[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Dieß ist der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fortgieng, Und sich von fern dem Himmel der göttlichen Herrlichkeit nahte. Mitten in der Versammlung der Sonnen erhebt sich der Himmel, Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fülle Jeder sichtbaren Schönheit, die sich, gleich flüchtigen Bächen, Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend ergießet. Also dreht er sich, unter dem Ewigen, um sich selber. Wenn er wandelt, ertönen von ihm, auf Flügeln der Winde, An die Gestade der Sonnen die sphärischen Harmonien Hoch hinüber. Die Lieder der göttlichen Harfenspieler Schallen mit Macht, wie beseelend, darein. Dieß vereinbarte Tönen Führt vorm unsterblichen Hörer manch hohes Loblied vorüber. Wie sich sein freudiger Blick an seinen Werken ergetzet, Also vergnügte sein göttliches Ohr itzt dies hohe Getöne. Die du himmlische Lieder mich lehrst, Gespielinn der Engel, Seherinn Gottes, du Hörerinn hoher unsterblicher Stimmen, Melde mir. Muse von Tabor, das Lied, das die Himmel itzt sangen. Sey
Dieß iſt der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fortgieng, Und ſich von fern dem Himmel der goͤttlichen Herrlichkeit nahte. Mitten in der Verſammlung der Sonnen erhebt ſich der Himmel, Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fuͤlle Jeder ſichtbaren Schoͤnheit, die ſich, gleich fluͤchtigen Baͤchen, Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend ergießet. Alſo dreht er ſich, unter dem Ewigen, um ſich ſelber. Wenn er wandelt, ertoͤnen von ihm, auf Fluͤgeln der Winde, An die Geſtade der Sonnen die ſphaͤriſchen Harmonien Hoch hinuͤber. Die Lieder der goͤttlichen Harfenſpieler Schallen mit Macht, wie beſeelend, darein. Dieß vereinbarte Toͤnen Fuͤhrt vorm unſterblichen Hoͤrer manch hohes Loblied voruͤber. Wie ſich ſein freudiger Blick an ſeinen Werken ergetzet, Alſo vergnuͤgte ſein goͤttliches Ohr itzt dies hohe Getoͤne. Die du himmliſche Lieder mich lehrſt, Geſpielinn der Engel, Seherinn Gottes, du Hoͤrerinn hoher unſterblicher Stimmen, Melde mir. Muſe von Tabor, das Lied, das die Himmel itzt ſangen. Sey
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Der Meßias.
Und aus der Aſche des großen Gerichts triumphirend hervorgehn,
Wenn Gott alle Bezirke der Welten mit ſeinem Himmel
Durch gleich allgegenwaͤrtiges Anſchaun zuſammen vereinbart,
Alsdann wird der aͤtheriſche Strom vom himmliſchen Urquell
Wieder mit hellerer Schoͤne zum neuen Eden ſich ſenken.
Nie wird dann ſein Geſtade von hohen Verſammlungen leer ſeyn,
Die auf Erden den Umgang der neuen Unſterblichen ſuchen.
Dieß iſt der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fortgieng,
Und ſich von fern dem Himmel der goͤttlichen Herrlichkeit nahte.
Mitten in der Verſammlung der Sonnen erhebt ſich der Himmel,
Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fuͤlle
Jeder ſichtbaren Schoͤnheit, die ſich, gleich fluͤchtigen Baͤchen,
Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend ergießet.
Alſo dreht er ſich, unter dem Ewigen, um ſich ſelber.
Wenn er wandelt, ertoͤnen von ihm, auf Fluͤgeln der Winde,
An die Geſtade der Sonnen die ſphaͤriſchen Harmonien
Hoch hinuͤber. Die Lieder der goͤttlichen Harfenſpieler
Schallen mit Macht, wie beſeelend, darein. Dieß vereinbarte Toͤnen
Fuͤhrt vorm unſterblichen Hoͤrer manch hohes Loblied voruͤber.
Wie ſich ſein freudiger Blick an ſeinen Werken ergetzet,
Alſo vergnuͤgte ſein goͤttliches Ohr itzt dies hohe Getoͤne.
Die du himmliſche Lieder mich lehrſt, Geſpielinn der Engel,
Seherinn Gottes, du Hoͤrerinn hoher unſterblicher Stimmen,
Melde mir. Muſe von Tabor, das Lied, das die Himmel itzt ſangen.
Sey
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