[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Und für die liebende, so sehr geliebte Mutter: Und dann wird Gott allein geliebt! Die Erde sinkt, wird ihr zum leichten Staube; Und, nun entfchlummert sie... Da liegt im Tode sie, und schön des Seraphs Auge, Der Sie zum Unerschafnen führt. Indem erblaßt die Wang', und sinkt; es troknen Die letzten Thränen auf! Schön sind, und ehrenvoll des Patrioten Wunden! Mit höhrer Schöne schmückt der Tod Den Christen! ihn die letzte Ruh! der sanften Gebrochnen Augen Schlaf! Nur wenige verstehn, was dem für Ehren bleiben, Der liegt, und überwunden hat, Dem ewigen, dem gottgeweihten Menschen, Der auferstehen soll! Fleug, mein Gesang, den Flug unsterblicher Gesänge, Und singe nicht vom Staube mehr! Zwar heilig ist ihr Staub; doch sein Bewohner Ist heiliger, als er! Die hohe Seele stand vor Gott. Ihr grosser Führer, Des Landes Schutzgeist, stand bey ihr. Dort strahlt' es auch, um sie, an ihrer Seite, Wo Carolina stand. Die
Und fuͤr die liebende, ſo ſehr geliebte Mutter: Und dann wird Gott allein geliebt! Die Erde ſinkt, wird ihr zum leichten Staube; Und, nun entfchlummert ſie… Da liegt im Tode ſie, und ſchoͤn des Seraphs Auge, Der Sie zum Unerſchafnen fuͤhrt. Indem erblaßt die Wang’, und ſinkt; es troknen Die letzten Thraͤnen auf! Schoͤn ſind, und ehrenvoll des Patrioten Wunden! Mit hoͤhrer Schoͤne ſchmuͤckt der Tod Den Chriſten! ihn die letzte Ruh! der ſanften Gebrochnen Augen Schlaf! Nur wenige verſtehn, was dem fuͤr Ehren bleiben, Der liegt, und uͤberwunden hat, Dem ewigen, dem gottgeweihten Menſchen, Der auferſtehen ſoll! Fleug, mein Geſang, den Flug unſterblicher Geſaͤnge, Und ſinge nicht vom Staube mehr! Zwar heilig iſt ihr Staub; doch ſein Bewohner Iſt heiliger, als er! Die hohe Seele ſtand vor Gott. Ihr groſſer Fuͤhrer, Des Landes Schutzgeiſt, ſtand bey ihr. Dort ſtrahlt’ es auch, um ſie, an ihrer Seite, Wo Carolina ſtand. Die
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Die Erde ſinkt, wird ihr zum leichten Staube;
Und, nun entfchlummert ſie…
Da liegt im Tode ſie, und ſchoͤn des Seraphs Auge,
Der Sie zum Unerſchafnen fuͤhrt.
Indem erblaßt die Wang’, und ſinkt; es troknen
Die letzten Thraͤnen auf!
Schoͤn ſind, und ehrenvoll des Patrioten Wunden!
Mit hoͤhrer Schoͤne ſchmuͤckt der Tod
Den Chriſten! ihn die letzte Ruh! der ſanften
Gebrochnen Augen Schlaf!
Nur wenige verſtehn, was dem fuͤr Ehren bleiben,
Der liegt, und uͤberwunden hat,
Dem ewigen, dem gottgeweihten Menſchen,
Der auferſtehen ſoll!
Fleug, mein Geſang, den Flug unſterblicher Geſaͤnge,
Und ſinge nicht vom Staube mehr!
Zwar heilig iſt ihr Staub; doch ſein Bewohner
Iſt heiliger, als er!
Die hohe Seele ſtand vor Gott. Ihr groſſer Fuͤhrer,
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Dort ſtrahlt’ es auch, um ſie, an ihrer Seite,
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