Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Cap. Recht der Neutralität.
den Verkauf unmittelbarer Kriegsbedürfnisse an
eine feindliche Macht oder deren Unterthanen,
wenn diese in neutralem Gebiet den Einkauf
und die Ausfuhr vornehmen b). Hingegen be-
trachtet derselbe die Zufuhr jener Bedürfnisse,
von Seite eines neutralen Staates oder dessen
Unterthanen, an eine kriegführende Macht, als
eine Verletzung der Neutralität. Er belegt da-
her die unmittelbaren Kriegsbedürfnisse, so fern
sie von neutralen Mächten oder deren Unter-
thanen einer kriegführenden Macht zugeführt
werden, mit dem Namen KriegsContrebande
(contrebande de guerre). Hierunter versteht
man, im Allgemeinen, Waffen, Harnische, und
KriegsMunition (les armes, les harnais, et les
munitions de guerre), doch mit Ausschluss der
SchiffMunition oder SchiffbauMaterialien c) (mu-
nitions navales). Die nähere Bestimmung der
einzelnen dahin gehörigen Waaren, ist in zwei-
felhaften Fällen aus den hierüber vorhandenen
Verträgen d) zu nehmen. In deren Erman-
gelung, streitet die Rechtsvermuthung für die
Anwendbarkeit des natürlichen Völkerrechtes, für
die natürliche Freiheit des Handels, also dafür,
dass die Waare als KriegsContrebande nicht zu
betrachten sey e).

a) Schmidlin diss. cit. §. 43. sqq. Stalpf §. 15 ff.
b) Lampredi I. 53. Anders Galiani Cap. 9. §. 4. -- Schon
das römische und canonische Recht, päpstliche Verordnungen
(bei Strafe des Kirchenbannes), das Consolato del mare, die

II. Cap. Recht der Neutralität.
den Verkauf unmittelbarer Kriegsbedürfnisse an
eine feindliche Macht oder deren Unterthanen,
wenn diese in neutralem Gebiet den Einkauf
und die Ausfuhr vornehmen b). Hingegen be-
trachtet derselbe die Zufuhr jener Bedürfnisse,
von Seite eines neutralen Staates oder dessen
Unterthanen, an eine kriegführende Macht, als
eine Verletzung der Neutralität. Er belegt da-
her die unmittelbaren Kriegsbedürfnisse, so fern
sie von neutralen Mächten oder deren Unter-
thanen einer kriegführenden Macht zugeführt
werden, mit dem Namen KriegsContrebande
(contrebande de guerre). Hierunter versteht
man, im Allgemeinen, Waffen, Harnische, und
KriegsMunition (les armes, les harnais, et les
munitions de guerre), doch mit Ausschluſs der
SchiffMunition oder SchiffbauMaterialien c) (mu-
nitions navales). Die nähere Bestimmung der
einzelnen dahin gehörigen Waaren, ist in zwei-
felhaften Fällen aus den hierüber vorhandenen
Verträgen d) zu nehmen. In deren Erman-
gelung, streitet die Rechtsvermuthung für die
Anwendbarkeit des natürlichen Völkerrechtes, für
die natürliche Freiheit des Handels, also dafür,
daſs die Waare als KriegsContrebande nicht zu
betrachten sey e).

