrer unſchuldigen Jugend einſt Adam belebte, Komm, wir fuͤhren dich itzt zu deinem Vertrauten, dem Koͤrper, Den die Natur ſchoͤn bildet, damit du im Laͤcheln, o Seele, Dein holdſeliges Weſen vom heitern Angeſicht redeſt. Ja er wird ſchoͤn ſeyn, und deinem Leibe, Meßias, gleichen, Den nun bald der goͤttliche Geiſt zum ſchoͤnſten der Menſchen Bilden wird, zum ſchoͤnſten vor allen Kindern von Adam. Ach daß dieſes dein zartes Gebaͤu in Staub hin ſich legen Und verweſen muß! Aber dich wird bey den Todten dein Salem Suchen und auferwecken, und wenn du erwacht biſt, verklaͤren! Herrlich nach himmliſcher Bildung mit neuer Schoͤnhelt umkraͤnzet, Wird er dich hoch in kommenden Wolken, du Richter der Menſchen, Deinem Meßias entgegen, zu ſeinen Umarmungen fuͤhren. Alſo ſang von meinem Johannes die himmliſche Jugend. Salem ſagt es, und ſchwieg. Er und die Seraphim blieben Um Johannes herum, voll ſuͤßer Zaͤrtlichkeit, ſtehen. Alſo ſtehen drey Bruͤder um eine geliebteſte Schweſter Zaͤrt-

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/103>, abgerufen am 21.11.2024.