[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.
Mit zu vielen Geschäften für Einen, umgeben, und dennoch Niemals in ihrem Netze verstrickt, that Lucius eifrig, Was er sollte, nicht stolz darauf, nicht niedergeschlagen, Wenn er oft die Aehre der Saat, die er streute, nicht sahe. Sorgsam, ein weiser Käufer der Zeit, erspart' er noch immer Stunden zum Gebete, zur weltentfernten Betrachtung, Heilige Stunden. Und so entrann er ins ewige Leben! Enkelinnen, euch reize Tryphänens Beyspiel! Auch ihr lebt Unter Heiden. Mit jener gereinigten edleren Liebe, Welche Tugend ist, liebte Tryphäna. Was schön ist und schätzbar, Hatte der Jüngling; allein ein Heide war er, entschlossen, Es zu bleiben! Tryphäna befürchtet viel von des Jünglings Leichtgewandten Beredsamkeit; mehr noch von seiner Liebe; Alles von ihrer! Die überwindet sie! Heitere Freude Wird, schon hier, die Belohnerinn ihres frommen Entschlusses: Sich, die unsterblich einst ist, in diese Gefahr nicht zu wagen. Linus, von keinem Schimmer des Lebens am Grabe zu täuschen, Unbezwingbar den Kleinigkeiten, in welche sich Fromme Selbst J 4
Mit zu vielen Geſchaͤften fuͤr Einen, umgeben, und dennoch Niemals in ihrem Netze verſtrickt, that Lucius eifrig, Was er ſollte, nicht ſtolz darauf, nicht niedergeſchlagen, Wenn er oft die Aehre der Saat, die er ſtreute, nicht ſahe. Sorgſam, ein weiſer Kaͤufer der Zeit, erſpart’ er noch immer Stunden zum Gebete, zur weltentfernten Betrachtung, Heilige Stunden. Und ſo entrann er ins ewige Leben! Enkelinnen, euch reize Tryphaͤnens Beyſpiel! Auch ihr lebt Unter Heiden. Mit jener gereinigten edleren Liebe, Welche Tugend iſt, liebte Tryphaͤna. Was ſchoͤn iſt und ſchaͤtzbar, Hatte der Juͤngling; allein ein Heide war er, entſchloſſen, Es zu bleiben! Tryphaͤna befuͤrchtet viel von des Juͤnglings Leichtgewandten Beredſamkeit; mehr noch von ſeiner Liebe; Alles von ihrer! Die uͤberwindet ſie! Heitere Freude Wird, ſchon hier, die Belohnerinn ihres frommen Entſchluſſes: Sich, die unſterblich einſt iſt, in dieſe Gefahr nicht zu wagen. Linus, von keinem Schimmer des Lebens am Grabe zu taͤuſchen, Unbezwingbar den Kleinigkeiten, in welche ſich Fromme Selbſt J 4
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Zehnter Geſang.
Weihte, den Pflichten, die er fuͤr die erſten und hoͤchſten erkannte:
Macht’ er ſich, wie es ein Sterblicher kann, der Maͤrtyrer Krone
Wuͤrdig! Er haͤtte die Thaten, durch die er die Heiligen lehrte,
Gerne naͤher am Throne gethan. Allein da er wuſte,
Unverſtanden von knechtiſchen Schmeichlern, und ihrem Beherrſcher,
Wuͤrd er dort vergebens fuͤrs Wohl der Menſchen ſich muͤhen:
So entſchloß er ſich maͤnnlich, im engern Kreiſe zu bleiben,
Gutes, wo ers vermochte, zu thun, und mehr der Betrachtung
Seines Todes, und mehr der unſterblichen Seele zu leben!
Mit zu vielen Geſchaͤften fuͤr Einen, umgeben, und dennoch
Niemals in ihrem Netze verſtrickt, that Lucius eifrig,
Was er ſollte, nicht ſtolz darauf, nicht niedergeſchlagen,
Wenn er oft die Aehre der Saat, die er ſtreute, nicht ſahe.
Sorgſam, ein weiſer Kaͤufer der Zeit, erſpart’ er noch immer
Stunden zum Gebete, zur weltentfernten Betrachtung,
Heilige Stunden. Und ſo entrann er ins ewige Leben!
Enkelinnen, euch reize Tryphaͤnens Beyſpiel! Auch ihr lebt
Unter Heiden. Mit jener gereinigten edleren Liebe,
Welche Tugend iſt, liebte Tryphaͤna. Was ſchoͤn iſt und ſchaͤtzbar,
Hatte der Juͤngling; allein ein Heide war er, entſchloſſen,
Es zu bleiben! Tryphaͤna befuͤrchtet viel von des Juͤnglings
Leichtgewandten Beredſamkeit; mehr noch von ſeiner Liebe;
Alles von ihrer! Die uͤberwindet ſie! Heitere Freude
Wird, ſchon hier, die Belohnerinn ihres frommen Entſchluſſes:
Sich, die unſterblich einſt iſt, in dieſe Gefahr nicht zu wagen.
Linus, von keinem Schimmer des Lebens am Grabe zu taͤuſchen,
Unbezwingbar den Kleinigkeiten, in welche ſich Fromme
Selbſt
J 4
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