Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.Saverys und Newcomens Patent. als 100,000 Exemplare abgesetzt worden. Allein Arago selbst,trotz seiner beredten Vertheidigung der Ansprüche des franzö- sischen Erfinders, gibt zu, dass weder de Caus noch Worcester mit den Kenntnissen ihrer Zeit vor die Wattsche Dampfma- schine gestellt, nur irgend eine Ahnung davon haben würden, dass diese Maschine durch Dampf getrieben werde. In der That unterschied sich das, was de Caus und Worcester erfanden, wenig von dem, was schon das Alterthum wusste und was die tägliche Erfahrung an jedem Wasserkessel lehrte, dass Flüs- sigkeiten durch den Druck gespannter Dämpfe aus einer unter ihrem Niveau mündenden Röhre mit grosser Gewalt in die Höhe getrieben werden. Savery, welcher die erste Dampfma- schine zum practischen Gebrauche construirte und sich paten- tiren liess, blieb bei dieser gegebenen Form insofern stehen, als er die in dem Dampfkessel entwickelten Dämpfe unmittel- bar auf das in geschlossenen Gefässen befindliche Wasser drücken liess, um dasselbe durch ein Steigrohr in die Höhe zu trei- ben. Er fügte indess die Condensation der an Stelle des ver- drängten Wassers eingetretenen Dämpfe durch Abkühlung hinzu, wobei durch ein abwärts führendes Saugrohr neues Wasser in die entleerten Behälter aufgesogen wurde. Er machte es so möglich, durch die abwechselnde Anspannung und Condensa- tion der Dämpfe in dem Cylinder das Wasser in zwei Absätzen zuerst aufzusaugen und dann in die Höhe zu pressen und stellte durch die Trennung der Cylinder von dem Dampfkessel und durch die angebrachten Sperrvorrichtungen zuerst eine continuirlich wirkende Dampfmaschine her. Newcomens Erfindung, welche noch während der Dauer Saverys und Newcomens Patent. als 100,000 Exemplare abgesetzt worden. Allein Arago selbst,trotz seiner beredten Vertheidigung der Ansprüche des franzö- sischen Erfinders, gibt zu, dass weder de Caus noch Worcester mit den Kenntnissen ihrer Zeit vor die Wattsche Dampfma- schine gestellt, nur irgend eine Ahnung davon haben würden, dass diese Maschine durch Dampf getrieben werde. In der That unterschied sich das, was de Caus und Worcester erfanden, wenig von dem, was schon das Alterthum wusste und was die tägliche Erfahrung an jedem Wasserkessel lehrte, dass Flüs- sigkeiten durch den Druck gespannter Dämpfe aus einer unter ihrem Niveau mündenden Röhre mit grosser Gewalt in die Höhe getrieben werden. Savery, welcher die erste Dampfma- schine zum practischen Gebrauche construirte und sich paten- tiren liess, blieb bei dieser gegebenen Form insofern stehen, als er die in dem Dampfkessel entwickelten Dämpfe unmittel- bar auf das in geschlossenen Gefässen befindliche Wasser drücken liess, um dasselbe durch ein Steigrohr in die Höhe zu trei- ben. Er fügte indess die Condensation der an Stelle des ver- drängten Wassers eingetretenen Dämpfe durch Abkühlung hinzu, wobei durch ein abwärts führendes Saugrohr neues Wasser in die entleerten Behälter aufgesogen wurde. Er machte es so möglich, durch die abwechselnde Anspannung und Condensa- tion der Dämpfe in dem Cylinder das Wasser in zwei Absätzen zuerst aufzusaugen und dann in die Höhe zu pressen und stellte durch die Trennung der Cylinder von dem Dampfkessel und durch die angebrachten Sperrvorrichtungen zuerst eine continuirlich wirkende Dampfmaschine her. 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Er erreichte also den Zweck der Saveryschen<lb/> Maschine mit neuen Hülfsmitteln auf eine vollkommenere Weise,<lb/> indem das Wasser mit geringerer Dampfspannung auf eine be-<lb/> liebig grosse Höhe gehoben werden konnte. Allein gegen das<lb/> von Newcomen nachgesuchte Patent erhob Savery Einspruch,<lb/> weil dasselbe wesentliche Theile seiner eigenen Erfindung um-<lb/> fasste und beide Erfinder vereinigten sich zur gemeinschaft-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0084]
Saverys und Newcomens Patent.
als 100,000 Exemplare abgesetzt worden. Allein Arago selbst,
trotz seiner beredten Vertheidigung der Ansprüche des franzö-
sischen Erfinders, gibt zu, dass weder de Caus noch Worcester
mit den Kenntnissen ihrer Zeit vor die Wattsche Dampfma-
schine gestellt, nur irgend eine Ahnung davon haben würden,
dass diese Maschine durch Dampf getrieben werde. In der That
unterschied sich das, was de Caus und Worcester erfanden,
wenig von dem, was schon das Alterthum wusste und was die
tägliche Erfahrung an jedem Wasserkessel lehrte, dass Flüs-
sigkeiten durch den Druck gespannter Dämpfe aus einer unter
ihrem Niveau mündenden Röhre mit grosser Gewalt in die
Höhe getrieben werden. Savery, welcher die erste Dampfma-
schine zum practischen Gebrauche construirte und sich paten-
tiren liess, blieb bei dieser gegebenen Form insofern stehen,
als er die in dem Dampfkessel entwickelten Dämpfe unmittel-
bar auf das in geschlossenen Gefässen befindliche Wasser drücken
liess, um dasselbe durch ein Steigrohr in die Höhe zu trei-
ben. Er fügte indess die Condensation der an Stelle des ver-
drängten Wassers eingetretenen Dämpfe durch Abkühlung hinzu,
wobei durch ein abwärts führendes Saugrohr neues Wasser in
die entleerten Behälter aufgesogen wurde. Er machte es so
möglich, durch die abwechselnde Anspannung und Condensa-
tion der Dämpfe in dem Cylinder das Wasser in zwei Absätzen
zuerst aufzusaugen und dann in die Höhe zu pressen und
stellte durch die Trennung der Cylinder von dem Dampfkessel
und durch die angebrachten Sperrvorrichtungen zuerst eine
continuirlich wirkende Dampfmaschine her.
Newcomens Erfindung, welche noch während der Dauer
des Saveryschen Patentes (1705) zur Ausführung kam, sub-
stituirte dem Wasser in dem Cylinder einen luftdicht schlies-
senden Kolben, welcher durch die unter demselben bald an-
gespannten bald condensirten Dämpfe auf und ab bewegt wurde,
und verband die Kolbenstange durch den Balancier mit einem
Pumpengestänge. Er erreichte also den Zweck der Saveryschen
Maschine mit neuen Hülfsmitteln auf eine vollkommenere Weise,
indem das Wasser mit geringerer Dampfspannung auf eine be-
liebig grosse Höhe gehoben werden konnte. Allein gegen das
von Newcomen nachgesuchte Patent erhob Savery Einspruch,
weil dasselbe wesentliche Theile seiner eigenen Erfindung um-
fasste und beide Erfinder vereinigten sich zur gemeinschaft-
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