Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Kurz! der Satz: daß jedermann nicht Dies muß aber nicht auf eine grobe, gar nauere
Kurz! der Satz: daß jedermann nicht Dies muß aber nicht auf eine grobe, gar nauere
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0068" n="38"/> <p>Kurz! der Satz: <hi rendition="#fr">daß jedermann nicht<lb/> mehr und nicht weniger gelte, als wozu<lb/> er ſich ſelbſt macht</hi>, iſt die große Panacee<lb/> fuͤr Aventuriers, Prahler, Windbeutel und<lb/> ſeichte Koͤpfe, um fortzukommen auf dieſen<lb/> Erdballe — ich gebe alſo keinen Kirſchkern<lb/> fuͤr dieſes Univerſalmittel — Doch ſtill! ſollte<lb/> denn jener Satz uns gar nichts werth ſeyn?<lb/> Ja, meine Freunde! Er kann uns lehren,<lb/> nie ohne Noth und Beruf unſre oͤkonomiſchen<lb/> phyſicaliſchen, moraliſchen und intellectuellen<lb/> Schwaͤchen aufzudecken. Ohne alſo ſich zur<lb/> Prahlerey und zu niedertraͤchtigen Luͤgen her¬<lb/> abzulaſſen, ſoll man doch nicht die Gelegenheit<lb/> verſaͤumen, ſich von ſeinen vortheilhaften<lb/> Seiten zu zeigen.</p><lb/> <p>Dies muß aber nicht auf eine grobe, gar<lb/> zu merkliche, eitle und auffallende Weiſe ge¬<lb/> ſchehn, denn ſonſt verliehren wir vielmehr da¬<lb/> durch; ſondern man muß die Menſchen nur<lb/> muthmaßen, ſie von ſelbſt darauf kommen<lb/> laſſen, daß doch wohl etwas mehr hinter uns<lb/> ſtecke, als bey dem erſten Anblicke hervor¬<lb/> ſchimmert. Haͤngt man ein gar zu glaͤnzendes<lb/> Schild aus; ſo erweckt man dadurch die ge¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nauere<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0068]
Kurz! der Satz: daß jedermann nicht
mehr und nicht weniger gelte, als wozu
er ſich ſelbſt macht, iſt die große Panacee
fuͤr Aventuriers, Prahler, Windbeutel und
ſeichte Koͤpfe, um fortzukommen auf dieſen
Erdballe — ich gebe alſo keinen Kirſchkern
fuͤr dieſes Univerſalmittel — Doch ſtill! ſollte
denn jener Satz uns gar nichts werth ſeyn?
Ja, meine Freunde! Er kann uns lehren,
nie ohne Noth und Beruf unſre oͤkonomiſchen
phyſicaliſchen, moraliſchen und intellectuellen
Schwaͤchen aufzudecken. Ohne alſo ſich zur
Prahlerey und zu niedertraͤchtigen Luͤgen her¬
abzulaſſen, ſoll man doch nicht die Gelegenheit
verſaͤumen, ſich von ſeinen vortheilhaften
Seiten zu zeigen.
Dies muß aber nicht auf eine grobe, gar
zu merkliche, eitle und auffallende Weiſe ge¬
ſchehn, denn ſonſt verliehren wir vielmehr da¬
durch; ſondern man muß die Menſchen nur
muthmaßen, ſie von ſelbſt darauf kommen
laſſen, daß doch wohl etwas mehr hinter uns
ſtecke, als bey dem erſten Anblicke hervor¬
ſchimmert. Haͤngt man ein gar zu glaͤnzendes
Schild aus; ſo erweckt man dadurch die ge¬
nauere
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |