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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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scheinenden Beinen. Der besetzte Rock ist in
den Schultern nicht so bequem, als sein treuer,
alter, warmer Ueberrock; der Degen geräth
jeden Augenblick zwischen die Beine; Er weiß
nicht, was er mit dem kleinen Hütgen in der
Hand anfangen soll; das Stehen wird ihm
unerträglich sauer. -- In dieser grausamen
Verfassung erscheint er im Vorzimmer. Um
ihn her wimmelt ein Haufen Hofschranzen her¬
um, die, obgleich sie wahrlich sämmtlich viel¬
leicht nicht so viel werth als dieser ehrliche, nütz¬
liche Mann, und im Grunde ihrer Herzen
nicht weniger als er von Langeweile geplagt
sind, dennoch mit Naserümpfen und Verach¬
tung hier, wo sie in ihrem Elemente zu seyn
scheinen, ihn ansehn. Er fühlt jeden Spott,
übersieht sie, und muß sich dennoch von ihnen
demüthigen lassen. Sie nähern sich ihm, thun
mit zerstreueter, wichtiger Miene, einige Fra¬
gen an ihm, Fragen, an denen das Herz kei¬
nen Antheil nimmt, und worauf sie auch die
Antworten nicht abwarten. Er glaubt Einen
unter ihnen zu entdecken, der ihm theilneh¬
mender scheint, als die Uebrigen; mit Diesem
fängt er ein Gespräch von Dingen an, die ihm,

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ſcheinenden Beinen. Der beſetzte Rock iſt in
den Schultern nicht ſo bequem, als ſein treuer,
alter, warmer Ueberrock; der Degen geraͤth
jeden Augenblick zwiſchen die Beine; Er weiß
nicht, was er mit dem kleinen Huͤtgen in der
Hand anfangen ſoll; das Stehen wird ihm
unertraͤglich ſauer. — In dieſer grauſamen
Verfaſſung erſcheint er im Vorzimmer. Um
ihn her wimmelt ein Haufen Hofſchranzen her¬
um, die, obgleich ſie wahrlich ſaͤmmtlich viel¬
leicht nicht ſo viel werth als dieſer ehrliche, nuͤtz¬
liche Mann, und im Grunde ihrer Herzen
nicht weniger als er von Langeweile geplagt
ſind, dennoch mit Naſeruͤmpfen und Verach¬
tung hier, wo ſie in ihrem Elemente zu ſeyn
ſcheinen, ihn anſehn. Er fuͤhlt jeden Spott,
uͤberſieht ſie, und muß ſich dennoch von ihnen
demuͤthigen laſſen. Sie naͤhern ſich ihm, thun
mit zerſtreueter, wichtiger Miene, einige Fra¬
gen an ihm, Fragen, an denen das Herz kei¬
nen Antheil nimmt, und worauf ſie auch die
Antworten nicht abwarten. Er glaubt Einen
unter ihnen zu entdecken, der ihm theilneh¬
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[19/0049] ſcheinenden Beinen. Der beſetzte Rock iſt in den Schultern nicht ſo bequem, als ſein treuer, alter, warmer Ueberrock; der Degen geraͤth jeden Augenblick zwiſchen die Beine; Er weiß nicht, was er mit dem kleinen Huͤtgen in der Hand anfangen ſoll; das Stehen wird ihm unertraͤglich ſauer. — In dieſer grauſamen Verfaſſung erſcheint er im Vorzimmer. Um ihn her wimmelt ein Haufen Hofſchranzen her¬ um, die, obgleich ſie wahrlich ſaͤmmtlich viel¬ leicht nicht ſo viel werth als dieſer ehrliche, nuͤtz¬ liche Mann, und im Grunde ihrer Herzen nicht weniger als er von Langeweile geplagt ſind, dennoch mit Naſeruͤmpfen und Verach¬ tung hier, wo ſie in ihrem Elemente zu ſeyn ſcheinen, ihn anſehn. Er fuͤhlt jeden Spott, uͤberſieht ſie, und muß ſich dennoch von ihnen demuͤthigen laſſen. Sie naͤhern ſich ihm, thun mit zerſtreueter, wichtiger Miene, einige Fra¬ gen an ihm, Fragen, an denen das Herz kei¬ nen Antheil nimmt, und worauf ſie auch die Antworten nicht abwarten. Er glaubt Einen unter ihnen zu entdecken, der ihm theilneh¬ mender ſcheint, als die Uebrigen; mit Dieſem faͤngt er ein Geſpraͤch von Dingen an, die ihm, viel¬ B2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/49>, abgerufen am 03.12.2024.