halter, ihren Wohlthäter wieder, erhält unmün¬ digen Kindern ihren Vater, Ernährer und Er¬ zieher, führt vom Rande des Grabes den edeln Gatten zurück in die Arme seines treuen Wei¬ bes -- Mit Einem Worte! kein Stand hat so unmittelbar segenvollen Einfluß auf das Wohl der Welt, auf das Glück, auf die Ruhe, auf die Zufriedenheit der Mitbürger, als der, eines Arztes. Und wenn man bedenkt, welch' ein Umfang von Kenntnissen dazu gehört! -- Man wird es ohne Genie in keinem Stande recht weit bringen; doch giebt es Wissenschaften, in welchen ein schlichter gesunder Hausverstand, und wohl noch etwas weniger, recht gute Dienste thut; große Aerzte hingegen können durchaus nur die feinsten Köpfe seyn. Doch das Genie macht es nicht allein aus; Es gehört das äm¬ sigste Studium dazu, um es in diesem Fache weit zu bringen; Endlich, wenn man überlegt, daß diese Kenntnisse, mit allen Hülfs-Wissen¬ schaften, welche die Arzneykunde voraussetzt, grade die erhabensten, natürlichsten, ersten Grundkenntnisse des Menschen sind -- Stu¬ dium der Natur in allen ihren Reichen, in allen ihren möglichen Wirkungen, in allen ihren Be¬
stand¬
halter, ihren Wohlthaͤter wieder, erhaͤlt unmuͤn¬ digen Kindern ihren Vater, Ernaͤhrer und Er¬ zieher, fuͤhrt vom Rande des Grabes den edeln Gatten zuruͤck in die Arme ſeines treuen Wei¬ bes — Mit Einem Worte! kein Stand hat ſo unmittelbar ſegenvollen Einfluß auf das Wohl der Welt, auf das Gluͤck, auf die Ruhe, auf die Zufriedenheit der Mitbuͤrger, als der, eines Arztes. Und wenn man bedenkt, welch' ein Umfang von Kenntniſſen dazu gehoͤrt! — Man wird es ohne Genie in keinem Stande recht weit bringen; doch giebt es Wiſſenſchaften, in welchen ein ſchlichter geſunder Hausverſtand, und wohl noch etwas weniger, recht gute Dienſte thut; große Aerzte hingegen koͤnnen durchaus nur die feinſten Koͤpfe ſeyn. Doch das Genie macht es nicht allein aus; Es gehoͤrt das aͤm¬ ſigſte Studium dazu, um es in dieſem Fache weit zu bringen; Endlich, wenn man uͤberlegt, daß dieſe Kenntniſſe, mit allen Huͤlfs-Wiſſen¬ ſchaften, welche die Arzneykunde vorausſetzt, grade die erhabenſten, natuͤrlichſten, erſten Grundkenntniſſe des Menſchen ſind — Stu¬ dium der Natur in allen ihren Reichen, in allen ihren moͤglichen Wirkungen, in allen ihren Be¬
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halter, ihren Wohlthaͤter wieder, erhaͤlt unmuͤn¬
digen Kindern ihren Vater, Ernaͤhrer und Er¬
zieher, fuͤhrt vom Rande des Grabes den edeln
Gatten zuruͤck in die Arme ſeines treuen Wei¬
bes — Mit Einem Worte! kein Stand hat ſo
unmittelbar ſegenvollen Einfluß auf das Wohl
der Welt, auf das Gluͤck, auf die Ruhe, auf
die Zufriedenheit der Mitbuͤrger, als der, eines
Arztes. Und wenn man bedenkt, welch' ein
Umfang von Kenntniſſen dazu gehoͤrt! — Man
wird es ohne Genie in keinem Stande recht
weit bringen; doch giebt es Wiſſenſchaften, in
welchen ein ſchlichter geſunder Hausverſtand,
und wohl noch etwas weniger, recht gute Dienſte
thut; große Aerzte hingegen koͤnnen durchaus
nur die feinſten Koͤpfe ſeyn. Doch das Genie
macht es nicht allein aus; Es gehoͤrt das aͤm¬
ſigſte Studium dazu, um es in dieſem Fache
weit zu bringen; Endlich, wenn man uͤberlegt,
daß dieſe Kenntniſſe, mit allen Huͤlfs-Wiſſen¬
ſchaften, welche die Arzneykunde vorausſetzt,
grade die erhabenſten, natuͤrlichſten, erſten
Grundkenntniſſe des Menſchen ſind — Stu¬
dium der Natur in allen ihren Reichen, in allen
ihren moͤglichen Wirkungen, in allen ihren Be¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/129>, abgerufen am 16.02.2025.
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