innert mich, daß ich bey dieser Gelegenheit auch von den Juden, als gebohrnen Handelsmännern, hätte reden sollen. Ich will aber das Wenige, so ich etwa über diesen Gegenstand vorzutragen habe, hier nachholen.
In America trifft man sehr viel Juden an, die durchaus in allen ihren Sitten mit den Chri¬ sten übereinstimmen, auch sogar mit christlichen Familien, durch wechselseitige Heyrathen, sich verbinden. In Holland und einigen Städten von Teutschland, besonders in Berlin, ist die Lebensart mancher jüdischen Familien von der Weise, wie andre Religions-Verwandte leben, auch fast gar nicht unterschieden. In diesen Fällen nun ist eine von den Ursachen gehoben, weswegen der Character dieses Volks so viel nicht vortheilhafte Eigenheiten hat. Daß übri¬ gens die höchst unverantwortliche Verachtung, mit welcher wir den Juden begegnen, der Druck in welchem sie in den mehrsten Ländern leben, und die Ohnmöglichkeit auf andre Weise als durch Wucher ihren Lebens-Unterhalt zu gewin¬ nen, daß dies alles nicht wenig dazu beyträgt, sie moralisch schlecht zu machen, und zur Nie¬
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innert mich, daß ich bey dieſer Gelegenheit auch von den Juden, als gebohrnen Handelsmaͤnnern, haͤtte reden ſollen. Ich will aber das Wenige, ſo ich etwa uͤber dieſen Gegenſtand vorzutragen habe, hier nachholen.
In America trifft man ſehr viel Juden an, die durchaus in allen ihren Sitten mit den Chri¬ ſten uͤbereinſtimmen, auch ſogar mit chriſtlichen Familien, durch wechſelſeitige Heyrathen, ſich verbinden. In Holland und einigen Staͤdten von Teutſchland, beſonders in Berlin, iſt die Lebensart mancher juͤdiſchen Familien von der Weiſe, wie andre Religions-Verwandte leben, auch faſt gar nicht unterſchieden. In dieſen Faͤllen nun iſt eine von den Urſachen gehoben, weswegen der Character dieſes Volks ſo viel nicht vortheilhafte Eigenheiten hat. Daß uͤbri¬ gens die hoͤchſt unverantwortliche Verachtung, mit welcher wir den Juden begegnen, der Druck in welchem ſie in den mehrſten Laͤndern leben, und die Ohnmoͤglichkeit auf andre Weiſe als durch Wucher ihren Lebens-Unterhalt zu gewin¬ nen, daß dies alles nicht wenig dazu beytraͤgt, ſie moraliſch ſchlecht zu machen, und zur Nie¬
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innert mich, daß ich bey dieſer Gelegenheit auch
von den Juden, als gebohrnen Handelsmaͤnnern,
haͤtte reden ſollen. Ich will aber das Wenige,
ſo ich etwa uͤber dieſen Gegenſtand vorzutragen
habe, hier nachholen.
In America trifft man ſehr viel Juden an,
die durchaus in allen ihren Sitten mit den Chri¬
ſten uͤbereinſtimmen, auch ſogar mit chriſtlichen
Familien, durch wechſelſeitige Heyrathen, ſich
verbinden. In Holland und einigen Staͤdten
von Teutſchland, beſonders in Berlin, iſt die
Lebensart mancher juͤdiſchen Familien von der
Weiſe, wie andre Religions-Verwandte leben,
auch faſt gar nicht unterſchieden. In dieſen
Faͤllen nun iſt eine von den Urſachen gehoben,
weswegen der Character dieſes Volks ſo viel
nicht vortheilhafte Eigenheiten hat. Daß uͤbri¬
gens die hoͤchſt unverantwortliche Verachtung,
mit welcher wir den Juden begegnen, der Druck
in welchem ſie in den mehrſten Laͤndern leben,
und die Ohnmoͤglichkeit auf andre Weiſe als
durch Wucher ihren Lebens-Unterhalt zu gewin¬
nen, daß dies alles nicht wenig dazu beytraͤgt,
ſie moraliſch ſchlecht zu machen, und zur Nie¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/163>, abgerufen am 23.11.2024.
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