[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Dreyzehnter Gesang. Die zu dem Retter Abrahams Kinder und Jsaks und JakobsAch zum Gekreuzigten bringt; wenn nun der Völker Füll' ist Eingegangen, nun Jsrael auch eingehet, und Jesus Sich nicht halten mehr kann, und laut zu weinen beginnet: Jch bin Jesus! ... ihm dann die Geliebteren weinend am Halse Hangen, er Feyerkleider der Unschuld Allen austheilt, Jedem ein helles Gewand mit Blute besprengt, und Kronen, Ach den Geliebteren, daß, vor ihrer Belohnungen Größe, Freudig die Thronen erschrecken! wenn Er dieß Alles vollendet; O wie werden die himmlischen Boten von Sternen zu Sternen Eilen, verkündigen, was vor ein Licht aus der Tiefe der Weisheit, Was vor ein Strahl aus der Nacht des göttlichen Rathes hervorbrach! Und wie werden alsdann ihr Antlitz die Aeltsten am Throne Neigen, und niederwerfen die Kronen, und feyren, und danken, Danken dem Einen, der ewig ist, und der Vater der Tage! Siehe, du hast es vollendet! und wirst noch mehr es vollenden! Vater! Erster! du Einer, der ewig ist! o dem Namen Deiner Herrlichkeit Preis! von Aeonen Preis in Aeonen! Mit des feyrenden Liedes Strome, lispelt' und hallte Harf' und Posaune. Wie er in seinen Gestaden einherfloß, (Gleich dem sterbenden Widerhalle sang ihn mein Lied nach) Sanfter itzt floß, und fliegender jetzt, so schwebte der Harfe Lispel auf ihm, und der Hall der Posaune, mit Harmonieen, Die der Seligen Ohr nur hört. Die Gesänge der Himmel Sind nicht Kinder der langsamen, oft entseelten Begeistrnng, Sind der Urbegeistrung entzückte Söhne, der Wonne Erstgebohrne! Wir kennen sie nicht. Bisweilen nur hört sie Einer
Dreyzehnter Geſang. Die zu dem Retter Abrahams Kinder und Jſaks und JakobsAch zum Gekreuzigten bringt; wenn nun der Voͤlker Fuͤll’ iſt Eingegangen, nun Jſrael auch eingehet, und Jeſus Sich nicht halten mehr kann, und laut zu weinen beginnet: Jch bin Jeſus! … ihm dann die Geliebteren weinend am Halſe Hangen, er Feyerkleider der Unſchuld Allen austheilt, Jedem ein helles Gewand mit Blute beſprengt, und Kronen, Ach den Geliebteren, daß, vor ihrer Belohnungen Groͤße, Freudig die Thronen erſchrecken! wenn Er dieß Alles vollendet; O wie werden die himmliſchen Boten von Sternen zu Sternen Eilen, verkuͤndigen, was vor ein Licht aus der Tiefe der Weisheit, Was vor ein Strahl aus der Nacht des goͤttlichen Rathes hervorbrach! Und wie werden alsdann ihr Antlitz die Aeltſten am Throne Neigen, und niederwerfen die Kronen, und feyren, und danken, Danken dem Einen, der ewig iſt, und der Vater der Tage! Siehe, du haſt es vollendet! und wirſt noch mehr es vollenden! Vater! Erſter! du Einer, der ewig iſt! o dem Namen Deiner Herrlichkeit Preis! von Aeonen Preis in Aeonen! Mit des feyrenden Liedes Strome, liſpelt’ und hallte Harf’ und Poſaune. Wie er in ſeinen Geſtaden einherfloß, (Gleich dem ſterbenden Widerhalle ſang ihn mein Lied nach) Sanfter itzt floß, und fliegender jetzt, ſo ſchwebte der Harfe Liſpel auf ihm, und der Hall der Poſaune, mit Harmonieen, Die der Seligen Ohr nur hoͤrt. Die Geſaͤnge der Himmel Sind nicht Kinder der langſamen, oft entſeelten Begeiſtrnng, Sind der Urbegeiſtrung entzuͤckte Soͤhne, der Wonne Erſtgebohrne! Wir kennen ſie nicht. Bisweilen nur hoͤrt ſie Einer
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Dreyzehnter Geſang.
Die zu dem Retter Abrahams Kinder und Jſaks und Jakobs
Ach zum Gekreuzigten bringt; wenn nun der Voͤlker Fuͤll’ iſt
Eingegangen, nun Jſrael auch eingehet, und Jeſus
Sich nicht halten mehr kann, und laut zu weinen beginnet:
Jch bin Jeſus! … ihm dann die Geliebteren weinend am Halſe
Hangen, er Feyerkleider der Unſchuld Allen austheilt,
Jedem ein helles Gewand mit Blute beſprengt, und Kronen,
Ach den Geliebteren, daß, vor ihrer Belohnungen Groͤße,
Freudig die Thronen erſchrecken! wenn Er dieß Alles vollendet;
O wie werden die himmliſchen Boten von Sternen zu Sternen
Eilen, verkuͤndigen, was vor ein Licht aus der Tiefe der Weisheit,
Was vor ein Strahl aus der Nacht des goͤttlichen Rathes hervorbrach!
Und wie werden alsdann ihr Antlitz die Aeltſten am Throne
Neigen, und niederwerfen die Kronen, und feyren, und danken,
Danken dem Einen, der ewig iſt, und der Vater der Tage!
Siehe, du haſt es vollendet! und wirſt noch mehr es vollenden!
Vater! Erſter! du Einer, der ewig iſt! o dem Namen
Deiner Herrlichkeit Preis! von Aeonen Preis in Aeonen!
Mit des feyrenden Liedes Strome, liſpelt’ und hallte
Harf’ und Poſaune. Wie er in ſeinen Geſtaden einherfloß,
(Gleich dem ſterbenden Widerhalle ſang ihn mein Lied nach)
Sanfter itzt floß, und fliegender jetzt, ſo ſchwebte der Harfe
Liſpel auf ihm, und der Hall der Poſaune, mit Harmonieen,
Die der Seligen Ohr nur hoͤrt. Die Geſaͤnge der Himmel
Sind nicht Kinder der langſamen, oft entſeelten Begeiſtrnng,
Sind der Urbegeiſtrung entzuͤckte Soͤhne, der Wonne
Erſtgebohrne! Wir kennen ſie nicht. Bisweilen nur hoͤrt ſie
Einer
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