Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Die donnerde Wage tönet fort, und wägt!
Ein Sandkorn mehr, jetzt in die Eine,
Dann in die andere Schaale,
Ist Sieg voll Blut und Elend!
Noch werden der Krieger Stolzeste sagen: Nicht deine
brüllende Tode

Schrecken mich, nicht deine Wetter, Schlacht!
Aber das Sinken und Steigen der göttlichen
Wagschaal,

Und ihr Todeston schrecken mich!
OVorsehung, beschleuß doch endlich,
Endlich die blutigen
Wieder besiegten Siege,
Mit Einem, der Friede gebeut!
So wollen unser Vater, und wir,
Er, daß er uns liebet!
Wir, daß wir ihn lieben!
Ohne Wehmuth uns freun!
Wie glücklich sind wir!
Weht über der Patrioten Gebeinen, ihr Winde, sanft!
Auch an Friedrichs ungehinderter Gnade
Haben sie Theil!
Odu, das uns mit jeder fröhlichen Hofnung umlächelt,
Festliches erstes Jahr!
Mit dem Flügel der Sommermorgenröthe,
Schwebst du dem Tage voran!

Aga-

Die donnerde Wage toͤnet fort, und waͤgt!
Ein Sandkorn mehr, jetzt in die Eine,
Dann in die andere Schaale,
Iſt Sieg voll Blut und Elend!
Noch werden der Krieger Stolzeſte ſagen: Nicht deine
bruͤllende Tode

Schrecken mich, nicht deine Wetter, Schlacht!
Aber das Sinken und Steigen der goͤttlichen
Wagſchaal,

Und ihr Todeston ſchrecken mich!
OVorſehung, beſchleuß doch endlich,
Endlich die blutigen
Wieder beſiegten Siege,
Mit Einem, der Friede gebeut!
So wollen unſer Vater, und wir,
Er, daß er uns liebet!
Wir, daß wir ihn lieben!
Ohne Wehmuth uns freun!
Wie gluͤcklich ſind wir!
Weht uͤber der Patrioten Gebeinen, ihr Winde, ſanft!
Auch an Friedrichs ungehinderter Gnade
Haben ſie Theil!
Odu, das uns mit jeder froͤhlichen Hofnung umlaͤchelt,
Feſtliches erſtes Jahr!
Mit dem Fluͤgel der Sommermorgenroͤthe,
Schwebſt du dem Tage voran!

Aga-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg>
            <pb facs="#f0142" n="134"/>
            <lg n="64">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie donnerde Wage to&#x0364;net fort, und wa&#x0364;gt!</l><lb/>
              <l>Ein Sandkorn mehr, jetzt in die Eine,</l><lb/>
              <l>Dann in die andere Schaale,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t Sieg voll Blut und Elend!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="65">
              <l><hi rendition="#in">N</hi>och werden der Krieger Stolze&#x017F;te &#x017F;agen: Nicht deine<lb/><hi rendition="#et">bru&#x0364;llende Tode</hi></l><lb/>
              <l>Schrecken mich, nicht deine Wetter, Schlacht!</l><lb/>
              <l>Aber das Sinken und Steigen der go&#x0364;ttlichen<lb/><hi rendition="#et">Wag&#x017F;chaal,</hi></l><lb/>
              <l>Und ihr Todeston &#x017F;chrecken mich!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="66">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>Vor&#x017F;ehung, be&#x017F;chleuß doch endlich,</l><lb/>
              <l>Endlich die blutigen</l><lb/>
              <l>Wieder be&#x017F;iegten Siege,</l><lb/>
              <l>Mit Einem, der Friede gebeut!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="67">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>o wollen un&#x017F;er Vater, und wir,</l><lb/>
              <l>Er, daß er uns liebet!</l><lb/>
              <l>Wir, daß wir ihn lieben!</l><lb/>
              <l>Ohne Wehmuth uns freun!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="68">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ie glu&#x0364;cklich &#x017F;ind wir!</l><lb/>
              <l>Weht u&#x0364;ber der Patrioten Gebeinen, ihr Winde, &#x017F;anft!</l><lb/>
              <l>Auch an Friedrichs ungehinderter Gnade</l><lb/>
              <l>Haben &#x017F;ie Theil!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="69">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>du, das uns mit jeder fro&#x0364;hlichen Hofnung umla&#x0364;chelt,</l><lb/>
              <l>Fe&#x017F;tliches er&#x017F;tes Jahr!</l><lb/>
              <l>Mit dem Flu&#x0364;gel der Sommermorgenro&#x0364;the,</l><lb/>
              <l>Schweb&#x017F;t du dem Tage voran!</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Aga-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] Die donnerde Wage toͤnet fort, und waͤgt! Ein Sandkorn mehr, jetzt in die Eine, Dann in die andere Schaale, Iſt Sieg voll Blut und Elend! Noch werden der Krieger Stolzeſte ſagen: Nicht deine bruͤllende Tode Schrecken mich, nicht deine Wetter, Schlacht! Aber das Sinken und Steigen der goͤttlichen Wagſchaal, Und ihr Todeston ſchrecken mich! OVorſehung, beſchleuß doch endlich, Endlich die blutigen Wieder beſiegten Siege, Mit Einem, der Friede gebeut! So wollen unſer Vater, und wir, Er, daß er uns liebet! Wir, daß wir ihn lieben! Ohne Wehmuth uns freun! Wie gluͤcklich ſind wir! Weht uͤber der Patrioten Gebeinen, ihr Winde, ſanft! Auch an Friedrichs ungehinderter Gnade Haben ſie Theil! Odu, das uns mit jeder froͤhlichen Hofnung umlaͤchelt, Feſtliches erſtes Jahr! Mit dem Fluͤgel der Sommermorgenroͤthe, Schwebſt du dem Tage voran! Aga-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/142
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/142>, abgerufen am 22.12.2024.