a) Schmidlin diss. cit. §. 43. sqq. Stalpf §. 15 ff.
b) Lampredi I. 53. Anders Galiani Cap. 9. §. 4. — Schon
das römische und canonische Recht, päpstliche Verordnungen
(bei Strafe des Kirchenbannes), das Consolato del mare, die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0093" n="461"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Cap. Recht der Neutralität.</hi></fw><lb/>
den Verkauf unmittelbarer Kriegsbedürfnisse an<lb/>
eine feindliche Macht oder deren Unterthanen,<lb/>
wenn <hi rendition="#i">diese</hi> in <hi rendition="#i">neutralem</hi> Gebiet den <hi rendition="#i">Einkauf</hi><lb/>
und die <hi rendition="#i">Ausfuhr</hi> vornehmen <hi rendition="#i">b</hi>). Hingegen be-<lb/>
trachtet derselbe die <hi rendition="#i">Zufuhr</hi> jener Bedürfnisse,<lb/>
von Seite eines neutralen Staates oder dessen<lb/>
Unterthanen, an eine kriegführende Macht, als<lb/>
eine Verletzung der Neutralität. Er belegt da-<lb/>
her die unmittelbaren Kriegsbedürfnisse, so fern<lb/>
sie von neutralen Mächten oder deren Unter-<lb/>
thanen einer kriegführenden Macht zugeführt<lb/>
werden, mit dem Namen <hi rendition="#i">KriegsContrebande</hi><lb/>
(contrebande de guerre). Hierunter versteht<lb/>
man, im Allgemeinen, Waffen, Harnische, und<lb/>
KriegsMunition (les armes, les harnais, et les<lb/>
munitions de guerre), doch mit Ausschlu&#x017F;s der<lb/>
SchiffMunition oder SchiffbauMaterialien <hi rendition="#i">c</hi>) (mu-<lb/>
nitions navales). Die nähere Bestimmung der<lb/>
einzelnen dahin gehörigen Waaren, ist in zwei-<lb/>
felhaften Fällen aus den hierüber vorhandenen<lb/>
Verträgen <hi rendition="#i">d</hi>) zu nehmen. In deren Erman-<lb/>
gelung, streitet die Rechtsvermuthung für die<lb/>
Anwendbarkeit des natürlichen Völkerrechtes, für<lb/>
die natürliche Freiheit des Handels, also dafür,<lb/>
da&#x017F;s die Waare als KriegsContrebande nicht zu<lb/>
betrachten sey <hi rendition="#i">e</hi>).</p><lb/>
                <note place="end" n="a)"><hi rendition="#k">Schmidlin</hi> diss. cit. §. 43. sqq. <hi rendition="#k">Stalpf</hi> §. 15 ff.</note><lb/>
                <note place="end" n="b)"><hi rendition="#k">Lampredi</hi> I. 53. Anders <hi rendition="#k">Galiani</hi> Cap. 9. §. 4. &#x2014; Schon<lb/>
das römische und canonische Recht, päpstliche Verordnungen<lb/>
(bei Strafe des Kirchenbannes), das Consolato del mare, die<lb/></note>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0093] II. Cap. Recht der Neutralität. den Verkauf unmittelbarer Kriegsbedürfnisse an eine feindliche Macht oder deren Unterthanen, wenn diese in neutralem Gebiet den Einkauf und die Ausfuhr vornehmen b). Hingegen be- trachtet derselbe die Zufuhr jener Bedürfnisse, von Seite eines neutralen Staates oder dessen Unterthanen, an eine kriegführende Macht, als eine Verletzung der Neutralität. Er belegt da- her die unmittelbaren Kriegsbedürfnisse, so fern sie von neutralen Mächten oder deren Unter- thanen einer kriegführenden Macht zugeführt werden, mit dem Namen KriegsContrebande (contrebande de guerre). Hierunter versteht man, im Allgemeinen, Waffen, Harnische, und KriegsMunition (les armes, les harnais, et les munitions de guerre), doch mit Ausschluſs der SchiffMunition oder SchiffbauMaterialien c) (mu- nitions navales). Die nähere Bestimmung der einzelnen dahin gehörigen Waaren, ist in zwei- felhaften Fällen aus den hierüber vorhandenen Verträgen d) zu nehmen. In deren Erman- gelung, streitet die Rechtsvermuthung für die Anwendbarkeit des natürlichen Völkerrechtes, für die natürliche Freiheit des Handels, also dafür, daſs die Waare als KriegsContrebande nicht zu betrachten sey e). a⁾ Schmidlin diss. cit. §. 43. sqq. Stalpf §. 15 ff. b⁾ Lampredi I. 53. Anders Galiani Cap. 9. §. 4. — Schon das römische und canonische Recht, päpstliche Verordnungen (bei Strafe des Kirchenbannes), das Consolato del mare, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/93
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/93>, abgerufen am 24.11.2024.