[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Elfter Gesang. Und der Hirt zu Thekoa, der unter den Hütten der Einfalt Den doch kannte, der hoch am Himmel gemacht den Arktur hat Und den Orion! er sah die Auen jammervoll liegen; Und den Karmel oben verdorrt! und Kirioths Festen Von dem dampfenden Fluge der Flamme verzehrt! im Getümmel Moab, Kirioth sank! im Geschrey und Posaunhall sterben! Sah der Trümmern und Tode noch mehr in Judas Gefilden, Bethels Altar, und der Herrscher Paläste sinken! der Theurung Wütende Qual, und eisern, und ohne Regen den Himmel, Ach nur Wolken des Staubs! drey Städte zu Einer um Wasser Ziehen, und dürftig sich letzen! das Schwert die Jünglinge fressen Und die Tode der Pest! Von diesen Gesichten des Elends Hingestürzt, ging Amos, hinauf zu den Freuden der Todten, Gern von Lebenden weg, die schon die Erfüllung ereilte. Jetzo erwacht' er, zu sehen das Heil des Sündeversöhners Jn der Unsterblichkeit Leibe, den Himmel eisern dem Durste Derer nicht mehr, die nach der Erkenntniß des Heiligen lechzten. Hiob hatte sein Grab mit kühlen Schatten umpflanzet, Und er schwebt' in dem wehenden Hain. Jtzt schienen die Felsen Seines thürmenden Grabes vor ihm sich nieder zu senken, Jetzo sanken sie! Schnell entstiegen den ruhenden Felsen Wolken wallenden Staubs, doch blitzte Glanz aus dem Staube, Anderer Staub, und anderer Glanz, wie er je noch gesehen! Da er sich freute der neuen Erscheinung mit frohem Tiefsinn, Sank er entzückt in den strahlenden Staub! Jhn sahe sein Engel, Wie er unter der Hand des Allmächtigen wurde! der Seraph Hielt sich nicht, rief gen Himmel, in seiner Wonne gen Himmel, Daß
Elfter Geſang. Und der Hirt zu Thekoa, der unter den Huͤtten der Einfalt Den doch kannte, der hoch am Himmel gemacht den Arktur hat Und den Orion! er ſah die Auen jammervoll liegen; Und den Karmel oben verdorrt! und Kirioths Feſten Von dem dampfenden Fluge der Flamme verzehrt! im Getuͤmmel Moab, Kirioth ſank! im Geſchrey und Poſaunhall ſterben! Sah der Truͤmmern und Tode noch mehr in Judas Gefilden, Bethels Altar, und der Herrſcher Palaͤſte ſinken! der Theurung Wuͤtende Qual, und eiſern, und ohne Regen den Himmel, Ach nur Wolken des Staubs! drey Staͤdte zu Einer um Waſſer Ziehen, und duͤrftig ſich letzen! das Schwert die Juͤnglinge freſſen Und die Tode der Peſt! Von dieſen Geſichten des Elends Hingeſtuͤrzt, ging Amos, hinauf zu den Freuden der Todten, Gern von Lebenden weg, die ſchon die Erfuͤllung ereilte. Jetzo erwacht’ er, zu ſehen das Heil des Suͤndeverſoͤhners Jn der Unſterblichkeit Leibe, den Himmel eiſern dem Durſte Derer nicht mehr, die nach der Erkenntniß des Heiligen lechzten. Hiob hatte ſein Grab mit kuͤhlen Schatten umpflanzet, Und er ſchwebt’ in dem wehenden Hain. Jtzt ſchienen die Felſen Seines thuͤrmenden Grabes vor ihm ſich nieder zu ſenken, Jetzo ſanken ſie! Schnell entſtiegen den ruhenden Felſen Wolken wallenden Staubs, doch blitzte Glanz aus dem Staube, Anderer Staub, und anderer Glanz, wie er je noch geſehen! Da er ſich freute der neuen Erſcheinung mit frohem Tiefſinn, Sank er entzuͤckt in den ſtrahlenden Staub! Jhn ſahe ſein Engel, Wie er unter der Hand des Allmaͤchtigen wurde! der Seraph Hielt ſich nicht, rief gen Himmel, in ſeiner Wonne gen Himmel, Daß
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Elfter Geſang.
Und der Hirt zu Thekoa, der unter den Huͤtten der Einfalt
Den doch kannte, der hoch am Himmel gemacht den Arktur hat
Und den Orion! er ſah die Auen jammervoll liegen;
Und den Karmel oben verdorrt! und Kirioths Feſten
Von dem dampfenden Fluge der Flamme verzehrt! im Getuͤmmel
Moab, Kirioth ſank! im Geſchrey und Poſaunhall ſterben!
Sah der Truͤmmern und Tode noch mehr in Judas Gefilden,
Bethels Altar, und der Herrſcher Palaͤſte ſinken! der Theurung
Wuͤtende Qual, und eiſern, und ohne Regen den Himmel,
Ach nur Wolken des Staubs! drey Staͤdte zu Einer um Waſſer
Ziehen, und duͤrftig ſich letzen! das Schwert die Juͤnglinge freſſen
Und die Tode der Peſt! Von dieſen Geſichten des Elends
Hingeſtuͤrzt, ging Amos, hinauf zu den Freuden der Todten,
Gern von Lebenden weg, die ſchon die Erfuͤllung ereilte.
Jetzo erwacht’ er, zu ſehen das Heil des Suͤndeverſoͤhners
Jn der Unſterblichkeit Leibe, den Himmel eiſern dem Durſte
Derer nicht mehr, die nach der Erkenntniß des Heiligen lechzten.
Hiob hatte ſein Grab mit kuͤhlen Schatten umpflanzet,
Und er ſchwebt’ in dem wehenden Hain. Jtzt ſchienen die Felſen
Seines thuͤrmenden Grabes vor ihm ſich nieder zu ſenken,
Jetzo ſanken ſie! Schnell entſtiegen den ruhenden Felſen
Wolken wallenden Staubs, doch blitzte Glanz aus dem Staube,
Anderer Staub, und anderer Glanz, wie er je noch geſehen!
Da er ſich freute der neuen Erſcheinung mit frohem Tiefſinn,
Sank er entzuͤckt in den ſtrahlenden Staub! Jhn ſahe ſein Engel,
Wie er unter der Hand des Allmaͤchtigen wurde! der Seraph
Hielt ſich nicht, rief gen Himmel, in ſeiner Wonne gen Himmel,
Daß
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