[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Ging zu dem Jordan hinab, den Acker, den dort er hatte,Anzusehen, wie weit den Keim der Frühling getrieben; Welcher Fruchtbarkeit Hofnung die schwellenden Saaten ihm gäben. Und er wallet' allein. Nicht lange, so kamen Sapphira Und Ananias zu ihm, und wurden seine Gefährten. Auch sie rief die keimende Saat in des Jordans Gefilde. Und sie kamen zum Cedernbache. Die schöne Sapphira Setzet ihren versuchenden Stab mit wankenden Händen Oft an die glatten Kiesel, eh sie hinüber zu gehn wagt. Und schon ruhet sie aus, auf einem Stein an dem Bache. Neben ihr saß Ananias auf einem andern, und Joses Stand vor ihnen. Sie sassen an ihren künftigen Gräbern. Ach, ihr wußtet es nicht, daß bald nun auf diesen Steinen Eurer Leichname Träger, erschrockne Jünglinge, ruhen, Weggehn würden, ohn' euch zu der Auferstehung zu segnen. Aber er wußt es, der jetzt, mit dem grossen Täufer des Mittlers, Schwebend neben euch trat, Elisa. Er stand ungesehen Mit Johannes bey ihnen. O wär, im Wehen des Kidron, Seine Stimme gekommen, und hätte die Armen gewarnet; Hätt' er die Donnerworte des hohen Apostels gerufen: Menschen habt ihr nicht, Gott habt ihr gelogen! so wäre Hier vielleicht ihr Grab nicht gewesen! Doch, Hülle der Zukunft, Siehe du hängest herab, und dich hebet einst das Gericht nur. Ruhend brach Sapphira von ihrem Grabe, des Frühlings Erste Blumen, und gab sie dem erndtesinnenden Manne. Und sie kamen hinab zu ihrer Saat. Ananias Sprach von der Fülle der Aehren, und ihrer Fruchtbarkeit Werthe. Joses
Der Meſſias. Ging zu dem Jordan hinab, den Acker, den dort er hatte,Anzuſehen, wie weit den Keim der Fruͤhling getrieben; Welcher Fruchtbarkeit Hofnung die ſchwellenden Saaten ihm gaͤben. Und er wallet’ allein. Nicht lange, ſo kamen Sapphira Und Ananias zu ihm, und wurden ſeine Gefaͤhrten. Auch ſie rief die keimende Saat in des Jordans Gefilde. Und ſie kamen zum Cedernbache. Die ſchoͤne Sapphira Setzet ihren verſuchenden Stab mit wankenden Haͤnden Oft an die glatten Kieſel, eh ſie hinuͤber zu gehn wagt. Und ſchon ruhet ſie aus, auf einem Stein an dem Bache. Neben ihr ſaß Ananias auf einem andern, und Joſes Stand vor ihnen. Sie ſaſſen an ihren kuͤnftigen Graͤbern. Ach, ihr wußtet es nicht, daß bald nun auf dieſen Steinen Eurer Leichname Traͤger, erſchrockne Juͤnglinge, ruhen, Weggehn wuͤrden, ohn’ euch zu der Auferſtehung zu ſegnen. Aber er wußt es, der jetzt, mit dem groſſen Taͤufer des Mittlers, Schwebend neben euch trat, Eliſa. Er ſtand ungeſehen Mit Johannes bey ihnen. O waͤr, im Wehen des Kidron, Seine Stimme gekommen, und haͤtte die Armen gewarnet; Haͤtt’ er die Donnerworte des hohen Apoſtels gerufen: Menſchen habt ihr nicht, Gott habt ihr gelogen! ſo waͤre Hier vielleicht ihr Grab nicht geweſen! Doch, Huͤlle der Zukunft, Siehe du haͤngeſt herab, und dich hebet einſt das Gericht nur. Ruhend brach Sapphira von ihrem Grabe, des Fruͤhlings Erſte Blumen, und gab ſie dem erndteſinnenden Manne. Und ſie kamen hinab zu ihrer Saat. Ananias Sprach von der Fuͤlle der Aehren, und ihrer Fruchtbarkeit Werthe. Joſes
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Der Meſſias.
Ging zu dem Jordan hinab, den Acker, den dort er hatte,
Anzuſehen, wie weit den Keim der Fruͤhling getrieben;
Welcher Fruchtbarkeit Hofnung die ſchwellenden Saaten ihm gaͤben.
Und er wallet’ allein. Nicht lange, ſo kamen Sapphira
Und Ananias zu ihm, und wurden ſeine Gefaͤhrten.
Auch ſie rief die keimende Saat in des Jordans Gefilde.
Und ſie kamen zum Cedernbache. Die ſchoͤne Sapphira
Setzet ihren verſuchenden Stab mit wankenden Haͤnden
Oft an die glatten Kieſel, eh ſie hinuͤber zu gehn wagt.
Und ſchon ruhet ſie aus, auf einem Stein an dem Bache.
Neben ihr ſaß Ananias auf einem andern, und Joſes
Stand vor ihnen. Sie ſaſſen an ihren kuͤnftigen Graͤbern.
Ach, ihr wußtet es nicht, daß bald nun auf dieſen Steinen
Eurer Leichname Traͤger, erſchrockne Juͤnglinge, ruhen,
Weggehn wuͤrden, ohn’ euch zu der Auferſtehung zu ſegnen.
Aber er wußt es, der jetzt, mit dem groſſen Taͤufer des Mittlers,
Schwebend neben euch trat, Eliſa. Er ſtand ungeſehen
Mit Johannes bey ihnen. O waͤr, im Wehen des Kidron,
Seine Stimme gekommen, und haͤtte die Armen gewarnet;
Haͤtt’ er die Donnerworte des hohen Apoſtels gerufen:
Menſchen habt ihr nicht, Gott habt ihr gelogen! ſo waͤre
Hier vielleicht ihr Grab nicht geweſen! Doch, Huͤlle der Zukunft,
Siehe du haͤngeſt herab, und dich hebet einſt das Gericht nur.
Ruhend brach Sapphira von ihrem Grabe, des Fruͤhlings
Erſte Blumen, und gab ſie dem erndteſinnenden Manne.
Und ſie kamen hinab zu ihrer Saat. Ananias
Sprach von der Fuͤlle der Aehren, und ihrer Fruchtbarkeit Werthe.
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