Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

gerliche Vortheile zu erlangen, die sie aber zu
verachten scheinen, wie der Fuchs die Trauben.
Diese Art Leute sucht sich dann dadurch ein
bisgen zu heben, daß sie mit den Reisenden,
denen sie sich in den Gasthöfen oder auf andre
Art aufdringen, durch die Gassen der Stadt
laufen, und dadurch Verbindungen in andern
Ländern muthmaßen lassen. Ein Fremder,
der nur wenig Tage sich an einem Orte aufhal¬
ten will, kann ohne Nachtheil mit diesen meh¬
rentheils sehr geschwätzigen und von lustigen und
ärgerlichen Mährchen aller Art vollgepropfter
Ciceroni's nach Gefallen herumrennen, und
kein vernünftiger Mann wird ihm das verden¬
ken; Wer aber länger in einer Stadt verwei¬
len, in den bessern Cirkeln Zutritt haben, oder
gar ein Geschäft zu Stande bringen will, dem
rathe ich, in der Auswahl seines Umgangs auch
die Stimme des Publicums zu respectiren.

16.

Auf diese Bemerkungen muß ich noch ei¬
nige allemeine Regeln über Gespräche und Um¬
gang mit den Menschen überhaupt folgen las¬
sen. Vor allen Dingen vergesse man nie, daß

die

gerliche Vortheile zu erlangen, die ſie aber zu
verachten ſcheinen, wie der Fuchs die Trauben.
Dieſe Art Leute ſucht ſich dann dadurch ein
bisgen zu heben, daß ſie mit den Reiſenden,
denen ſie ſich in den Gaſthoͤfen oder auf andre
Art aufdringen, durch die Gaſſen der Stadt
laufen, und dadurch Verbindungen in andern
Laͤndern muthmaßen laſſen. Ein Fremder,
der nur wenig Tage ſich an einem Orte aufhal¬
ten will, kann ohne Nachtheil mit dieſen meh¬
rentheils ſehr geſchwaͤtzigen und von luſtigen und
aͤrgerlichen Maͤhrchen aller Art vollgepropfter
Ciceroni's nach Gefallen herumrennen, und
kein vernuͤnftiger Mann wird ihm das verden¬
ken; Wer aber laͤnger in einer Stadt verwei¬
len, in den beſſern Cirkeln Zutritt haben, oder
gar ein Geſchaͤft zu Stande bringen will, dem
rathe ich, in der Auswahl ſeines Umgangs auch
die Stimme des Publicums zu reſpectiren.

16.

Auf dieſe Bemerkungen muß ich noch ei¬
nige allemeine Regeln uͤber Geſpraͤche und Um¬
gang mit den Menſchen uͤberhaupt folgen laſ¬
ſen. Vor allen Dingen vergeſſe man nie, daß

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0089" n="59"/>
gerliche Vortheile zu erlangen, die &#x017F;ie aber zu<lb/>
verachten &#x017F;cheinen, wie der Fuchs die Trauben.<lb/>
Die&#x017F;e Art Leute &#x017F;ucht &#x017F;ich dann dadurch ein<lb/>
bisgen zu heben, daß &#x017F;ie mit den Rei&#x017F;enden,<lb/>
denen &#x017F;ie &#x017F;ich in den Ga&#x017F;tho&#x0364;fen oder auf andre<lb/>
Art aufdringen, durch die Ga&#x017F;&#x017F;en der Stadt<lb/>
laufen, und dadurch Verbindungen in andern<lb/>
La&#x0364;ndern muthmaßen la&#x017F;&#x017F;en. Ein Fremder,<lb/>
der nur wenig Tage &#x017F;ich an einem Orte aufhal¬<lb/>
ten will, kann ohne Nachtheil mit die&#x017F;en meh¬<lb/>
rentheils &#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;tzigen und von lu&#x017F;tigen und<lb/>
a&#x0364;rgerlichen Ma&#x0364;hrchen aller Art vollgepropfter<lb/>
Ciceroni's nach Gefallen herumrennen, und<lb/>
kein vernu&#x0364;nftiger Mann wird ihm das verden¬<lb/>
ken; Wer aber la&#x0364;nger in einer Stadt verwei¬<lb/>
len, in den be&#x017F;&#x017F;ern Cirkeln Zutritt haben, oder<lb/>
gar ein Ge&#x017F;cha&#x0364;ft zu Stande bringen will, dem<lb/>
rathe ich, in der Auswahl &#x017F;eines Umgangs auch<lb/>
die Stimme des Publicums zu re&#x017F;pectiren.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>16.<lb/></head>
            <p>Auf die&#x017F;e Bemerkungen muß ich noch ei¬<lb/>
nige allemeine Regeln u&#x0364;ber Ge&#x017F;pra&#x0364;che und Um¬<lb/>
gang mit den Men&#x017F;chen u&#x0364;berhaupt folgen la&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en. Vor allen Dingen verge&#x017F;&#x017F;e man nie, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0089] gerliche Vortheile zu erlangen, die ſie aber zu verachten ſcheinen, wie der Fuchs die Trauben. Dieſe Art Leute ſucht ſich dann dadurch ein bisgen zu heben, daß ſie mit den Reiſenden, denen ſie ſich in den Gaſthoͤfen oder auf andre Art aufdringen, durch die Gaſſen der Stadt laufen, und dadurch Verbindungen in andern Laͤndern muthmaßen laſſen. Ein Fremder, der nur wenig Tage ſich an einem Orte aufhal¬ ten will, kann ohne Nachtheil mit dieſen meh¬ rentheils ſehr geſchwaͤtzigen und von luſtigen und aͤrgerlichen Maͤhrchen aller Art vollgepropfter Ciceroni's nach Gefallen herumrennen, und kein vernuͤnftiger Mann wird ihm das verden¬ ken; Wer aber laͤnger in einer Stadt verwei¬ len, in den beſſern Cirkeln Zutritt haben, oder gar ein Geſchaͤft zu Stande bringen will, dem rathe ich, in der Auswahl ſeines Umgangs auch die Stimme des Publicums zu reſpectiren. 16. Auf dieſe Bemerkungen muß ich noch ei¬ nige allemeine Regeln uͤber Geſpraͤche und Um¬ gang mit den Menſchen uͤberhaupt folgen laſ¬ ſen. Vor allen Dingen vergeſſe man nie, daß die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/89
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/89>, abgerufen am 21.11.2024.