[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Leicht erhübe; dann neugeschaffen unter den BlumenDieses Gestades, und seiner Düfte Gerüchen sich fände. Jetzt erwachte sie ganz! Sie fühlte sich, sahe sich, wußt' es, Daß ein neuer, unsterblicher Leib sie umgab. Mit Entzückung Sieht sie gen Himmel, und dankt dem, der vom Tode sie aufrief. Nun verstummt sie nicht länger: Du, mein Versöhner, mein Bruder! Jesus Christus, mein Herr, und mein Gott! dein Namen erschalle Jmmer von meinen Lippen zuerst! Dann eurer, Geliebte, Jsrael, Joseph, und Benjamin, Benjamin! Jsrael! Joseph! Jesus Christus! mein Herr, und mein Gott! Wo find ich sie? Führe, Führe mich, Seraph, daß ich den Angebeteten sehe, Jsrael, meine Kinder! Jn ihrem Jnnersten durstet Meine Seele nach ihnen! Vor ihrem Antlitz, mit ihnen Will ich mich meines Heils der Auferstehung mich freuen. Jsrael fand sie und Lea, und dieser Söhne. Die waren Aus den Gefilden Aegyptus herauf vom Strome gekommen, Benjamin auch, nur Joseph noch nicht. Der himmlische Joseph Schwebte noch um sein Grab zu Sichem. Einer der Knaben, Die der Mittler einst küßt', und segnet', und unter das Volk sie Stellte: Werdet wie sie; sonst könnt ihr das Leben nicht erben! Einer von diesen war jetzt gestorben. Sein leitender Engel Führt' ihn in Hämons Auen daher, und da sie die Seele An dem Todtengewölb' erblickten, blieben sie schweben. Samed fragte den Engel, indem er des Unbekannten Herrlichkeit sah: Wer ist, o du mein himmlischer Führer, Diese Stralengestalt so voll von Hoheit und Einfalt? Und
Der Meſſias. Leicht erhuͤbe; dann neugeſchaffen unter den BlumenDieſes Geſtades, und ſeiner Duͤfte Geruͤchen ſich faͤnde. Jetzt erwachte ſie ganz! Sie fuͤhlte ſich, ſahe ſich, wußt’ es, Daß ein neuer, unſterblicher Leib ſie umgab. Mit Entzuͤckung Sieht ſie gen Himmel, und dankt dem, der vom Tode ſie aufrief. Nun verſtummt ſie nicht laͤnger: Du, mein Verſoͤhner, mein Bruder! Jeſus Chriſtus, mein Herr, und mein Gott! dein Namen erſchalle Jmmer von meinen Lippen zuerſt! Dann eurer, Geliebte, Jſrael, Joſeph, und Benjamin, Benjamin! Jſrael! Joſeph! Jeſus Chriſtus! mein Herr, und mein Gott! Wo find ich ſie? Fuͤhre, Fuͤhre mich, Seraph, daß ich den Angebeteten ſehe, Jſrael, meine Kinder! Jn ihrem Jnnerſten durſtet Meine Seele nach ihnen! Vor ihrem Antlitz, mit ihnen Will ich mich meines Heils der Auferſtehung mich freuen. Jſrael fand ſie und Lea, und dieſer Soͤhne. Die waren Aus den Gefilden Aegyptus herauf vom Strome gekommen, Benjamin auch, nur Joſeph noch nicht. Der himmliſche Joſeph Schwebte noch um ſein Grab zu Sichem. Einer der Knaben, Die der Mittler einſt kuͤßt’, und ſegnet’, und unter das Volk ſie Stellte: Werdet wie ſie; ſonſt koͤnnt ihr das Leben nicht erben! Einer von dieſen war jetzt geſtorben. Sein leitender Engel Fuͤhrt’ ihn in Haͤmons Auen daher, und da ſie die Seele An dem Todtengewoͤlb’ erblickten, blieben ſie ſchweben. Samed fragte den Engel, indem er des Unbekannten Herrlichkeit ſah: Wer iſt, o du mein himmliſcher Fuͤhrer, Dieſe Stralengeſtalt ſo voll von Hoheit und Einfalt? Und
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Der Meſſias.
Leicht erhuͤbe; dann neugeſchaffen unter den Blumen
Dieſes Geſtades, und ſeiner Duͤfte Geruͤchen ſich faͤnde.
Jetzt erwachte ſie ganz! Sie fuͤhlte ſich, ſahe ſich, wußt’ es,
Daß ein neuer, unſterblicher Leib ſie umgab. Mit Entzuͤckung
Sieht ſie gen Himmel, und dankt dem, der vom Tode ſie aufrief.
Nun verſtummt ſie nicht laͤnger: Du, mein Verſoͤhner, mein Bruder!
Jeſus Chriſtus, mein Herr, und mein Gott! dein Namen erſchalle
Jmmer von meinen Lippen zuerſt! Dann eurer, Geliebte,
Jſrael, Joſeph, und Benjamin, Benjamin! Jſrael! Joſeph!
Jeſus Chriſtus! mein Herr, und mein Gott! Wo find ich ſie? Fuͤhre,
Fuͤhre mich, Seraph, daß ich den Angebeteten ſehe,
Jſrael, meine Kinder! Jn ihrem Jnnerſten durſtet
Meine Seele nach ihnen! Vor ihrem Antlitz, mit ihnen
Will ich mich meines Heils der Auferſtehung mich freuen.
Jſrael fand ſie und Lea, und dieſer Soͤhne. Die waren
Aus den Gefilden Aegyptus herauf vom Strome gekommen,
Benjamin auch, nur Joſeph noch nicht. Der himmliſche Joſeph
Schwebte noch um ſein Grab zu Sichem. Einer der Knaben,
Die der Mittler einſt kuͤßt’, und ſegnet’, und unter das Volk ſie
Stellte: Werdet wie ſie; ſonſt koͤnnt ihr das Leben nicht erben!
Einer von dieſen war jetzt geſtorben. Sein leitender Engel
Fuͤhrt’ ihn in Haͤmons Auen daher, und da ſie die Seele
An dem Todtengewoͤlb’ erblickten, blieben ſie ſchweben.
Samed fragte den Engel, indem er des Unbekannten
Herrlichkeit ſah: Wer iſt, o du mein himmliſcher Fuͤhrer,
Dieſe Stralengeſtalt ſo voll von Hoheit und Einfalt?
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