[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Feurige
Feurige
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="24"> <l> <pb facs="#f0072" n="60"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Ungeſtuͤm an, und ſchwieg. Sein Auge ward dunkel vor Grimme,</l><lb/> <l>Jhn zu verachten, ohnmaͤchtig; doch Abbadona blieb ernſthaft</l><lb/> <l>Und unerſchrocken vor ihm mit traurigem Angeſicht ſtehen.</l><lb/> <l>Aber Gottes, der Menſchen, und Satans Feind, Adramelech</l><lb/> <l>Sprach: aus finſtern Wettern will ich mit dir reden, Verzagter,</l><lb/> <l>Dir ſoll ein Ungewitter die Antwort entgegen donnern!</l><lb/> <l>Darfſt du die Goͤtter ſo ſchmaͤhn? Darf einer der niedrigſten Geiſter</l><lb/> <l>Wider Satan und mich aus ſeiner Tiefe ſich ruͤſten?</l><lb/> <l>Wirſt du gepeinigt, ſo wirſt du von deinen niedern Gedanken,</l><lb/> <l>Sclave, gepeinigt! Entfleuch, Verzagter, aus dieſen Bezirken</l><lb/> <l>Unſrer Herrſchaft, wo Koͤnige ſind! Entfleuch in die Tiefe,</l><lb/> <l>Laß dir von deinem Allmaͤchtigen dort ein Quaalenreich bauen!</l><lb/> <l>Allda bring die Unſterblichkeit zu! Doch du ſtuͤrbeſt wohl lieber!</l><lb/> <l>Stirb denn, vergeh, anbetend und ſclaviſch gen Himmel gebuͤcket!</l><lb/> <l>Der du mitten im Himmel dein Goͤtterweſen erkannteſt,</l><lb/> <l>Und dem berufnen Allmaͤchtigen kuͤhn, mit heiligem Zuͤrnen,</l><lb/> <l>Widerſtandeſt, zukuͤnſtiger Schoͤpfer unzaͤhlbarer Welten,</l><lb/> <l>Komm, Gott Satan, wir wollen den kleinen niedrigen Geiſtern</l><lb/> <l>Unſern furchtbaren Arm durch Unternehmungen zeigen,</l><lb/> <l>Die, wie ein Wetter, auf einmal ſie blenden und niederſchlagen!</l><lb/> <l>Komm! Labyrinthe verborgener Liſt, zum Verderben verwirret,</l><lb/> <l>Zeigen ſich mir! Der Tod iſt darinn. Kein oͤffnender Ausgang</l><lb/> <l>Und kein Fuͤhrer ſoll ihn den Labyrinthen entreißen.</l><lb/> <l>Doch entfloͤh er auch unſerer Liſt, gaͤbſt du im Olympus,</l><lb/> <l>Uns zu entrinnen, ihm Goͤtterverſtand: ſo ſollen im Grimme<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Feurige</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0072]
Der Meßias.
Ungeſtuͤm an, und ſchwieg. Sein Auge ward dunkel vor Grimme,
Jhn zu verachten, ohnmaͤchtig; doch Abbadona blieb ernſthaft
Und unerſchrocken vor ihm mit traurigem Angeſicht ſtehen.
Aber Gottes, der Menſchen, und Satans Feind, Adramelech
Sprach: aus finſtern Wettern will ich mit dir reden, Verzagter,
Dir ſoll ein Ungewitter die Antwort entgegen donnern!
Darfſt du die Goͤtter ſo ſchmaͤhn? Darf einer der niedrigſten Geiſter
Wider Satan und mich aus ſeiner Tiefe ſich ruͤſten?
Wirſt du gepeinigt, ſo wirſt du von deinen niedern Gedanken,
Sclave, gepeinigt! Entfleuch, Verzagter, aus dieſen Bezirken
Unſrer Herrſchaft, wo Koͤnige ſind! Entfleuch in die Tiefe,
Laß dir von deinem Allmaͤchtigen dort ein Quaalenreich bauen!
Allda bring die Unſterblichkeit zu! Doch du ſtuͤrbeſt wohl lieber!
Stirb denn, vergeh, anbetend und ſclaviſch gen Himmel gebuͤcket!
Der du mitten im Himmel dein Goͤtterweſen erkannteſt,
Und dem berufnen Allmaͤchtigen kuͤhn, mit heiligem Zuͤrnen,
Widerſtandeſt, zukuͤnſtiger Schoͤpfer unzaͤhlbarer Welten,
Komm, Gott Satan, wir wollen den kleinen niedrigen Geiſtern
Unſern furchtbaren Arm durch Unternehmungen zeigen,
Die, wie ein Wetter, auf einmal ſie blenden und niederſchlagen!
Komm! Labyrinthe verborgener Liſt, zum Verderben verwirret,
Zeigen ſich mir! Der Tod iſt darinn. Kein oͤffnender Ausgang
Und kein Fuͤhrer ſoll ihn den Labyrinthen entreißen.
Doch entfloͤh er auch unſerer Liſt, gaͤbſt du im Olympus,
Uns zu entrinnen, ihm Goͤtterverſtand: ſo ſollen im Grimme
Feurige
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |