Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Aeussern wegen sich nicht zu schämen, noch zu Eine gewisse Leichtigkeit im Umgange also, heit
Aeuſſern wegen ſich nicht zu ſchaͤmen, noch zu Eine gewiſſe Leichtigkeit im Umgange alſo, heit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="79"/> Aeuſſern wegen ſich nicht zu ſchaͤmen, noch zu<lb/> fuͤrchten braucht, nachtheilige Eindruͤcke zu ma¬<lb/> chen, hat mich verſichert, daß, obgleich ihn ſein<lb/> Stand von Kindheit an in die Lage geſetzt habe,<lb/> taͤglich große Cirkel und viel fremde Geſichter zu<lb/> ſehn, er dennoch an keinem Tage in ſein Vor¬<lb/> zimmer trete, wo der verſammlete Hof Seiner<lb/> wartete, ohne vor Verlegenheit auf einen Au¬<lb/> genblick ganz blind zu werden. Uebrigens faͤllt<lb/> bey dieſem liebenswuͤrdigen Herrn, ſobald er ſich<lb/> ein wenig erholt hat, dieſe Schuͤchternheit weg,<lb/> und dann redet er freundlich und offen mit jeder¬<lb/> mann, und ſagt beſſere Dinge, als gewoͤhnlich<lb/> Fuͤrſten bey ſolchen Gelegenheiten uͤber Wetter,<lb/> boͤſe Wege, Pferde und Hunde zu ſagen wiſſen.</p><lb/> <p>Eine gewiſſe Leichtigkeit im Umgange alſo,<lb/> die Gabe ſich gleich bey der erſten Bekanntſchaft<lb/> vortheilhaft darzuſtellen, mit Menſchen aller Art<lb/> zwanglos ſich in Geſpraͤchen einzulaſſen und bald<lb/> zu merken, wen man vor ſich hat, und was man<lb/> mit Jedem reden koͤnne und muͤſſe; das ſind Ei¬<lb/> genſchaften, die man zu erwerben und auszubauen<lb/> trachten ſoll. Doch wuͤnſche ich, daß dies nie<lb/> in jene den Aventuriers ſo eigene Unverſchaͤmt¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heit<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0109]
Aeuſſern wegen ſich nicht zu ſchaͤmen, noch zu
fuͤrchten braucht, nachtheilige Eindruͤcke zu ma¬
chen, hat mich verſichert, daß, obgleich ihn ſein
Stand von Kindheit an in die Lage geſetzt habe,
taͤglich große Cirkel und viel fremde Geſichter zu
ſehn, er dennoch an keinem Tage in ſein Vor¬
zimmer trete, wo der verſammlete Hof Seiner
wartete, ohne vor Verlegenheit auf einen Au¬
genblick ganz blind zu werden. Uebrigens faͤllt
bey dieſem liebenswuͤrdigen Herrn, ſobald er ſich
ein wenig erholt hat, dieſe Schuͤchternheit weg,
und dann redet er freundlich und offen mit jeder¬
mann, und ſagt beſſere Dinge, als gewoͤhnlich
Fuͤrſten bey ſolchen Gelegenheiten uͤber Wetter,
boͤſe Wege, Pferde und Hunde zu ſagen wiſſen.
Eine gewiſſe Leichtigkeit im Umgange alſo,
die Gabe ſich gleich bey der erſten Bekanntſchaft
vortheilhaft darzuſtellen, mit Menſchen aller Art
zwanglos ſich in Geſpraͤchen einzulaſſen und bald
zu merken, wen man vor ſich hat, und was man
mit Jedem reden koͤnne und muͤſſe; das ſind Ei¬
genſchaften, die man zu erwerben und auszubauen
trachten ſoll. Doch wuͤnſche ich, daß dies nie
in jene den Aventuriers ſo eigene Unverſchaͤmt¬
heit
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