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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Funfzehnter Gesang.
Joses freuete sich der Erndter Freuden, wenn ihnen
Endlich der Abend lächelt, und sie in der Kühlung sich letzen,
Wenn sie mit blauen Kränzen, die unter dem wankenden Halme
Wachsen, bekränzt, in mutigem Reihn, beschattet vom Oelbaum,
Jauchzen, daß sie die Last, und des Tages Hitze getragen;

Und Johannes begann: Auf, laß uns ihnen erscheinen!
Jhm antwortet Elisa: Wem willst du erscheinen? Der grossen
Felder Besitzer? oder des schmalen steinigen Ackers? ...
Beyden! ... Und ich, antwortet' Elisa, erscheine nur Joses,
Dem in bergigtem Acker die Saat der Kiesel erdrücket.
Wird Ananias ein Christ? das frag ich dich, theurer Elisa.
Ja das wird er! ... Wohlan, laß uns dem Christen erscheinen!
Denkt er weniger gut; so bedarf er, geleitet zu werden,
Mehr, als Joses ..., Jch sah: Er wurde gewogen! und sahe
Seine Waagschal fürchterlich sinken. Wir würden ihm häufen
Seine Gerichte, zum grösseren Zorne Gottes ihm werden,
An dem Tage der schreibenden Hand; wenn wir ihm erschienen!
Würden wir ihn nicht erretten? erwiederte leise Johannes.
Komm denn, sprach Elisa, und laß uns den Christen erscheinen;
Aber nicht, als Erstandne des Herrn. Sie schwebten nach Salem.
Und Ananias und Joses, und ihre Begleiterinn gingen
Auch nach Salem zurück. Da sahn sie nah an dem Tempel
Einen Blinden, und Lahmen in stiller Traurigkeit sitzen.
Und die Armen redten sie an, zwar voll von Wehmut,
Aber nicht mit Ungestüm, mit Würd' in der Bitte.
Sanft gab Joses, und ließ die Gabe die Linke nicht wissen;
Mehr Ananias, und weniger doch. Das Mindere warf er
Noch

Funfzehnter Geſang.
Joſes freuete ſich der Erndter Freuden, wenn ihnen
Endlich der Abend laͤchelt, und ſie in der Kuͤhlung ſich letzen,
Wenn ſie mit blauen Kraͤnzen, die unter dem wankenden Halme
Wachſen, bekraͤnzt, in mutigem Reihn, beſchattet vom Oelbaum,
Jauchzen, daß ſie die Laſt, und des Tages Hitze getragen;

Und Johannes begann: Auf, laß uns ihnen erſcheinen!
Jhm antwortet Eliſa: Wem willſt du erſcheinen? Der groſſen
Felder Beſitzer? oder des ſchmalen ſteinigen Ackers? …
Beyden! … Und ich, antwortet’ Eliſa, erſcheine nur Joſes,
Dem in bergigtem Acker die Saat der Kieſel erdruͤcket.
Wird Ananias ein Chriſt? das frag ich dich, theurer Eliſa.
Ja das wird er! … Wohlan, laß uns dem Chriſten erſcheinen!
Denkt er weniger gut; ſo bedarf er, geleitet zu werden,
Mehr, als Joſes …, Jch ſah: Er wurde gewogen! und ſahe
Seine Waagſchal fuͤrchterlich ſinken. Wir wuͤrden ihm haͤufen
Seine Gerichte, zum groͤſſeren Zorne Gottes ihm werden,
An dem Tage der ſchreibenden Hand; wenn wir ihm erſchienen!
Wuͤrden wir ihn nicht erretten? erwiederte leiſe Johannes.
Komm denn, ſprach Eliſa, und laß uns den Chriſten erſcheinen;
Aber nicht, als Erſtandne des Herrn. Sie ſchwebten nach Salem.
Und Ananias und Joſes, und ihre Begleiterinn gingen
Auch nach Salem zuruͤck. Da ſahn ſie nah an dem Tempel
Einen Blinden, und Lahmen in ſtiller Traurigkeit ſitzen.
Und die Armen redten ſie an, zwar voll von Wehmut,
Aber nicht mit Ungeſtuͤm, mit Wuͤrd’ in der Bitte.
Sanft gab Joſes, und ließ die Gabe die Linke nicht wiſſen;
Mehr Ananias, und weniger doch. Das Mindere warf er
Noch
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[219/0235] Funfzehnter Geſang. Joſes freuete ſich der Erndter Freuden, wenn ihnen Endlich der Abend laͤchelt, und ſie in der Kuͤhlung ſich letzen, Wenn ſie mit blauen Kraͤnzen, die unter dem wankenden Halme Wachſen, bekraͤnzt, in mutigem Reihn, beſchattet vom Oelbaum, Jauchzen, daß ſie die Laſt, und des Tages Hitze getragen; Und Johannes begann: Auf, laß uns ihnen erſcheinen! Jhm antwortet Eliſa: Wem willſt du erſcheinen? Der groſſen Felder Beſitzer? oder des ſchmalen ſteinigen Ackers? … Beyden! … Und ich, antwortet’ Eliſa, erſcheine nur Joſes, Dem in bergigtem Acker die Saat der Kieſel erdruͤcket. Wird Ananias ein Chriſt? das frag ich dich, theurer Eliſa. Ja das wird er! … Wohlan, laß uns dem Chriſten erſcheinen! Denkt er weniger gut; ſo bedarf er, geleitet zu werden, Mehr, als Joſes …, Jch ſah: Er wurde gewogen! und ſahe Seine Waagſchal fuͤrchterlich ſinken. Wir wuͤrden ihm haͤufen Seine Gerichte, zum groͤſſeren Zorne Gottes ihm werden, An dem Tage der ſchreibenden Hand; wenn wir ihm erſchienen! Wuͤrden wir ihn nicht erretten? erwiederte leiſe Johannes. Komm denn, ſprach Eliſa, und laß uns den Chriſten erſcheinen; Aber nicht, als Erſtandne des Herrn. Sie ſchwebten nach Salem. Und Ananias und Joſes, und ihre Begleiterinn gingen Auch nach Salem zuruͤck. Da ſahn ſie nah an dem Tempel Einen Blinden, und Lahmen in ſtiller Traurigkeit ſitzen. Und die Armen redten ſie an, zwar voll von Wehmut, Aber nicht mit Ungeſtuͤm, mit Wuͤrd’ in der Bitte. Sanft gab Joſes, und ließ die Gabe die Linke nicht wiſſen; Mehr Ananias, und weniger doch. Das Mindere warf er Noch

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/235>, abgerufen am 24.11.2024.