[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Wird der große Todte nun bald, der Schlummernde Gottes!Wie du kamest, als du aus der Nacht die Sonnen hervorriefst, Siehe, so kommst du, mit tausendmal tausend Leben umströmet, Und vor dir beseelender Sturm her! Himmlisches Säuseln Wird von dem Sturme nun bald sich sondern, und deinen Leichnam Wecken, du Ewiglebender! Seht ihr die äußersten Schimmer Seiner Herrlichkeit? die dort neben den Sternen herabstrahlt? Und die röthlichen Morgen vor ihm, die seiner Gottheit Strahlen mildern! O daß vor Jhm die Geschaffenen alle Beugen ihre Knie! vor ihm, vor ihm der Begnadigten Kronen Alle sinken! Er kömmt, das Gefängniß gefangen zu führen! Gaben der Ewigkeit denen zu geben, die er versöhnt hat! Säusle, beseelende Kraft, Hauch Gottes, und wecke den Leichnam, Dessen Wunden zur Rechte des Vaters mehr, wie die Sonnen, Mehr, wie der erstgeborne des Lichts, der Himmel der Gottheit, Strahlen werden! Und du, verstummende Wonne, lege Deine Hand auf den Mund, und wart anbetend der Stunde, Die er aufersteht! ... O ihr noch Söhne des Staubes, Meine Kinder, vor allen, ihr wenigen, die er gewählt hat, Seiner Auferstehung, in allen Landen der Gräber, Zeugen zu seyn, ihr deren Auge noch Thränen der Wehmuth Weinet, die ihr den unterliegenden Todten nur kennet; Seine Herrlichkeit nicht, noch die, mit welcher er lohnet! Mit dem ganzen, dem göttlichen, unaussprechlichen Segen Seiner Auferstehung, mit dieser Fülle der Fülle, Aller dieser Ueberschwenglichkeit, segn' ich, o Kinder, Euch zu dem ewigen Leben! Gesegnet sey euer Leiden, Jeder
Der Meſſias. Wird der große Todte nun bald, der Schlummernde Gottes!Wie du kameſt, als du aus der Nacht die Sonnen hervorriefſt, Siehe, ſo kommſt du, mit tauſendmal tauſend Leben umſtroͤmet, Und vor dir beſeelender Sturm her! Himmliſches Saͤuſeln Wird von dem Sturme nun bald ſich ſondern, und deinen Leichnam Wecken, du Ewiglebender! Seht ihr die aͤußerſten Schimmer Seiner Herrlichkeit? die dort neben den Sternen herabſtrahlt? Und die roͤthlichen Morgen vor ihm, die ſeiner Gottheit Strahlen mildern! O daß vor Jhm die Geſchaffenen alle Beugen ihre Knie! vor ihm, vor ihm der Begnadigten Kronen Alle ſinken! Er koͤmmt, das Gefaͤngniß gefangen zu fuͤhren! Gaben der Ewigkeit denen zu geben, die er verſoͤhnt hat! Saͤusle, beſeelende Kraft, Hauch Gottes, und wecke den Leichnam, Deſſen Wunden zur Rechte des Vaters mehr, wie die Sonnen, Mehr, wie der erſtgeborne des Lichts, der Himmel der Gottheit, Strahlen werden! Und du, verſtummende Wonne, lege Deine Hand auf den Mund, und wart anbetend der Stunde, Die er auferſteht! … O ihr noch Soͤhne des Staubes, Meine Kinder, vor allen, ihr wenigen, die er gewaͤhlt hat, Seiner Auferſtehung, in allen Landen der Graͤber, Zeugen zu ſeyn, ihr deren Auge noch Thraͤnen der Wehmuth Weinet, die ihr den unterliegenden Todten nur kennet; Seine Herrlichkeit nicht, noch die, mit welcher er lohnet! Mit dem ganzen, dem goͤttlichen, unausſprechlichen Segen Seiner Auferſtehung, mit dieſer Fuͤlle der Fuͤlle, Aller dieſer Ueberſchwenglichkeit, ſegn’ ich, o Kinder, Euch zu dem ewigen Leben! Geſegnet ſey euer Leiden, Jeder
