[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Siebzehnter Gesang. Brich uns jener Palmen ... Er gieng, und zittert', und brachte Jedem einen wehenden Zweig. Der Unsterblichen Einer Gab ihm den seinigen. Jezo verließ das Schrecken der Freude Bersebon, und er redet': Jhr seyd vom Himmel gekommen? Sind aus Gräbern gekommen! Wir sind erstandene Todte. Hat euch der aus dem Grabe geweckt, der mich von dem nahen Tode zurückrief? .. Christus hat uns, da er starb, aus der Erde Zu dem unsterblichen Leben gerufen! .. Verweilt ihr noch lange Auf der Erde? .. Nicht länger, als der, der vom Tod' uns erweckte! Geht ihr mit Christus gen Himmel? .. Wir gehn mit |Christus gen Himmel ... Wird der Versöhner Gottes nun bald die Erde verlassen? Bald sich gen Himmel erheben? .. Wir wissen es nicht ... O verzeiht mir, Himmlische, daß ich noch immer mich unterwinde zu fragen! Sterb' ich bald? .. Wir wissen es nicht ... Wie war, da vom Tode Jhr erwachtet, wie war es euch da? .. Wie es Adam die Stunde Seiner Schöpfung war. Einst rufet auch dich die Posaune! Mit den Worten verschwand die Todtenerscheinung, und sprachlos Blieb er lange noch stehn, und sahe noch immer sich weit um Nach den Todten, und sah die Palme nicht wehn, wo die Harfe Scholl, und die Gidith, vernahm der goldnen Saite Gesang nicht. Also feyerten sie in Lazarus Garten der Freundschaft Fest; Unsterbliche feyrten's also mit ihnen. Sie dachten Sich zu erheitern; und da ward ihnen Freude des Himmels! Wenn wir sterben, empfahen wir so. Wir hoffen vom Elend Auszuruhen; und uns wird Wonne Gottes gegeben! Der
Der Meſſias. Siebzehnter Geſang. Brich uns jener Palmen … Er gieng, und zittert’, und brachte Jedem einen wehenden Zweig. Der Unſterblichen Einer Gab ihm den ſeinigen. Jezo verließ das Schrecken der Freude Berſebon, und er redet’: Jhr ſeyd vom Himmel gekommen? Sind aus Graͤbern gekommen! Wir ſind erſtandene Todte. Hat euch der aus dem Grabe geweckt, der mich von dem nahen Tode zuruͤckrief? .. Chriſtus hat uns, da er ſtarb, aus der Erde Zu dem unſterblichen Leben gerufen! .. Verweilt ihr noch lange Auf der Erde? .. Nicht laͤnger, als der, der vom Tod’ uns erweckte! Geht ihr mit Chriſtus gen Himmel? .. Wir gehn mit |Chriſtus gen Himmel … Wird der Verſoͤhner Gottes nun bald die Erde verlaſſen? Bald ſich gen Himmel erheben? .. Wir wiſſen es nicht … O verzeiht mir, Himmliſche, daß ich noch immer mich unterwinde zu fragen! Sterb’ ich bald? .. Wir wiſſen es nicht … Wie war, da vom Tode Jhr erwachtet, wie war es euch da? .. Wie es Adam die Stunde Seiner Schoͤpfung war. Einſt rufet auch dich die Poſaune! Mit den Worten verſchwand die Todtenerſcheinung, und ſprachlos Blieb er lange noch ſtehn, und ſahe noch immer ſich weit um Nach den Todten, und ſah die Palme nicht wehn, wo die Harfe Scholl, und die Gidith, vernahm der goldnen Saite Geſang nicht. Alſo feyerten ſie in Lazarus Garten der Freundſchaft Feſt; Unſterbliche feyrten’s alſo mit ihnen. Sie dachten Sich zu erheitern; und da ward ihnen Freude des Himmels! Wenn wir ſterben, empfahen wir ſo. Wir hoffen vom Elend Auszuruhen; und uns wird Wonne Gottes gegeben! Der
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Der Meſſias. Siebzehnter Geſang.
Brich uns jener Palmen … Er gieng, und zittert’, und brachte
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Gab ihm den ſeinigen. Jezo verließ das Schrecken der Freude
Berſebon, und er redet’: Jhr ſeyd vom Himmel gekommen?
Sind aus Graͤbern gekommen! Wir ſind erſtandene Todte.
Hat euch der aus dem Grabe geweckt, der mich von dem nahen
Tode zuruͤckrief? .. Chriſtus hat uns, da er ſtarb, aus der Erde
Zu dem unſterblichen Leben gerufen! .. Verweilt ihr noch lange
Auf der Erde? .. Nicht laͤnger, als der, der vom Tod’ uns erweckte!
Geht ihr mit Chriſtus gen Himmel? .. Wir gehn mit |Chriſtus
gen Himmel …
Wird der Verſoͤhner Gottes nun bald die Erde verlaſſen?
Bald ſich gen Himmel erheben? .. Wir wiſſen es nicht … O verzeiht mir,
Himmliſche, daß ich noch immer mich unterwinde zu fragen!
Sterb’ ich bald? .. Wir wiſſen es nicht … Wie war, da vom Tode
Jhr erwachtet, wie war es euch da? .. Wie es Adam die Stunde
Seiner Schoͤpfung war. Einſt rufet auch dich die Poſaune!
Mit den Worten verſchwand die Todtenerſcheinung, und ſprachlos
Blieb er lange noch ſtehn, und ſahe noch immer ſich weit um
Nach den Todten, und ſah die Palme nicht wehn, wo die Harfe
Scholl, und die Gidith, vernahm der goldnen Saite Geſang nicht.
Alſo feyerten ſie in Lazarus Garten der Freundſchaft
Feſt; Unſterbliche feyrten’s alſo mit ihnen. Sie dachten
Sich zu erheitern; und da ward ihnen Freude des Himmels!
Wenn wir ſterben, empfahen wir ſo. Wir hoffen vom Elend
Auszuruhen; und uns wird Wonne Gottes gegeben!
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