trauen, die Vertraulichkeit seines Herrn; Er decke nie die Fehler Dessen auf, dessen Brodt er isst; Er lasse sich nicht verleiten, weder im Scherze noch im Unwillen, die Grenzen der Ehrerbiethung zu überschreiten, die er Dem schuldig ist, Dem das Schicksal ihn unter¬ würfig gemacht hat; Allein er betrage sich auch immer mit einer solchen Würde, daß es dem Obern nie einfallen könne, ihm mit Verach¬ tung zu begegnen, oder unedle Dienste zuzu¬ muthen, sondern daß Dieser seinen Werth als Mensch fühle, und, wenn er einer guten Em¬ pfindung fähig ist, des Abstandes ohngeach¬ tet, den die bürgerliche Verfassung zwischen ihnen gesetzt hat, ihm dennoch seine Hochach¬ tung widmen müsse! Er lasse sich nicht durch blendende Aussenseiten bewegen, seinen Zustand zu verändern, sondern überlege, daß jede Lage ihre Ungemächlichkeiten hat, die man in der Ferne nicht wahrnimmt! Hat er bey diesem redlichen und vorsichtigen Betragen dennoch das Unglück, einem undankbaren, harten, un¬ gerechten Herrn zu dienen; so trage er, wenn sanfte Vorstellungen nichts helfen, gedul¬ dig, ohne Geschwätz und ohne Murren, so
lange
trauen, die Vertraulichkeit ſeines Herrn; Er decke nie die Fehler Deſſen auf, deſſen Brodt er iſſt; Er laſſe ſich nicht verleiten, weder im Scherze noch im Unwillen, die Grenzen der Ehrerbiethung zu uͤberſchreiten, die er Dem ſchuldig iſt, Dem das Schickſal ihn unter¬ wuͤrfig gemacht hat; Allein er betrage ſich auch immer mit einer ſolchen Wuͤrde, daß es dem Obern nie einfallen koͤnne, ihm mit Verach¬ tung zu begegnen, oder unedle Dienſte zuzu¬ muthen, ſondern daß Dieſer ſeinen Werth als Menſch fuͤhle, und, wenn er einer guten Em¬ pfindung faͤhig iſt, des Abſtandes ohngeach¬ tet, den die buͤrgerliche Verfaſſung zwiſchen ihnen geſetzt hat, ihm dennoch ſeine Hochach¬ tung widmen muͤſſe! Er laſſe ſich nicht durch blendende Auſſenſeiten bewegen, ſeinen Zuſtand zu veraͤndern, ſondern uͤberlege, daß jede Lage ihre Ungemaͤchlichkeiten hat, die man in der Ferne nicht wahrnimmt! Hat er bey dieſem redlichen und vorſichtigen Betragen dennoch das Ungluͤck, einem undankbaren, harten, un¬ gerechten Herrn zu dienen; ſo trage er, wenn ſanfte Vorſtellungen nichts helfen, gedul¬ dig, ohne Geſchwaͤtz und ohne Murren, ſo
lange
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trauen, die Vertraulichkeit ſeines Herrn; Er
decke nie die Fehler Deſſen auf, deſſen Brodt
er iſſt; Er laſſe ſich nicht verleiten, weder im
Scherze noch im Unwillen, die Grenzen der
Ehrerbiethung zu uͤberſchreiten, die er Dem
ſchuldig iſt, Dem das Schickſal ihn unter¬
wuͤrfig gemacht hat; Allein er betrage ſich auch
immer mit einer ſolchen Wuͤrde, daß es dem
Obern nie einfallen koͤnne, ihm mit Verach¬
tung zu begegnen, oder unedle Dienſte zuzu¬
muthen, ſondern daß Dieſer ſeinen Werth als
Menſch fuͤhle, und, wenn er einer guten Em¬
pfindung faͤhig iſt, des Abſtandes ohngeach¬
tet, den die buͤrgerliche Verfaſſung zwiſchen
ihnen geſetzt hat, ihm dennoch ſeine Hochach¬
tung widmen muͤſſe! Er laſſe ſich nicht durch
blendende Auſſenſeiten bewegen, ſeinen Zuſtand
zu veraͤndern, ſondern uͤberlege, daß jede Lage
ihre Ungemaͤchlichkeiten hat, die man in der
Ferne nicht wahrnimmt! Hat er bey dieſem
redlichen und vorſichtigen Betragen dennoch
das Ungluͤck, einem undankbaren, harten, un¬
gerechten Herrn zu dienen; ſo trage er, wenn
ſanfte Vorſtellungen nichts helfen, gedul¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/250>, abgerufen am 21.11.2024.
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