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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Zweyter Gesang.
Stand ein Palmbaum auf niedrigen Hügeln vor allen er-
haben,

Von leichtschimmernden Wolken des Morgennebels um-
flossen.

Unter dem Palmbaum vernahm der Messias den Schutz-
geist Johannes,

Raphael ist sein Name, der ihn hier betend verehrte.
Liebliche Winde zerflossen vom Oelbaum, und trugen die
Stimme,

Die sonst kein Geschöpfe nicht hörten, zum Mittler her-
nieder.

Raphael komm, rief ihn der Messias mit freundlichem
Anblick,

Wandle mir hier ungesehen zur Seite. Wie hast du die
Nacht durch

Unsers lieben Johannes unschuldige Seele bewachet?
Was für Gedanken, die deinen Gedanken, o Raphael,
glichen,

Hatte sie? Wo ist er itzt? Jch bewacht ihn, sagte der Se-
raph,

Wie man die Erstlinge deiner Erwählten, o Mittler, be-
wachet.

Seinen eröffneten Geist umschatteten heilige Träume,
Träume von dir. O hättest du ihn da schlummern gesehen,
Als er dich, Göttlicher, sah! Ein heiliges Frühlingslä-
cheln

Füllte sein Antlitz. Dein Seraph hat auch in Edens Ge-
filden

Adam gesehn, da er schlief, und das Bild der werdenden
Eva

Und

Zweyter Geſang.
Stand ein Palmbaum auf niedrigen Huͤgeln vor allen er-
haben,

Von leichtſchimmernden Wolken des Morgennebels um-
floſſen.

Unter dem Palmbaum vernahm der Meſſias den Schutz-
geiſt Johannes,

Raphael iſt ſein Name, der ihn hier betend verehrte.
Liebliche Winde zerfloſſen vom Oelbaum, und trugen die
Stimme,

Die ſonſt kein Geſchoͤpfe nicht hoͤrten, zum Mittler her-
nieder.

Raphael komm, rief ihn der Meſſias mit freundlichem
Anblick,

Wandle mir hier ungeſehen zur Seite. Wie haſt du die
Nacht durch

Unſers lieben Johannes unſchuldige Seele bewachet?
Was fuͤr Gedanken, die deinen Gedanken, o Raphael,
glichen,

Hatte ſie? Wo iſt er itzt? Jch bewacht ihn, ſagte der Se-
raph,

Wie man die Erſtlinge deiner Erwaͤhlten, o Mittler, be-
wachet.

Seinen eroͤffneten Geiſt umſchatteten heilige Traͤume,
Traͤume von dir. O haͤtteſt du ihn da ſchlummern geſehen,
Als er dich, Goͤttlicher, ſah! Ein heiliges Fruͤhlingslaͤ-
cheln

Fuͤllte ſein Antlitz. Dein Seraph hat auch in Edens Ge-
filden

Adam geſehn, da er ſchlief, und das Bild der werdenden
Eva

Und
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[47/0051] Zweyter Geſang. Stand ein Palmbaum auf niedrigen Huͤgeln vor allen er- haben, Von leichtſchimmernden Wolken des Morgennebels um- floſſen. Unter dem Palmbaum vernahm der Meſſias den Schutz- geiſt Johannes, Raphael iſt ſein Name, der ihn hier betend verehrte. Liebliche Winde zerfloſſen vom Oelbaum, und trugen die Stimme, Die ſonſt kein Geſchoͤpfe nicht hoͤrten, zum Mittler her- nieder. Raphael komm, rief ihn der Meſſias mit freundlichem Anblick, Wandle mir hier ungeſehen zur Seite. Wie haſt du die Nacht durch Unſers lieben Johannes unſchuldige Seele bewachet? Was fuͤr Gedanken, die deinen Gedanken, o Raphael, glichen, Hatte ſie? Wo iſt er itzt? Jch bewacht ihn, ſagte der Se- raph, Wie man die Erſtlinge deiner Erwaͤhlten, o Mittler, be- wachet. Seinen eroͤffneten Geiſt umſchatteten heilige Traͤume, Traͤume von dir. O haͤtteſt du ihn da ſchlummern geſehen, Als er dich, Goͤttlicher, ſah! Ein heiliges Fruͤhlingslaͤ- cheln Fuͤllte ſein Antlitz. Dein Seraph hat auch in Edens Ge- filden Adam geſehn, da er ſchlief, und das Bild der werdenden Eva Und

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/51>, abgerufen am 21.11.2024.