Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Schnell wie der Gedanke, schweben sie in weitauskrei-
senden Wendungen fort,
Wie im Meere die Riesenschlange sich wälzt!
Noch sangen wir vom ersten Tritte, mit dem auf
den Teich Ida
Zitterte. Klein war ihr Fuß, und blinkend ihr
Stahl.
Sie hatte des Stahles Band mit silberbereiftem Laube
Und röthlich gesprengten fliehenden Fischen gestickt.
Die Lieder sangen wir, jetzo dem Widerhalle der
Wälder sie,
Jetzo den Trümmern der alten Burg,
Und tanzten fort, bald wie auf Flügeln des Nords
Den Strom hinunter gestürmt!
Bald wie gewehet von dem sanften Weste.
Nun sank, ach viel zu früh! der Mond am Him-
mel herab.
Wir kamen zum regelreichen Tanz in der lichten Halle,
Und dem lärmenden Heerd, auf dem die junge Tanne
sank.
Wir kosteten nur mit stolzem Zahn von der Halle
Tanz,
Und schliefen, zu der Nacht den Tag, gesunden
Schlaf.

Der
N

Schnell wie der Gedanke, ſchweben ſie in weitauskrei-
ſenden Wendungen fort,
Wie im Meere die Rieſenſchlange ſich waͤlzt!
Noch ſangen wir vom erſten Tritte, mit dem auf
den Teich Ida
Zitterte. Klein war ihr Fuß, und blinkend ihr
Stahl.
Sie hatte des Stahles Band mit ſilberbereiftem Laube
Und roͤthlich geſprengten fliehenden Fiſchen geſtickt.
Die Lieder ſangen wir, jetzo dem Widerhalle der
Waͤlder ſie,
Jetzo den Truͤmmern der alten Burg,
Und tanzten fort, bald wie auf Fluͤgeln des Nords
Den Strom hinunter geſtuͤrmt!
Bald wie gewehet von dem ſanften Weſte.
Nun ſank, ach viel zu fruͤh! der Mond am Him-
mel herab.
Wir kamen zum regelreichen Tanz in der lichten Halle,
Und dem laͤrmenden Heerd, auf dem die junge Tanne
ſank.
Wir koſteten nur mit ſtolzem Zahn von der Halle
Tanz,
Und ſchliefen, zu der Nacht den Tag, geſunden
Schlaf.

Der
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg>
            <pb facs="#f0201" n="193"/>
            <lg n="313">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>chnell wie der Gedanke, &#x017F;chweben &#x017F;ie in weitauskrei-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;enden Wendungen fort,</hi></l><lb/>
              <l>Wie im Meere die Rie&#x017F;en&#x017F;chlange &#x017F;ich wa&#x0364;lzt!</l><lb/>
              <l>Noch &#x017F;angen wir vom er&#x017F;ten Tritte, mit dem auf<lb/><hi rendition="#et">den Teich Ida</hi></l><lb/>
              <l>Zitterte. Klein war ihr Fuß, und blinkend ihr<lb/><hi rendition="#et">Stahl.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="314">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ie hatte des Stahles Band mit &#x017F;ilberbereiftem Laube</l><lb/>
              <l>Und ro&#x0364;thlich ge&#x017F;prengten fliehenden Fi&#x017F;chen ge&#x017F;tickt.</l><lb/>
              <l>Die Lieder &#x017F;angen wir, jetzo dem Widerhalle der<lb/><hi rendition="#et">Wa&#x0364;lder &#x017F;ie,</hi></l><lb/>
              <l>Jetzo den Tru&#x0364;mmern der alten Burg,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="315">
              <l><hi rendition="#in">U</hi>nd tanzten fort, bald wie auf Flu&#x0364;geln des Nords</l><lb/>
              <l>Den Strom hinunter ge&#x017F;tu&#x0364;rmt!</l><lb/>
              <l>Bald wie gewehet von dem &#x017F;anften We&#x017F;te.</l><lb/>
              <l>Nun &#x017F;ank, ach viel zu fru&#x0364;h! der Mond am Him-<lb/><hi rendition="#et">mel herab.</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="316">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ir kamen zum regelreichen Tanz in der lichten Halle,</l><lb/>
              <l>Und dem la&#x0364;rmenden Heerd, auf dem die junge Tanne<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ank.</hi></l><lb/>
              <l>Wir ko&#x017F;teten nur mit &#x017F;tolzem Zahn von der Halle<lb/><hi rendition="#et">Tanz,</hi></l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chliefen, zu der Nacht den Tag, ge&#x017F;unden<lb/><hi rendition="#et">Schlaf.</hi></l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">N</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0201] Schnell wie der Gedanke, ſchweben ſie in weitauskrei- ſenden Wendungen fort, Wie im Meere die Rieſenſchlange ſich waͤlzt! Noch ſangen wir vom erſten Tritte, mit dem auf den Teich Ida Zitterte. Klein war ihr Fuß, und blinkend ihr Stahl. Sie hatte des Stahles Band mit ſilberbereiftem Laube Und roͤthlich geſprengten fliehenden Fiſchen geſtickt. Die Lieder ſangen wir, jetzo dem Widerhalle der Waͤlder ſie, Jetzo den Truͤmmern der alten Burg, Und tanzten fort, bald wie auf Fluͤgeln des Nords Den Strom hinunter geſtuͤrmt! Bald wie gewehet von dem ſanften Weſte. Nun ſank, ach viel zu fruͤh! der Mond am Him- mel herab. Wir kamen zum regelreichen Tanz in der lichten Halle, Und dem laͤrmenden Heerd, auf dem die junge Tanne ſank. Wir koſteten nur mit ſtolzem Zahn von der Halle Tanz, Und ſchliefen, zu der Nacht den Tag, geſunden Schlaf. Der N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/201
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/201>, abgerufen am 22.12.2024.