[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Hatte
Hatte
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0136" n="124"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Um Erbarmung: ſo hoͤre dich Gott, und erbarme ſich deiner!</l><lb/> <l>Alſo ſagt er, und geht durch ſie hin. Jhn begleitete Joſeph.</l><lb/> <l>Aber Jthuriel ſah Nikodemum, den goͤttlichen Mann, gehn.</l><lb/> <l>Und der Seraph erhub ſich und gieng in hoher Entzuͤckung</l><lb/> <l>Mit weit ausgebreiteten Armen. Sein freudiges Auge</l><lb/> <l>Schaute gen Himmel nach Gottes Thron hin. Ein goͤttliches Laͤcheln</l><lb/> <l>Hellte die ſelige Stirn, und unausſprechliche Freude</l><lb/> <l>Floß um ſein Haupt, da er gieng. So, wie der Himmliſchen einer,</l><lb/> <l>Der, als Waͤchter, zween Liebende ſchuͤtzt, die edler ſich lieben,</l><lb/> <l>Tief verloren in ſeiner Entzuͤckung, auf bluͤhenden Huͤgeln,</l><lb/> <l>Unten am ewigen Thron ſteht, wenn Seraph Eloa vor Gott ſingt,</l><lb/> <l>Und der toͤnenden Harfe die himmliſche Sprache gebietet.</l><lb/> <l>Von der Belohnung der Tugend, vom Widerſehen der Freunde</l><lb/> <l>Und der Liebenden ſingt dann Eloa. Der laͤchelnde Seraph</l><lb/> <l>Stehet entzuͤckt. Die Harfe toͤnt fort mit gefluͤgelten Stimmen,</l><lb/> <l>Schlag auf Schlag, Gedank auf Gedanke! Der hoͤrende Juͤngling</l><lb/> <l>Jauchzt, und zerfließt im ſuͤßen Gefuͤhl unausſprechlicher Freuden.</l><lb/> <l>Alſo entzuͤckt ſtand Jthuriel da, und ſprach zu ſich ſelber:</l><lb/> <l>Welche Seligkeit wird, nach des Mittlers Tode, dich kroͤnen;</l><lb/> <l>Wenn du ſolche unſterbliche Seelen, o Menſchengeſchlecht, haſt!</l><lb/> <l>Und nun bald die Chriſten ſo ſind, wie dieſer Gerechte!</l><lb/> <l>Dieſes ſagt er, und achtet nicht Satan, ihn hoͤren zu laſſen,</l><lb/> <l>Was er ſagt. Doch Satan erblickt ihn in ſeiner Entzuͤckung,</l><lb/> <l>Und empfand den gewiſſen Triumph des erhabneren Seraphs.</l><lb/> <l>Aber Nikodemus gieng neben Joſeph und ſagte,</l><lb/> <l>Als er von ihm ſich wandte: du aber ſchaͤmteſt dich ſeiner,</l><lb/> <l>Theurer Joſeph! Das gieng ihm durchs Herz. Der froͤmmere Joſeph<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hatte</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0136]
Der Meßias.
Um Erbarmung: ſo hoͤre dich Gott, und erbarme ſich deiner!
Alſo ſagt er, und geht durch ſie hin. Jhn begleitete Joſeph.
Aber Jthuriel ſah Nikodemum, den goͤttlichen Mann, gehn.
Und der Seraph erhub ſich und gieng in hoher Entzuͤckung
Mit weit ausgebreiteten Armen. Sein freudiges Auge
Schaute gen Himmel nach Gottes Thron hin. Ein goͤttliches Laͤcheln
Hellte die ſelige Stirn, und unausſprechliche Freude
Floß um ſein Haupt, da er gieng. So, wie der Himmliſchen einer,
Der, als Waͤchter, zween Liebende ſchuͤtzt, die edler ſich lieben,
Tief verloren in ſeiner Entzuͤckung, auf bluͤhenden Huͤgeln,
Unten am ewigen Thron ſteht, wenn Seraph Eloa vor Gott ſingt,
Und der toͤnenden Harfe die himmliſche Sprache gebietet.
Von der Belohnung der Tugend, vom Widerſehen der Freunde
Und der Liebenden ſingt dann Eloa. Der laͤchelnde Seraph
Stehet entzuͤckt. Die Harfe toͤnt fort mit gefluͤgelten Stimmen,
Schlag auf Schlag, Gedank auf Gedanke! Der hoͤrende Juͤngling
Jauchzt, und zerfließt im ſuͤßen Gefuͤhl unausſprechlicher Freuden.
Alſo entzuͤckt ſtand Jthuriel da, und ſprach zu ſich ſelber:
Welche Seligkeit wird, nach des Mittlers Tode, dich kroͤnen;
Wenn du ſolche unſterbliche Seelen, o Menſchengeſchlecht, haſt!
Und nun bald die Chriſten ſo ſind, wie dieſer Gerechte!
Dieſes ſagt er, und achtet nicht Satan, ihn hoͤren zu laſſen,
Was er ſagt. Doch Satan erblickt ihn in ſeiner Entzuͤckung,
Und empfand den gewiſſen Triumph des erhabneren Seraphs.
Aber Nikodemus gieng neben Joſeph und ſagte,
Als er von ihm ſich wandte: du aber ſchaͤmteſt dich ſeiner,
Theurer Joſeph! Das gieng ihm durchs Herz. Der froͤmmere Joſeph
Hatte
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