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="45"> <pb facs="#f0140" n="124"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meſſias.</hi> </fw><lb/> <l>Wird der große Todte nun bald, der Schlummernde Gottes!</l><lb/> <l>Wie du kameſt, als du aus der Nacht die Sonnen hervorriefſt,</l><lb/> <l>Siehe, ſo kommſt du, mit tauſendmal tauſend Leben umſtroͤmet,</l><lb/> <l>Und vor dir beſeelender Sturm her! Himmliſches Saͤuſeln</l><lb/> <l>Wird von dem Sturme nun bald ſich ſondern, und deinen Leichnam</l><lb/> <l>Wecken, du Ewiglebender! Seht ihr die aͤußerſten Schimmer</l><lb/> <l>Seiner Herrlichkeit? die dort neben den Sternen herabſtrahlt?</l><lb/> <l>Und die roͤthlichen Morgen vor ihm, die ſeiner Gottheit</l><lb/> <l>Strahlen mildern! O daß vor Jhm die Geſchaffenen alle</l><lb/> <l>Beugen ihre Knie! vor ihm, vor ihm der Begnadigten Kronen</l><lb/> <l>Alle ſinken! Er koͤmmt, das Gefaͤngniß gefangen zu fuͤhren!</l><lb/> <l>Gaben der Ewigkeit denen zu geben, die er verſoͤhnt hat!</l><lb/> <l>Saͤusle, beſeelende Kraft, Hauch Gottes, und wecke den Leichnam,</l><lb/> <l>Deſſen Wunden zur Rechte des Vaters mehr, wie die Sonnen,</l><lb/> <l>Mehr, wie der erſtgeborne des Lichts, der Himmel der Gottheit,</l><lb/> <l>Strahlen werden! Und du, verſtummende Wonne, lege</l><lb/> <l>Deine Hand auf den Mund, und wart anbetend der Stunde,</l><lb/> <l>Die er auferſteht! … O ihr noch Soͤhne des Staubes,</l><lb/> <l>Meine Kinder, vor allen, ihr wenigen, die er gewaͤhlt hat,</l><lb/> <l>Seiner Auferſtehung, in allen Landen der Graͤber,</l><lb/> <l>Zeugen zu ſeyn, ihr deren Auge noch Thraͤnen der Wehmuth</l><lb/> <l>Weinet, die ihr den unterliegenden Todten nur kennet;</l><lb/> <l>Seine Herrlichkeit nicht, noch die, mit welcher er lohnet!</l><lb/> <l>Mit dem ganzen, dem goͤttlichen, unausſprechlichen Segen</l><lb/> <l>Seiner Auferſtehung, mit dieſer Fuͤlle der Fuͤlle,</l><lb/> <l>Aller dieſer Ueberſchwenglichkeit, ſegn’ ich, o Kinder,</l><lb/> <l>Euch zu dem ewigen Leben! Geſegnet ſey euer Leiden,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jeder</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [124/0140]
Der Meſſias.
Wird der große Todte nun bald, der Schlummernde Gottes!
Wie du kameſt, als du aus der Nacht die Sonnen hervorriefſt,
Siehe, ſo kommſt du, mit tauſendmal tauſend Leben umſtroͤmet,
Und vor dir beſeelender Sturm her! Himmliſches Saͤuſeln
Wird von dem Sturme nun bald ſich ſondern, und deinen Leichnam
Wecken, du Ewiglebender! Seht ihr die aͤußerſten Schimmer
Seiner Herrlichkeit? die dort neben den Sternen herabſtrahlt?
Und die roͤthlichen Morgen vor ihm, die ſeiner Gottheit
Strahlen mildern! O daß vor Jhm die Geſchaffenen alle
Beugen ihre Knie! vor ihm, vor ihm der Begnadigten Kronen
Alle ſinken! Er koͤmmt, das Gefaͤngniß gefangen zu fuͤhren!
Gaben der Ewigkeit denen zu geben, die er verſoͤhnt hat!
Saͤusle, beſeelende Kraft, Hauch Gottes, und wecke den Leichnam,
Deſſen Wunden zur Rechte des Vaters mehr, wie die Sonnen,
Mehr, wie der erſtgeborne des Lichts, der Himmel der Gottheit,
Strahlen werden! Und du, verſtummende Wonne, lege
Deine Hand auf den Mund, und wart anbetend der Stunde,
Die er auferſteht! … O ihr noch Soͤhne des Staubes,
Meine Kinder, vor allen, ihr wenigen, die er gewaͤhlt hat,
Seiner Auferſtehung, in allen Landen der Graͤber,
Zeugen zu ſeyn, ihr deren Auge noch Thraͤnen der Wehmuth
Weinet, die ihr den unterliegenden Todten nur kennet;
Seine Herrlichkeit nicht, noch die, mit welcher er lohnet!
Mit dem ganzen, dem goͤttlichen, unausſprechlichen Segen
Seiner Auferſtehung, mit dieſer Fuͤlle der Fuͤlle,
Aller dieſer Ueberſchwenglichkeit, ſegn’ ich, o Kinder,
Euch zu dem ewigen Leben! Geſegnet ſey euer Leiden,
Jeder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |