Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Funfzehnter Gesang.
Korahs Githith erklang, und Davids Gespielinn, die Harfe,
Und die Stimme des Menschen, vor allen Saiten und Erzten
Unerschöpflich, die mächtigste Herrscherinn über die Herzen.
Also scholl es hinauf in den himmelsteigenden Tempel:

Auf den heiligen Bergen ist sie die feste gegründet!
Sions Thore vielmehr, als alle Wohnungen Jakob,
Liebt sie der Herr! Jn dir, du Stadt des Allmächtigen, werden
Herrliche Dinge verkündet! verkündet herrliche Dinge!
Mit anhaltender Andacht Ernst, erhoben zum Geber
Aller Gaben, zu dem, der ewig lebet, und herrschet,
Kniete Saulus. Und, aus der grossen gedrängten Versammlung,
Kohr ihn Moses sich aus, und Abraham, ihm zu erscheinen.
Als der Jubel schwieg, und die Feyrer des Festes zerströmten,
Schwebten sie, ihn zu geleiten, ihm nach. Mit Eile, die strahlte,
Kam, da sie folgten, herab von Tabors wolkiger Höhe,
Gabriel ihnen entgegen, und schnell erflog er ihr Schweben.
Väter, erscheinet ihm nicht, der Herr will ihm selber erscheinen!
Bote Gottes! wer ist der erhabne Sterbliche, dem wir
Nicht erscheinen dürfen, dem Jesus selber erscheinet?
Dort erblickt ihr Damaskon. Er eilt in diesen Gefilden
Dein entflammter Verfolger, Gemeine Gottes. Er wütet,
Sammelt Schaaren um sich, die wüten wie er, und morden!
Aber plötzlich umstrahlt ihn ein Licht von dem Himmel, zur Erde
Fält er nieder, und hört in der hohen Wolke die Stimme:
Saulus, was verfolgst du mich, Saulus? Da ruft er gen Himmel:
Herr, wer bist du? und ihm antwortet die schreckliche Stimme:
Jch

Funfzehnter Geſang.
Korahs Githith erklang, und Davids Geſpielinn, die Harfe,
Und die Stimme des Menſchen, vor allen Saiten und Erzten
Unerſchoͤpflich, die maͤchtigſte Herrſcherinn uͤber die Herzen.
Alſo ſcholl es hinauf in den himmelſteigenden Tempel:

Auf den heiligen Bergen iſt ſie die feſte gegruͤndet!
Sions Thore vielmehr, als alle Wohnungen Jakob,
Liebt ſie der Herr! Jn dir, du Stadt des Allmaͤchtigen, werden
Herrliche Dinge verkuͤndet! verkuͤndet herrliche Dinge!
Mit anhaltender Andacht Ernſt, erhoben zum Geber
Aller Gaben, zu dem, der ewig lebet, und herrſchet,
Kniete Saulus. Und, aus der groſſen gedraͤngten Verſammlung,
Kohr ihn Moſes ſich aus, und Abraham, ihm zu erſcheinen.
Als der Jubel ſchwieg, und die Feyrer des Feſtes zerſtroͤmten,
Schwebten ſie, ihn zu geleiten, ihm nach. Mit Eile, die ſtrahlte,
Kam, da ſie folgten, herab von Tabors wolkiger Hoͤhe,
Gabriel ihnen entgegen, und ſchnell erflog er ihr Schweben.
Vaͤter, erſcheinet ihm nicht, der Herr will ihm ſelber erſcheinen!
Bote Gottes! wer iſt der erhabne Sterbliche, dem wir
Nicht erſcheinen duͤrfen, dem Jeſus ſelber erſcheinet?
Dort erblickt ihr Damaskon. Er eilt in dieſen Gefilden
Dein entflammter Verfolger, Gemeine Gottes. Er wuͤtet,
Sammelt Schaaren um ſich, die wuͤten wie er, und morden!
Aber ploͤtzlich umſtrahlt ihn ein Licht von dem Himmel, zur Erde
Faͤlt er nieder, und hoͤrt in der hohen Wolke die Stimme:
Saulus, was verfolgſt du mich, Saulus? Da ruft er gen Himmel:
Herr, wer biſt du? und ihm antwortet die ſchreckliche Stimme:
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="98">
            <pb facs="#f0251" n="235"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Funfzehnter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
            <l>Korahs Githith erklang, und Davids Ge&#x017F;pielinn, die Harfe,</l><lb/>
            <l>Und die Stimme des Men&#x017F;chen, vor allen Saiten und Erzten</l><lb/>
            <l>Uner&#x017F;cho&#x0364;pflich, die ma&#x0364;chtig&#x017F;te Herr&#x017F;cherinn u&#x0364;ber die Herzen.</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o &#x017F;choll es hinauf in den himmel&#x017F;teigenden Tempel:</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="99">
            <l>Auf den heiligen Bergen i&#x017F;t &#x017F;ie die fe&#x017F;te gegru&#x0364;ndet!</l><lb/>
            <l>Sions Thore vielmehr, als alle Wohnungen Jakob,</l><lb/>
            <l>Liebt &#x017F;ie der Herr! Jn dir, du Stadt des Allma&#x0364;chtigen, werden</l><lb/>
            <l>Herrliche Dinge verku&#x0364;ndet! verku&#x0364;ndet herrliche Dinge!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="100">
            <l>Mit anhaltender Andacht Ern&#x017F;t, erhoben zum Geber</l><lb/>
            <l>Aller Gaben, zu dem, der ewig lebet, und herr&#x017F;chet,</l><lb/>
            <l>Kniete Saulus. Und, aus der gro&#x017F;&#x017F;en gedra&#x0364;ngten Ver&#x017F;ammlung,</l><lb/>
            <l>Kohr ihn Mo&#x017F;es &#x017F;ich aus, und Abraham, ihm zu er&#x017F;cheinen.</l><lb/>
            <l>Als der Jubel &#x017F;chwieg, und die Feyrer des Fe&#x017F;tes zer&#x017F;tro&#x0364;mten,</l><lb/>
            <l>Schwebten &#x017F;ie, ihn zu geleiten, ihm nach. Mit Eile, die &#x017F;trahlte,</l><lb/>
            <l>Kam, da &#x017F;ie folgten, herab von Tabors wolkiger Ho&#x0364;he,</l><lb/>
            <l>Gabriel ihnen entgegen, und &#x017F;chnell erflog er ihr Schweben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="101">
            <l>Va&#x0364;ter, er&#x017F;cheinet ihm nicht, der Herr will ihm &#x017F;elber er&#x017F;cheinen!</l><lb/>
            <l>Bote Gottes! wer i&#x017F;t der erhabne Sterbliche, dem wir</l><lb/>
            <l>Nicht er&#x017F;cheinen du&#x0364;rfen, dem Je&#x017F;us &#x017F;elber er&#x017F;cheinet?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="102">
            <l>Dort erblickt ihr Damaskon. Er eilt in die&#x017F;en Gefilden</l><lb/>
            <l>Dein entflammter Verfolger, Gemeine Gottes. Er wu&#x0364;tet,</l><lb/>
            <l>Sammelt Schaaren um &#x017F;ich, die wu&#x0364;ten wie er, und morden!</l><lb/>
            <l>Aber plo&#x0364;tzlich um&#x017F;trahlt ihn ein Licht von dem Himmel, zur Erde</l><lb/>
            <l>Fa&#x0364;lt er nieder, und ho&#x0364;rt in der hohen Wolke die Stimme:</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="103">
            <l>Saulus, was verfolg&#x017F;t du mich, Saulus? Da ruft er gen Himmel:</l><lb/>
            <l>Herr, wer bi&#x017F;t du? und ihm antwortet die &#x017F;chreckliche Stimme:</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0251] Funfzehnter Geſang. Korahs Githith erklang, und Davids Geſpielinn, die Harfe, Und die Stimme des Menſchen, vor allen Saiten und Erzten Unerſchoͤpflich, die maͤchtigſte Herrſcherinn uͤber die Herzen. Alſo ſcholl es hinauf in den himmelſteigenden Tempel: Auf den heiligen Bergen iſt ſie die feſte gegruͤndet! Sions Thore vielmehr, als alle Wohnungen Jakob, Liebt ſie der Herr! Jn dir, du Stadt des Allmaͤchtigen, werden Herrliche Dinge verkuͤndet! verkuͤndet herrliche Dinge! Mit anhaltender Andacht Ernſt, erhoben zum Geber Aller Gaben, zu dem, der ewig lebet, und herrſchet, Kniete Saulus. Und, aus der groſſen gedraͤngten Verſammlung, Kohr ihn Moſes ſich aus, und Abraham, ihm zu erſcheinen. Als der Jubel ſchwieg, und die Feyrer des Feſtes zerſtroͤmten, Schwebten ſie, ihn zu geleiten, ihm nach. Mit Eile, die ſtrahlte, Kam, da ſie folgten, herab von Tabors wolkiger Hoͤhe, Gabriel ihnen entgegen, und ſchnell erflog er ihr Schweben. Vaͤter, erſcheinet ihm nicht, der Herr will ihm ſelber erſcheinen! Bote Gottes! wer iſt der erhabne Sterbliche, dem wir Nicht erſcheinen duͤrfen, dem Jeſus ſelber erſcheinet? Dort erblickt ihr Damaskon. Er eilt in dieſen Gefilden Dein entflammter Verfolger, Gemeine Gottes. Er wuͤtet, Sammelt Schaaren um ſich, die wuͤten wie er, und morden! Aber ploͤtzlich umſtrahlt ihn ein Licht von dem Himmel, zur Erde Faͤlt er nieder, und hoͤrt in der hohen Wolke die Stimme: Saulus, was verfolgſt du mich, Saulus? Da ruft er gen Himmel: Herr, wer biſt du? und ihm antwortet die ſchreckliche Stimme: Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/251
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/251>, abgerufen am 24.11.2024.