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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Vierzehnter Gesang.
Daß der Lebende mir nicht erscheint! ... Er ist ja, du Theurer,
Seiner und deiner Mutter so gar noch nicht erschienen!
Sagts denn, erzählts den Betrübten, o Christus Brüder, und meine,
Daß ihr lebend, lebend ihn saht! ... Geliebte, wir gingen
Traurend und angstvoll, ach ihr seyds noch! nach Emaus; wollten
Durch des offnen Gefilds Anblick uns erfrischen, den Kummer
Unsrer Seele lindern; da kam ein Fremdling gegangen,
Den wir lieben mußten, so bald wir ihn sahen, und hörten!
Der ... o was sag ich zuerst? was zuletzt? der uns der Propheten
Tiefen eröffnete! der des Messias furchtbare Leiden,
Seine Leiden, er wars, ach er war es selber! uns zeigte,
Wie sie der Vater vorhergesehn, und verkündiget hatte,
Seines Todes ganzes Geheimniß! Noch kannten wir ihn nicht;
Fremd war seine Gestalt, und verhüllt' ihn uns. Jetzo erreichten
Wir die Hütt' in Emaus. Alles, was er uns sagte,
Weis ich, und kanns nicht erzählen. Wie kann ich sprechen, wie er sprach?
Seine Rede war Sturm! war Flamme! Wir flehten. Er ließ sich
Endlich erweichen, und blieb. Jch hatt aus der Quelle geschöpfet,
Hatte Speise gebracht. Nun ... ach, noch seh ich das Brodt ihn
Halten, noch hör' ich ihn beten. Da, als er betete, war es
Jesus Stimme, die betete, warens die feyerlichen Worte
Seines Segens so gar! da wars des Göttlichen Antlitz!
Jn der Wonne sanken wir nieder, mit anzubeten.
Und er brach, und reicht' uns das Brodt, und blickte noch Einmal
Liebend uns an, und verließ uns. Wir folgten ihm, suchten ihn, konnten
Jhn nicht finden. Wir säumten nicht lang, und gingen, und eilten,
Euch die Bothschaft der Wonne zu bringen. ... Lebbäus von Thomas

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M 5

Vierzehnter Geſang.
Daß der Lebende mir nicht erſcheint! … Er iſt ja, du Theurer,
Seiner und deiner Mutter ſo gar noch nicht erſchienen!
Sagts denn, erzaͤhlts den Betruͤbten, o Chriſtus Bruͤder, und meine,
Daß ihr lebend, lebend ihn ſaht! … Geliebte, wir gingen
Traurend und angſtvoll, ach ihr ſeyds noch! nach Emaus; wollten
Durch des offnen Gefilds Anblick uns erfriſchen, den Kummer
Unſrer Seele lindern; da kam ein Fremdling gegangen,
Den wir lieben mußten, ſo bald wir ihn ſahen, und hoͤrten!
Der … o was ſag ich zuerſt? was zuletzt? der uns der Propheten
Tiefen eroͤffnete! der des Meſſias furchtbare Leiden,
Seine Leiden, er wars, ach er war es ſelber! uns zeigte,
Wie ſie der Vater vorhergeſehn, und verkuͤndiget hatte,
Seines Todes ganzes Geheimniß! Noch kannten wir ihn nicht;
Fremd war ſeine Geſtalt, und verhuͤllt’ ihn uns. Jetzo erreichten
Wir die Huͤtt’ in Emaus. Alles, was er uns ſagte,
Weis ich, und kanns nicht erzaͤhlen. Wie kann ich ſprechen, wie er ſprach?
Seine Rede war Sturm! war Flamme! Wir flehten. Er ließ ſich
Endlich erweichen, und blieb. Jch hatt aus der Quelle geſchoͤpfet,
Hatte Speiſe gebracht. Nun … ach, noch ſeh ich das Brodt ihn
Halten, noch hoͤr’ ich ihn beten. Da, als er betete, war es
Jeſus Stimme, die betete, warens die feyerlichen Worte
Seines Segens ſo gar! da wars des Goͤttlichen Antlitz!
Jn der Wonne ſanken wir nieder, mit anzubeten.
Und er brach, und reicht’ uns das Brodt, und blickte noch Einmal
Liebend uns an, und verließ uns. Wir folgten ihm, ſuchten ihn, konnten
Jhn nicht finden. Wir ſaͤumten nicht lang, und gingen, und eilten,
Euch die Bothſchaft der Wonne zu bringen. … Lebbaͤus von Thomas

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[185/0201] Vierzehnter Geſang. Daß der Lebende mir nicht erſcheint! … Er iſt ja, du Theurer, Seiner und deiner Mutter ſo gar noch nicht erſchienen! Sagts denn, erzaͤhlts den Betruͤbten, o Chriſtus Bruͤder, und meine, Daß ihr lebend, lebend ihn ſaht! … Geliebte, wir gingen Traurend und angſtvoll, ach ihr ſeyds noch! nach Emaus; wollten Durch des offnen Gefilds Anblick uns erfriſchen, den Kummer Unſrer Seele lindern; da kam ein Fremdling gegangen, Den wir lieben mußten, ſo bald wir ihn ſahen, und hoͤrten! Der … o was ſag ich zuerſt? was zuletzt? der uns der Propheten Tiefen eroͤffnete! der des Meſſias furchtbare Leiden, Seine Leiden, er wars, ach er war es ſelber! uns zeigte, Wie ſie der Vater vorhergeſehn, und verkuͤndiget hatte, Seines Todes ganzes Geheimniß! Noch kannten wir ihn nicht; Fremd war ſeine Geſtalt, und verhuͤllt’ ihn uns. Jetzo erreichten Wir die Huͤtt’ in Emaus. Alles, was er uns ſagte, Weis ich, und kanns nicht erzaͤhlen. Wie kann ich ſprechen, wie er ſprach? Seine Rede war Sturm! war Flamme! Wir flehten. Er ließ ſich Endlich erweichen, und blieb. Jch hatt aus der Quelle geſchoͤpfet, Hatte Speiſe gebracht. Nun … ach, noch ſeh ich das Brodt ihn Halten, noch hoͤr’ ich ihn beten. Da, als er betete, war es Jeſus Stimme, die betete, warens die feyerlichen Worte Seines Segens ſo gar! da wars des Goͤttlichen Antlitz! Jn der Wonne ſanken wir nieder, mit anzubeten. Und er brach, und reicht’ uns das Brodt, und blickte noch Einmal Liebend uns an, und verließ uns. Wir folgten ihm, ſuchten ihn, konnten Jhn nicht finden. Wir ſaͤumten nicht lang, und gingen, und eilten, Euch die Bothſchaft der Wonne zu bringen. … Lebbaͤus von Thomas Mehr, M 5

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/201>, abgerufen am 24.11.2024.