[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.
Das
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0157" n="127"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehnter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Satan, indem er vor Qual der unterirrdiſchen Felſen</l><lb/> <l>Einen zermalmt, und kaum, mit ſchwerem dumpfen Gebruͤlle,</l><lb/> <l>Stammeln konnte, begann: Fuͤhlſt du ſie, wie ich, die entſlammte</l><lb/> <l>Unverſoͤnliche Qual, die in ieden Abgrund des Herzens</l><lb/> <l>Tod auf Tod mir, ewigen Tod! ſtets heiſſer hinabſtuͤrzt;</l><lb/> <l>Sieh, ich will dir, verruchter, gerichteter, ewiger Suͤnder!</l><lb/> <l>Jch, wie du, ein verruchter, gerichteter, ewiger Suͤnder!</l><lb/> <l>Jhre ſchwarze Geſtalt, ſo viel ich vermag, dir beſchreiben.</l><lb/> <l>Zwar ſie hat nicht Bilder genung die unterſte Hoͤlle,</l><lb/> <l>Meine Qualen dir ganz, ſo ganz, wie ichs duͤrſte, zu zeigen:</l><lb/> <l>Dennoch hoͤr mich, Verruchter! Wofern du etwa nicht alles,</l><lb/> <l>Was ich empfind, empfindeſt; ſo ſoll es, was ich dir ſage,</l><lb/> <l>Elend genung dich machen. Mit mir ſollſt du es empfinden!</l><lb/> <l>Oder es doch als kuͤnftig, mit ſtarren Ahndungen, fuͤrchten!</l><lb/> <l>Hoͤre! So ſehr hat mich mein Jammer niedergeworfen,</l><lb/> <l>Daß mich ſo gar der Anblick von deiner Qual nicht mehr froh macht!</l><lb/> <l>Wie ich erniedriget bin, ward ich noch niemals erniedrigt!</l><lb/> <l>Siehe, ſo tief, daß ichs, mit grimmigem Zagen, bekenne!</l><lb/> <l>Ja, Er iſt allmaͤchtig! allmaͤchtig iſt Er! Allein ich</l><lb/> <l>Was bin ich? Das ſchwaͤrzte der Ungeheuer des Abgrunds!</l><lb/> <l>Ganz, ganz unten lieg ich, auf mir die Hoͤlle! von allen</l><lb/> <l>Seinen Qualen gedruͤckt! von allen Seinen Gerichten</l><lb/> <l>Ueberlaſtet! … Und hat Er etwa, den Ewigtodten</l><lb/> <l>Jn dieß tiefſte der Graͤber mit ſeinem Donner zu werfen,</l><lb/> <l>Wuͤrdig geachtet? Ein Engel gebot uns zu fliehen! wir flohen!</l><lb/> <l>Und in weſſen Namen gebots der Geſendete Gottes?</l><lb/> <l>O was iſt es in mir? was fuͤr ein neues Gericht iſts,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0157]
Zehnter Geſang.
Satan, indem er vor Qual der unterirrdiſchen Felſen
Einen zermalmt, und kaum, mit ſchwerem dumpfen Gebruͤlle,
Stammeln konnte, begann: Fuͤhlſt du ſie, wie ich, die entſlammte
Unverſoͤnliche Qual, die in ieden Abgrund des Herzens
Tod auf Tod mir, ewigen Tod! ſtets heiſſer hinabſtuͤrzt;
Sieh, ich will dir, verruchter, gerichteter, ewiger Suͤnder!
Jch, wie du, ein verruchter, gerichteter, ewiger Suͤnder!
Jhre ſchwarze Geſtalt, ſo viel ich vermag, dir beſchreiben.
Zwar ſie hat nicht Bilder genung die unterſte Hoͤlle,
Meine Qualen dir ganz, ſo ganz, wie ichs duͤrſte, zu zeigen:
Dennoch hoͤr mich, Verruchter! Wofern du etwa nicht alles,
Was ich empfind, empfindeſt; ſo ſoll es, was ich dir ſage,
Elend genung dich machen. Mit mir ſollſt du es empfinden!
Oder es doch als kuͤnftig, mit ſtarren Ahndungen, fuͤrchten!
Hoͤre! So ſehr hat mich mein Jammer niedergeworfen,
Daß mich ſo gar der Anblick von deiner Qual nicht mehr froh macht!
Wie ich erniedriget bin, ward ich noch niemals erniedrigt!
Siehe, ſo tief, daß ichs, mit grimmigem Zagen, bekenne!
Ja, Er iſt allmaͤchtig! allmaͤchtig iſt Er! Allein ich
Was bin ich? Das ſchwaͤrzte der Ungeheuer des Abgrunds!
Ganz, ganz unten lieg ich, auf mir die Hoͤlle! von allen
Seinen Qualen gedruͤckt! von allen Seinen Gerichten
Ueberlaſtet! … Und hat Er etwa, den Ewigtodten
Jn dieß tiefſte der Graͤber mit ſeinem Donner zu werfen,
Wuͤrdig geachtet? Ein Engel gebot uns zu fliehen! wir flohen!
Und in weſſen Namen gebots der Geſendete Gottes?
O was iſt es in mir? was fuͤr ein neues Gericht iſts,
Das
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