Doch wenn dich, Jüngling, andere Sorg' entflammt, Und dirs zu heiß wird, daß du der Barden Gang Im Haine noch nicht gingst, dein Name Noch unerhöht mit der grossen Fluth fleußt;
So red'! In Weisheit wandelt sich Ehrbegier, Wählt jene. Thorheit ist es, ein kleines Ziel Das würdigen, zum Ziel zu machen, Nach der unsterblichen Schelle laufen!
Noch viel Verdienst ist übrig. Auf, hab es nur; Die Welt wirds kennen. Aber das edelste Ist Tugend! Meisterwerke werden Sicher unsterblich; die Tugend selten!
Allein sie soll auch dieser Unsterblichkeit Nur wenig achten! ... Athme nun auf, und trink. Wir wollen viel von grossen Männern, Eh sich der Schatten verlängt, noch reden!
[Abbildung]
An
Doch wenn dich, Juͤngling, andere Sorg’ entflammt, Und dirs zu heiß wird, daß du der Barden Gang Im Haine noch nicht gingſt, dein Name Noch unerhoͤht mit der groſſen Fluth fleußt;
So red’! In Weisheit wandelt ſich Ehrbegier, Waͤhlt jene. Thorheit iſt es, ein kleines Ziel Das wuͤrdigen, zum Ziel zu machen, Nach der unſterblichen Schelle laufen!
Noch viel Verdienſt iſt uͤbrig. Auf, hab es nur; Die Welt wirds kennen. Aber das edelſte Iſt Tugend! Meiſterwerke werden Sicher unſterblich; die Tugend ſelten!
Allein ſie ſoll auch dieſer Unſterblichkeit Nur wenig achten! … Athme nun auf, und trink. Wir wollen viel von groſſen Maͤnnern, Eh ſich der Schatten verlaͤngt, noch reden!
[Abbildung]
An
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lg><pbfacs="#f0135"n="127"/><lgn="36"><l><hirendition="#in">D</hi>och wenn dich, Juͤngling, andere Sorg’ entflammt,</l><lb/><l>Und dirs zu heiß wird, daß du der Barden Gang</l><lb/><l>Im Haine noch nicht gingſt, dein Name</l><lb/><l>Noch unerhoͤht mit der groſſen Fluth fleußt;</l></lg><lb/><lgn="37"><l><hirendition="#in">S</hi>o red’! In Weisheit wandelt ſich Ehrbegier,</l><lb/><l>Waͤhlt jene. Thorheit iſt es, ein kleines Ziel</l><lb/><l>Das wuͤrdigen, zum Ziel zu machen,</l><lb/><l>Nach der unſterblichen Schelle laufen!</l></lg><lb/><lgn="38"><l><hirendition="#in">N</hi>och viel Verdienſt iſt uͤbrig. Auf, hab es nur;</l><lb/><l>Die Welt wirds kennen. Aber das edelſte</l><lb/><l>Iſt Tugend! Meiſterwerke werden</l><lb/><l>Sicher unſterblich; die Tugend ſelten!</l></lg><lb/><lgn="39"><l><hirendition="#in">A</hi>llein ſie ſoll auch dieſer Unſterblichkeit</l><lb/><l>Nur wenig achten! … Athme nun auf, und trink.</l><lb/><l>Wir wollen viel von groſſen Maͤnnern,</l><lb/><l>Eh ſich der Schatten verlaͤngt, noch reden!</l></lg></lg><lb/><figure/></div><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">An</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[127/0135]
Doch wenn dich, Juͤngling, andere Sorg’ entflammt,
Und dirs zu heiß wird, daß du der Barden Gang
Im Haine noch nicht gingſt, dein Name
Noch unerhoͤht mit der groſſen Fluth fleußt;
So red’! In Weisheit wandelt ſich Ehrbegier,
Waͤhlt jene. Thorheit iſt es, ein kleines Ziel
Das wuͤrdigen, zum Ziel zu machen,
Nach der unſterblichen Schelle laufen!
Noch viel Verdienſt iſt uͤbrig. Auf, hab es nur;
Die Welt wirds kennen. Aber das edelſte
Iſt Tugend! Meiſterwerke werden
Sicher unſterblich; die Tugend ſelten!
Allein ſie ſoll auch dieſer Unſterblichkeit
Nur wenig achten! … Athme nun auf, und trink.
Wir wollen viel von groſſen Maͤnnern,
Eh ſich der Schatten verlaͤngt, noch reden!
[Abbildung]
An
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/135>, abgerufen am 10.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.