lange er sich dieser Lage nicht entziehn kann. Kann er aber das; so folge er andern Aussich¬ ten, schweige nachher über das, was ihm be¬ gegnet ist, und enthalte sich aller Rache, aller Lästerung, aller Plauderey! Doch können Fälle eintreten, wo seine gekränkte Ehre eine öffent¬ liche oder gerichtliche Rechtfertigung gegen den mächtigen Unterdrücker fordert, und dann trete er, ohne Winkelzüge, aber kühn und fest, voll Zuversicht auf die Güte seiner Sache, auf Gottes und der Menschen Gerechtigkeit her¬ vor, und lasse sich weder durch Menschenfurcht noch durch Armuth und Ränke abschrecken, sei¬ nen Ruf zu retten, wenn auch der stärkere Bösewicht ihm alles Uebrige rauben kann.
Neun¬
lange er ſich dieſer Lage nicht entziehn kann. Kann er aber das; ſo folge er andern Ausſich¬ ten, ſchweige nachher uͤber das, was ihm be¬ gegnet iſt, und enthalte ſich aller Rache, aller Laͤſterung, aller Plauderey! Doch koͤnnen Faͤlle eintreten, wo ſeine gekraͤnkte Ehre eine oͤffent¬ liche oder gerichtliche Rechtfertigung gegen den maͤchtigen Unterdruͤcker fordert, und dann trete er, ohne Winkelzuͤge, aber kuͤhn und feſt, voll Zuverſicht auf die Guͤte ſeiner Sache, auf Gottes und der Menſchen Gerechtigkeit her¬ vor, und laſſe ſich weder durch Menſchenfurcht noch durch Armuth und Raͤnke abſchrecken, ſei¬ nen Ruf zu retten, wenn auch der ſtaͤrkere Boͤſewicht ihm alles Uebrige rauben kann.
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lange er ſich dieſer Lage nicht entziehn kann.
Kann er aber das; ſo folge er andern Ausſich¬
ten, ſchweige nachher uͤber das, was ihm be¬
gegnet iſt, und enthalte ſich aller Rache, aller
Laͤſterung, aller Plauderey! Doch koͤnnen Faͤlle
eintreten, wo ſeine gekraͤnkte Ehre eine oͤffent¬
liche oder gerichtliche Rechtfertigung gegen den
maͤchtigen Unterdruͤcker fordert, und dann
trete er, ohne Winkelzuͤge, aber kuͤhn und
feſt, voll Zuverſicht auf die Guͤte ſeiner Sache,
auf Gottes und der Menſchen Gerechtigkeit her¬
vor, und laſſe ſich weder durch Menſchenfurcht
noch durch Armuth und Raͤnke abſchrecken, ſei¬
nen Ruf zu retten, wenn auch der ſtaͤrkere
Boͤſewicht ihm alles Uebrige rauben kann.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/251>, abgerufen am 25.11.2024.
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