Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Freuten sich anderer Freuden, als diese Welt hat, und als sie
Der zu wünschen vermag, der hier in den Nächten noch wandelt.

Abraham faltete hoch die Hände gen Himmel, und rufte:
Sohn Jehova's! und ... singt mir es nach, ihr feyrenden Harfen
Meiner Kinder um mich mit Wonnelauten! und meiner!
Sohn! wie begann der Vater der Wesen, dir zu belohnen
Deine That! Du kamest aus deinen Himmeln herunter,
Stiegest von deinem Thron, und starbst! ... Jn den Welten allen
Jst seit ihrer Erschaffung, und wird die Aeonen der Zukunft
Keine That, wie deine, geschehen! ... Wir sehn des Versöhners
Gottesthat, von der Sonnenheere Schimmer umleuchtet;
Freut euch der Freuden des Seraphs, ihr Mitanbeter, ach seiner
Jubel! sie sieht, umstrahlt von dem Glanze des Himmels, Eloa!
Endlich erhub aus seiner Entzückungen Meere sich Adam,
Aus den Strömen des Lichts, in denen er sank. Die Gedanken
Waren zu tausenden schon ihm durch die Seele geflogen,
Schnell wie die Schwünge des Blitzes, indem er dem Auge vorauseilt,
Und er schwebte zum Todeshügel herab von den Wolken,
Stand bey dem Kreuz, und streckte die Arme nach Jesus, des Todes
Sieger, aus: Jch schwöre bey dir, der ewig lebet!
Daß nun Tod nicht mehr der Tod ist, und daß an dem Tage
Deiner großen Vollendung sie Alle, die schlafen, erwachen!
Jesus Christus Erhöhung begann mit seinem Erwachen
Von dem Tod' am Kreuz; sie stieg auf Stufen zum Throne,
Dort hinauf zu des Vaters Rechte, wo Preis und Ehre
Dem es lohnen sollte, der frey sich erniedriget hatte,
Ach von dort herab in den Staub der Schädelstäte.
Selber

Der Meſſias.
Freuten ſich anderer Freuden, als dieſe Welt hat, und als ſie
Der zu wuͤnſchen vermag, der hier in den Naͤchten noch wandelt.

