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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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aus einer Abhandlung vom Sylbenmaasse.
Heiners. Aber Sie müssen mir beweisen, daß Sie den
rechten Mittelweg zwischen der zu genauen Einschränkung,
und der zu freyen Erweiterung getroffen haben.
Selmer. Geben Sie mir einige hundert Hexameter, die
ich Jhnen als gut gearbeitet zugestehn muß; so will ich sie
Jhnen vorlesen. Wenn ich Sie dadurch nicht überzeugen
kann; so habe ich wenig Neigung, es durch einen Erweis
zu thun, und wenig Hofnung, es zu können. Jch verstehe
aber durch gute Hexameter solche, die mit schönen Rhythmen
oft abwechseln, die diese Rhythmen dem Jnhalt anmessen,
und deren Jnhalt dieser ganzen metrischen Ausbildung
werth ist.
Heiners. Gut denn, diese neue, ungriechische, hexa-
metrische Versart mag ihre Schönheiten, und recht viele ha-
ben; allein Sie müssen mir erlauben, daß ich zu dieser Fra-
ge noch einmal zurück komme, schickt sich unsre Sprache
dazu?
Selmer. Sie schickt sich, in ihrem ganzen Umfange
genommen, und wenn sie der Dichter versteht, besser zum
Hexameter, als zu Opizens Verse. Jch nehme diesen so,
wie wir ihn gewöhnlich machen, da wir oft auf den Kürzen
halten, und mit den Längen forteilen; denn unsre Absicht ist
ja nicht, Spondeen einzumischen. Wollten Sie hier genauere
Beobachtung der Quantität von dem Dichter fodern, so
würden Sie ihm zu denken verbieten, und er könnte dann
mit Recht behaupten, daß sich unsre Sprache zu dieser Vers-
art gar nicht schicke. Sie erinnern sich, was wir im An-
fange
aus einer Abhandlung vom Sylbenmaaſſe.
Heiners. Aber Sie muͤſſen mir beweiſen, daß Sie den
rechten Mittelweg zwiſchen der zu genauen Einſchraͤnkung,
und der zu freyen Erweiterung getroffen haben.
Selmer. Geben Sie mir einige hundert Hexameter, die
ich Jhnen als gut gearbeitet zugeſtehn muß; ſo will ich ſie
Jhnen vorleſen. Wenn ich Sie dadurch nicht uͤberzeugen
kann; ſo habe ich wenig Neigung, es durch einen Erweis
zu thun, und wenig Hofnung, es zu koͤnnen. Jch verſtehe
aber durch gute Hexameter ſolche, die mit ſchoͤnen Rhythmen
oft abwechſeln, die dieſe Rhythmen dem Jnhalt anmeſſen,
und deren Jnhalt dieſer ganzen metriſchen Ausbildung
werth iſt.
Heiners. Gut denn, dieſe neue, ungriechiſche, hexa-
metriſche Versart mag ihre Schoͤnheiten, und recht viele ha-
ben; allein Sie muͤſſen mir erlauben, daß ich zu dieſer Fra-
ge noch einmal zuruͤck komme, ſchickt ſich unſre Sprache
dazu?
Selmer. Sie ſchickt ſich, in ihrem ganzen Umfange
genommen, und wenn ſie der Dichter verſteht, beſſer zum
Hexameter, als zu Opizens Verſe. Jch nehme dieſen ſo,
wie wir ihn gewoͤhnlich machen, da wir oft auf den Kuͤrzen
halten, und mit den Laͤngen forteilen; denn unſre Abſicht iſt
ja nicht, Spondeen einzumiſchen. Wollten Sie hier genauere
Beobachtung der Quantitaͤt von dem Dichter fodern, ſo
wuͤrden Sie ihm zu denken verbieten, und er koͤnnte dann
mit Recht behaupten, daß ſich unſre Sprache zu dieſer Vers-
art gar nicht ſchicke. Sie erinnern ſich, was wir im An-
fange
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[0015] aus einer Abhandlung vom Sylbenmaaſſe. Heiners. Aber Sie muͤſſen mir beweiſen, daß Sie den rechten Mittelweg zwiſchen der zu genauen Einſchraͤnkung, und der zu freyen Erweiterung getroffen haben. Selmer. Geben Sie mir einige hundert Hexameter, die ich Jhnen als gut gearbeitet zugeſtehn muß; ſo will ich ſie Jhnen vorleſen. Wenn ich Sie dadurch nicht uͤberzeugen kann; ſo habe ich wenig Neigung, es durch einen Erweis zu thun, und wenig Hofnung, es zu koͤnnen. Jch verſtehe aber durch gute Hexameter ſolche, die mit ſchoͤnen Rhythmen oft abwechſeln, die dieſe Rhythmen dem Jnhalt anmeſſen, und deren Jnhalt dieſer ganzen metriſchen Ausbildung werth iſt. Heiners. Gut denn, dieſe neue, ungriechiſche, hexa- metriſche Versart mag ihre Schoͤnheiten, und recht viele ha- ben; allein Sie muͤſſen mir erlauben, daß ich zu dieſer Fra- ge noch einmal zuruͤck komme, ſchickt ſich unſre Sprache dazu? Selmer. Sie ſchickt ſich, in ihrem ganzen Umfange genommen, und wenn ſie der Dichter verſteht, beſſer zum Hexameter, als zu Opizens Verſe. Jch nehme dieſen ſo, wie wir ihn gewoͤhnlich machen, da wir oft auf den Kuͤrzen halten, und mit den Laͤngen forteilen; denn unſre Abſicht iſt ja nicht, Spondeen einzumiſchen. Wollten Sie hier genauere Beobachtung der Quantitaͤt von dem Dichter fodern, ſo wuͤrden Sie ihm zu denken verbieten, und er koͤnnte dann mit Recht behaupten, daß ſich unſre Sprache zu dieſer Vers- art gar nicht ſchicke. Sie erinnern ſich, was wir im An- fange

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/15>, abgerufen am 21.11.2024.