[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Gegen
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="12"> <l> <pb facs="#f0055" n="43"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Ueber ſein finſtres Anſehn in ſtillem Triumphe ſich freuten.</l><lb/> <l>Doch dieß helle Gewand war ihm bald unertraͤglich; er eilte,</l><lb/> <l>Aus deu Bezirken der goͤttlichen Herrſchaft zur Hoͤlle zu kommen.</l><lb/> <l>Jtzo hatt er ſich ſchon bey den aͤußerſten Weltgebaͤuden</l><lb/> <l>Stuͤrmiſch herunter geſenkt. Unermeßliche daͤmmernde Raͤume</l><lb/> <l>Thaten vor ihm wie unendlich ſich auf. Die nennt er den Anfang</l><lb/> <l>Seiner von ihm durchherrſchten Bezirke. Hier ſah er von ferne</l><lb/> <l>Fluͤchtigen Schimmer, ſo weit die aͤußerſten Sterne der Schoͤpfung</l><lb/> <l>Noch das unendliche Leere mit matten Strahlen durchirrten.</l><lb/> <l>Doch hier ſah er die Hoͤlle noch nicht; die hatte die Gottheit</l><lb/> <l>Fern von ſich und ihren Geſchoͤpfen, den ſeligen Geiſtern,</l><lb/> <l>Weiter hinunter in ewige Dunkelheit eingeſchloſſen.</l><lb/> <l>Denn in unſerer Welt, dem Schauplatz ihrer Erbarmung,</l><lb/> <l>War kein Raum fuͤr Oerter der Quaal. Der Ewige ſchuf ſie</l><lb/> <l>Furchtbar, zum Verderben, zu ſeinem ſtrafenden Endzweck,</l><lb/> <l>Praͤchtig und vollkommen. Jn drey erſchrecklichen Naͤchten</l><lb/> <l>Schuf er ſie, und verwandte von ihr ſein Antlitz auf ewig,</l><lb/> <l>Jenes, mit welchem er huldreich nach ſeinen Geſchoͤpfen herabſieht.</l><lb/> <l>Zween von den heldenmuͤthigſten Engeln bewachten die Hoͤlle.</l><lb/> <l>Dieß war Gottes Befehl, da er ſie mit maͤchtiger Ruͤſtung</l><lb/> <l>Segnend umgab. Sie ſollten den Ort der dunklen Verdammniß</l><lb/> <l>Ewig in ſeinen Bezirken erhalten, damit nicht Satan</l><lb/> <l>Kuͤhn mit ſeiner verfinſterten Laſt die Schoͤpfung beſtuͤrmte,</l><lb/> <l>Und das Antlitz der ſchoͤnen Natur durch Verwuͤſtung entſtellte.</l><lb/> <l>Wo ſie beym Eingang der Hoͤlle mit herrſchendem Angeſicht ſitzen,</l><lb/> <l>Von da ſenkt ſich ein ſtrahlender Weg, wie von Zwillingsquellen</l><lb/> <l>Ein kryſtallener Strom, in geradefortlaufender Laͤnge<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gegen</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
Zweyter Geſang.
Ueber ſein finſtres Anſehn in ſtillem Triumphe ſich freuten.
Doch dieß helle Gewand war ihm bald unertraͤglich; er eilte,
Aus deu Bezirken der goͤttlichen Herrſchaft zur Hoͤlle zu kommen.
Jtzo hatt er ſich ſchon bey den aͤußerſten Weltgebaͤuden
Stuͤrmiſch herunter geſenkt. Unermeßliche daͤmmernde Raͤume
Thaten vor ihm wie unendlich ſich auf. Die nennt er den Anfang
Seiner von ihm durchherrſchten Bezirke. Hier ſah er von ferne
Fluͤchtigen Schimmer, ſo weit die aͤußerſten Sterne der Schoͤpfung
Noch das unendliche Leere mit matten Strahlen durchirrten.
Doch hier ſah er die Hoͤlle noch nicht; die hatte die Gottheit
Fern von ſich und ihren Geſchoͤpfen, den ſeligen Geiſtern,
Weiter hinunter in ewige Dunkelheit eingeſchloſſen.
Denn in unſerer Welt, dem Schauplatz ihrer Erbarmung,
War kein Raum fuͤr Oerter der Quaal. Der Ewige ſchuf ſie
Furchtbar, zum Verderben, zu ſeinem ſtrafenden Endzweck,
Praͤchtig und vollkommen. Jn drey erſchrecklichen Naͤchten
Schuf er ſie, und verwandte von ihr ſein Antlitz auf ewig,
Jenes, mit welchem er huldreich nach ſeinen Geſchoͤpfen herabſieht.
Zween von den heldenmuͤthigſten Engeln bewachten die Hoͤlle.
Dieß war Gottes Befehl, da er ſie mit maͤchtiger Ruͤſtung
Segnend umgab. Sie ſollten den Ort der dunklen Verdammniß
Ewig in ſeinen Bezirken erhalten, damit nicht Satan
Kuͤhn mit ſeiner verfinſterten Laſt die Schoͤpfung beſtuͤrmte,
Und das Antlitz der ſchoͤnen Natur durch Verwuͤſtung entſtellte.
Wo ſie beym Eingang der Hoͤlle mit herrſchendem Angeſicht ſitzen,
Von da ſenkt ſich ein ſtrahlender Weg, wie von Zwillingsquellen
Ein kryſtallener Strom, in geradefortlaufender Laͤnge
Gegen
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