[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Drauf kam Moloch, ein kriegrischer Geist, von seinen Gebirgen, Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, so nennt er Jehova, Jn die Gefilde der Hölle, sie einzunehmen, herabkäm, Sich zu vertheidigen, stolz mit neuen Bergen umthürmt hat, Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern Dampfend hervorsteigt, erblicken ihn schon der Hölle Bewohner, Wie er unter der Last, vom eisernen Rauschen umstürmet, Mühsam geht, und sich dem hohen Gipfel des Berges Endlich nähert. Und wenn er alsdann die neuen Gebirge Auf die Höh, dem Gewölbe der Höllen entgegen gethürmt hat, Steht er in Wolken, und donnert daraus mit schwerer Arbeit Langsam hervor. Jhn sehen die Seelen der Erdenbezwinger Unten erstaunungsvoll an. Er rauschte von seinen Gebirgen Durch sie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten Schüchtern hinweg. Er gieng, von seiner tönenden Rüstung, Dunkel, wie der Donner von schwarzen Wolken, umgeben. Vor ihm bebte der Berg, und hinter ihm sanken die Felsen Zitternd herab. So gieng er, und kam zum Throne des Satans. Nach
Drauf kam Moloch, ein kriegriſcher Geiſt, von ſeinen Gebirgen, Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, ſo nennt er Jehova, Jn die Gefilde der Hoͤlle, ſie einzunehmen, herabkaͤm, Sich zu vertheidigen, ſtolz mit neuen Bergen umthuͤrmt hat, Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern Dampfend hervorſteigt, erblicken ihn ſchon der Hoͤlle Bewohner, Wie er unter der Laſt, vom eiſernen Rauſchen umſtuͤrmet, Muͤhſam geht, und ſich dem hohen Gipfel des Berges Endlich naͤhert. Und wenn er alsdann die neuen Gebirge Auf die Hoͤh, dem Gewoͤlbe der Hoͤllen entgegen gethuͤrmt hat, Steht er in Wolken, und donnert daraus mit ſchwerer Arbeit Langſam hervor. Jhn ſehen die Seelen der Erdenbezwinger Unten erſtaunungsvoll an. Er rauſchte von ſeinen Gebirgen Durch ſie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten Schuͤchtern hinweg. Er gieng, von ſeiner toͤnenden Ruͤſtung, Dunkel, wie der Donner von ſchwarzen Wolken, umgeben. Vor ihm bebte der Berg, und hinter ihm ſanken die Felſen Zitternd herab. So gieng er, und kam zum Throne des Satans. Nach
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Zweyter Geſang.
Ueber die hohen Altaͤre geſtellt hat. Hier ehret die Hoͤlle
Die dich, Jehova, verwarf, ein unendliches ewiges Unding.
Selber Satan erſcheinet hier oft, und fraget den Prieſter,
Wegen der Reiſ ins Unendliche, die er ſchon vielmal gewagt hat,
Doch nicht ſo weit, als Adramelech aus Herrſchſucht es wuͤnſchte.
Jtzo kam Adramelech vom Tempel, und ſaß auf dem Throne
Mit verborgenem Grimm, bey Satans linker Hand nieder.
Drauf kam Moloch, ein kriegriſcher Geiſt, von ſeinen Gebirgen,
Die er, wenn etwa der donnernde Krieger, ſo nennt er Jehova,
Jn die Gefilde der Hoͤlle, ſie einzunehmen, herabkaͤm,
Sich zu vertheidigen, ſtolz mit neuen Bergen umthuͤrmt hat,
Oft wenn der traurige Tag an des flammenden Oceans Ufern
Dampfend hervorſteigt, erblicken ihn ſchon der Hoͤlle Bewohner,
Wie er unter der Laſt, vom eiſernen Rauſchen umſtuͤrmet,
Muͤhſam geht, und ſich dem hohen Gipfel des Berges
Endlich naͤhert. Und wenn er alsdann die neuen Gebirge
Auf die Hoͤh, dem Gewoͤlbe der Hoͤllen entgegen gethuͤrmt hat,
Steht er in Wolken, und donnert daraus mit ſchwerer Arbeit
Langſam hervor. Jhn ſehen die Seelen der Erdenbezwinger
Unten erſtaunungsvoll an. Er rauſchte von ſeinen Gebirgen
Durch ſie gewaltig einher. Sie wichen auf beyden Seiten
Schuͤchtern hinweg. Er gieng, von ſeiner toͤnenden Ruͤſtung,
Dunkel, wie der Donner von ſchwarzen Wolken, umgeben.
Vor ihm bebte der Berg, und hinter ihm ſanken die Felſen
Zitternd herab. So gieng er, und kam zum Throne des Satans.
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Zitationshilfe: | [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/59>, abgerufen am 16.02.2025. |