Abraham faltete hoch die Haͤnde gen Himmel, und rufte:
Sohn Jehova’s! und … ſingt mir es nach, ihr feyrenden Harfen
Meiner Kinder um mich mit Wonnelauten! und meiner!
Sohn! wie begann der Vater der Weſen, dir zu belohnen
Deine That! Du kameſt aus deinen Himmeln herunter,
Stiegeſt von deinem Thron, und ſtarbſt! … Jn den Welten allen
Jſt ſeit ihrer Erſchaffung, und wird die Aeonen der Zukunft
Keine That, wie deine, geſchehen! … Wir ſehn des Verſoͤhners
Gottesthat, von der Sonnenheere Schimmer umleuchtet;
Freut euch der Freuden des Seraphs, ihr Mitanbeter, ach ſeiner
Jubel! ſie ſieht, umſtrahlt von dem Glanze des Himmels, Eloa!
Endlich erhub aus ſeiner Entzuͤckungen Meere ſich Adam,
Aus den Stroͤmen des Lichts, in denen er ſank. Die Gedanken
Waren zu tauſenden ſchon ihm durch die Seele geflogen,
Schnell wie die Schwuͤnge des Blitzes, indem er dem Auge vorauseilt,
Und er ſchwebte zum Todeshuͤgel herab von den Wolken,
Stand bey dem Kreuz, und ſtreckte die Arme nach Jeſus, des Todes
Sieger, aus: Jch ſchwoͤre bey dir, der ewig lebet!
Daß nun Tod nicht mehr der Tod iſt, und daß an dem Tage
Deiner großen Vollendung ſie Alle, die ſchlafen, erwachen!
Jeſus Chriſtus Erhoͤhung begann mit ſeinem Erwachen
Von dem Tod’ am Kreuz; ſie ſtieg auf Stufen zum Throne,
Dort hinauf zu des Vaters Rechte, wo Preis und Ehre
Dem es lohnen ſollte, der frey ſich erniedriget hatte,
Ach von dort herab in den Staub der Schaͤdelſtaͤte.
Selber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="57">
            <pb facs="#f0148" n="132"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <l>Freuten &#x017F;ich anderer Freuden, als die&#x017F;e Welt hat, und als &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Der zu wu&#x0364;n&#x017F;chen vermag, der hier in den Na&#x0364;chten noch wandelt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="58">
            <l>Abraham faltete hoch die Ha&#x0364;nde gen Himmel, und rufte:</l><lb/>
            <l>Sohn Jehova&#x2019;s! und &#x2026; &#x017F;ingt mir es nach, ihr feyrenden Harfen</l><lb/>
            <l>Meiner Kinder um mich mit Wonnelauten! und meiner!</l><lb/>
            <l>Sohn! wie begann der Vater der We&#x017F;en, dir zu belohnen</l><lb/>
            <l>Deine That! Du kame&#x017F;t aus deinen Himmeln herunter,</l><lb/>
            <l>Stiege&#x017F;t von deinem Thron, und &#x017F;tarb&#x017F;t! &#x2026; Jn den Welten allen</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t &#x017F;eit ihrer Er&#x017F;chaffung, und wird die Aeonen der Zukunft</l><lb/>
            <l>Keine That, wie deine, ge&#x017F;chehen! &#x2026; Wir &#x017F;ehn des Ver&#x017F;o&#x0364;hners</l><lb/>
            <l>Gottesthat, von der Sonnenheere Schimmer umleuchtet;</l><lb/>
            <l>Freut euch der Freuden des Seraphs, ihr Mitanbeter, ach &#x017F;einer</l><lb/>
            <l>Jubel! &#x017F;ie &#x017F;ieht, um&#x017F;trahlt von dem Glanze des Himmels, Eloa!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="59">
            <l>Endlich erhub aus &#x017F;einer Entzu&#x0364;ckungen Meere &#x017F;ich Adam,</l><lb/>
            <l>Aus den Stro&#x0364;men des Lichts, in denen er &#x017F;ank. Die Gedanken</l><lb/>
            <l>Waren zu tau&#x017F;enden &#x017F;chon ihm durch die Seele geflogen,</l><lb/>
            <l>Schnell wie die Schwu&#x0364;nge des Blitzes, indem er dem Auge vorauseilt,</l><lb/>
            <l>Und er &#x017F;chwebte zum Todeshu&#x0364;gel herab von den Wolken,</l><lb/>
            <l>Stand bey dem Kreuz, und &#x017F;treckte die Arme nach Je&#x017F;us, des Todes</l><lb/>
            <l>Sieger, aus: Jch &#x017F;chwo&#x0364;re bey dir, der ewig lebet!</l><lb/>
            <l>Daß nun Tod nicht mehr der Tod i&#x017F;t, und daß an dem Tage</l><lb/>
            <l>Deiner großen Vollendung &#x017F;ie Alle, die &#x017F;chlafen, erwachen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="60">
            <l>Je&#x017F;us Chri&#x017F;tus Erho&#x0364;hung begann mit &#x017F;einem Erwachen</l><lb/>
            <l>Von dem Tod&#x2019; am Kreuz; &#x017F;ie &#x017F;tieg auf Stufen zum Throne,</l><lb/>
            <l>Dort hinauf zu des Vaters Rechte, wo Preis und Ehre</l><lb/>
            <l>Dem es lohnen &#x017F;ollte, der frey &#x017F;ich erniedriget hatte,</l><lb/>
            <l>Ach von dort herab in den Staub der Scha&#x0364;del&#x017F;ta&#x0364;te.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Selber</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0148] Der Meſſias. Freuten ſich anderer Freuden, als dieſe Welt hat, und als ſie Der zu wuͤnſchen vermag, der hier in den Naͤchten noch wandelt. Abraham faltete hoch die Haͤnde gen Himmel, und rufte: Sohn Jehova’s! und … ſingt mir es nach, ihr feyrenden Harfen Meiner Kinder um mich mit Wonnelauten! und meiner! Sohn! wie begann der Vater der Weſen, dir zu belohnen Deine That! Du kameſt aus deinen Himmeln herunter, Stiegeſt von deinem Thron, und ſtarbſt! … Jn den Welten allen Jſt ſeit ihrer Erſchaffung, und wird die Aeonen der Zukunft Keine That, wie deine, geſchehen! … Wir ſehn des Verſoͤhners Gottesthat, von der Sonnenheere Schimmer umleuchtet; Freut euch der Freuden des Seraphs, ihr Mitanbeter, ach ſeiner Jubel! ſie ſieht, umſtrahlt von dem Glanze des Himmels, Eloa! Endlich erhub aus ſeiner Entzuͤckungen Meere ſich Adam, Aus den Stroͤmen des Lichts, in denen er ſank. Die Gedanken Waren zu tauſenden ſchon ihm durch die Seele geflogen, Schnell wie die Schwuͤnge des Blitzes, indem er dem Auge vorauseilt, Und er ſchwebte zum Todeshuͤgel herab von den Wolken, Stand bey dem Kreuz, und ſtreckte die Arme nach Jeſus, des Todes Sieger, aus: Jch ſchwoͤre bey dir, der ewig lebet! Daß nun Tod nicht mehr der Tod iſt, und daß an dem Tage Deiner großen Vollendung ſie Alle, die ſchlafen, erwachen! Jeſus Chriſtus Erhoͤhung begann mit ſeinem Erwachen Von dem Tod’ am Kreuz; ſie ſtieg auf Stufen zum Throne, Dort hinauf zu des Vaters Rechte, wo Preis und Ehre Dem es lohnen ſollte, der frey ſich erniedriget hatte, Ach von dort herab in den Staub der Schaͤdelſtaͤte. Selber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/148
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/148>, abgerufen am 21.11.2024.