Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Gelehrte vom Handwerke beschämen. Dürfte Ich tadle nicht, daß ein Frauenzimmer Diese N 2
Gelehrte vom Handwerke beſchaͤmen. Duͤrfte Ich tadle nicht, daß ein Frauenzimmer Dieſe N 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0225" n="195"/> Gelehrte vom Handwerke beſchaͤmen. Duͤrfte<lb/> ich es wagen, hier oͤffentlich einen Namen zu<lb/> nennen, den ich nie ohne Ehrfurcht ausſpreche;<lb/> ſo koͤnnte ich beweiſen, daß ich ein Original zu<lb/> dieſem Bilde nicht weit zu ſuchen brauchte;<lb/> Allein wie geringe iſt nicht die Anzahl ſolcher<lb/> Frauen! Und iſt es nicht Pflicht, die mittel¬<lb/> maͤßigen weiblichen Genies abzuſchrecken, auf<lb/> Unkoſten ihrer und Andrer Gluͤckſeligkeit, nach<lb/> einer Hoͤhe zu ſtreben, die ſo Wenige erreichen?</p><lb/> <p>Ich tadle nicht, daß ein Frauenzimmer<lb/> ihre Schreibart und ihre muͤndliche Unterre¬<lb/> dung durch einiges Studium und durch keuſch<lb/> gewaͤhlte Lectur zu verfeinern ſuche, daß ſie<lb/> ſich bemuͤhe, nicht ganz ohne wiſſenſchaftliche<lb/> Kenntniſſe zu ſeyn; aber ſie ſoll kein Hand¬<lb/> werk aus der Litteratur machen; ſie ſoll nicht<lb/> umherſchweifen in allen Theilen der Gelehr¬<lb/> ſamkeit. Es erregt wahrlich, wo nicht Ekel,<lb/> doch Mitleiden, wenn man hoͤrt, wie ſolche<lb/> arme Geſchoͤpfe ſich erkuͤhnen, uͤber die wichtig¬<lb/> ſten Gegenſtaͤnde, die Jahrhunderte hindurch<lb/> der Vorwurf der muͤhſamſten Nachforſchungen<lb/> großer Maͤnner geweſen ſind, und von denen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 2<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">Dieſe<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [195/0225]
Gelehrte vom Handwerke beſchaͤmen. Duͤrfte
ich es wagen, hier oͤffentlich einen Namen zu
nennen, den ich nie ohne Ehrfurcht ausſpreche;
ſo koͤnnte ich beweiſen, daß ich ein Original zu
dieſem Bilde nicht weit zu ſuchen brauchte;
Allein wie geringe iſt nicht die Anzahl ſolcher
Frauen! Und iſt es nicht Pflicht, die mittel¬
maͤßigen weiblichen Genies abzuſchrecken, auf
Unkoſten ihrer und Andrer Gluͤckſeligkeit, nach
einer Hoͤhe zu ſtreben, die ſo Wenige erreichen?
Ich tadle nicht, daß ein Frauenzimmer
ihre Schreibart und ihre muͤndliche Unterre¬
dung durch einiges Studium und durch keuſch
gewaͤhlte Lectur zu verfeinern ſuche, daß ſie
ſich bemuͤhe, nicht ganz ohne wiſſenſchaftliche
Kenntniſſe zu ſeyn; aber ſie ſoll kein Hand¬
werk aus der Litteratur machen; ſie ſoll nicht
umherſchweifen in allen Theilen der Gelehr¬
ſamkeit. Es erregt wahrlich, wo nicht Ekel,
doch Mitleiden, wenn man hoͤrt, wie ſolche
arme Geſchoͤpfe ſich erkuͤhnen, uͤber die wichtig¬
ſten Gegenſtaͤnde, die Jahrhunderte hindurch
der Vorwurf der muͤhſamſten Nachforſchungen
großer Maͤnner geweſen ſind, und von denen
Dieſe
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