Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

derträchtigkeit und zum Betruge zu reizen; end¬
lich daß es, ohngeachtet aller dieser Umstände,
dennoch edle, wohlwollende, großmüthige Men¬
schen unter ihnen giebt -- das sind bekannte,
oft gesagte Dinge. Betrachten wir aber hier
die Juden, nicht wie sie unter andern Umstän¬
den seyn könnten, noch wie einzelne Sub¬
jecte unter ihnen sind, sondern so, wie wir jetzt
ihren Volks-Character nach der größern Anzahl
beurtheilen müssen!

Sie sind unermüdet da, wo etwas zu ge¬
winnen ist, und machen, durch ihren engen Zu¬
sammenhang in allen Ländern, und dadurch,
daß sie sich durch keine Art von Behandlung
und Zurückweisung abschrecken lassen, fast ohn¬
mögliche Dinge möglich. Man kann sie daher
unter der Hand zu den wichtigsten Verhandlun¬
gen brauchen, nur muß man ihre Dienste gut
bezahlen.

Sie sind verschwiegen, wo sie Interesse da¬
bey finden, vorsichtig, zuweilen zu furchtsam,
doch für's Geld bereit das Aergste zu wagen,
verschlagen, witzig, originell in ihren Einfällen,

Schmeich¬

dertraͤchtigkeit und zum Betruge zu reizen; end¬
lich daß es, ohngeachtet aller dieſer Umſtaͤnde,
dennoch edle, wohlwollende, großmuͤthige Men¬
ſchen unter ihnen giebt — das ſind bekannte,
oft geſagte Dinge. Betrachten wir aber hier
die Juden, nicht wie ſie unter andern Umſtaͤn¬
den ſeyn koͤnnten, noch wie einzelne Sub¬
jecte unter ihnen ſind, ſondern ſo, wie wir jetzt
ihren Volks-Character nach der groͤßern Anzahl
beurtheilen muͤſſen!

Sie ſind unermuͤdet da, wo etwas zu ge¬
winnen iſt, und machen, durch ihren engen Zu¬
ſammenhang in allen Laͤndern, und dadurch,
daß ſie ſich durch keine Art von Behandlung
und Zuruͤckweiſung abſchrecken laſſen, faſt ohn¬
moͤgliche Dinge moͤglich. Man kann ſie daher
unter der Hand zu den wichtigſten Verhandlun¬
gen brauchen, nur muß man ihre Dienſte gut
bezahlen.

Sie ſind verſchwiegen, wo ſie Intereſſe da¬
bey finden, vorſichtig, zuweilen zu furchtſam,
doch fuͤr's Geld bereit das Aergſte zu wagen,
verſchlagen, witzig, originell in ihren Einfaͤllen,

Schmeich¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0164" n="142"/>
dertra&#x0364;chtigkeit und zum Betruge zu reizen; end¬<lb/>
lich daß es, ohngeachtet aller die&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde,<lb/>
dennoch edle, wohlwollende, großmu&#x0364;thige Men¬<lb/>
&#x017F;chen unter ihnen giebt &#x2014; das &#x017F;ind bekannte,<lb/>
oft ge&#x017F;agte Dinge. Betrachten wir aber hier<lb/>
die Juden, nicht wie &#x017F;ie unter andern Um&#x017F;ta&#x0364;<lb/>
den &#x017F;eyn <hi rendition="#fr">ko&#x0364;nnten</hi>, noch wie <hi rendition="#fr">einzelne</hi> Sub¬<lb/>
jecte unter ihnen &#x017F;ind, &#x017F;ondern &#x017F;o, wie wir jetzt<lb/>
ihren Volks-Character nach der gro&#x0364;ßern Anzahl<lb/>
beurtheilen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ind unermu&#x0364;det da, wo etwas zu ge¬<lb/>
winnen i&#x017F;t, und machen, durch ihren engen Zu¬<lb/>
&#x017F;ammenhang in allen La&#x0364;ndern, und dadurch,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich durch keine Art von Behandlung<lb/>
und Zuru&#x0364;ckwei&#x017F;ung ab&#x017F;chrecken la&#x017F;&#x017F;en, fa&#x017F;t ohn¬<lb/>
mo&#x0364;gliche Dinge mo&#x0364;glich. Man kann &#x017F;ie daher<lb/>
unter der Hand zu den wichtig&#x017F;ten Verhandlun¬<lb/>
gen brauchen, nur muß man ihre Dien&#x017F;te gut<lb/>
bezahlen.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ind ver&#x017F;chwiegen, wo &#x017F;ie Intere&#x017F;&#x017F;e da¬<lb/>
bey finden, vor&#x017F;ichtig, zuweilen zu furcht&#x017F;am,<lb/>
doch fu&#x0364;r's Geld bereit das Aerg&#x017F;te zu wagen,<lb/>
ver&#x017F;chlagen, witzig, originell in ihren Einfa&#x0364;llen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schmeich¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0164] dertraͤchtigkeit und zum Betruge zu reizen; end¬ lich daß es, ohngeachtet aller dieſer Umſtaͤnde, dennoch edle, wohlwollende, großmuͤthige Men¬ ſchen unter ihnen giebt — das ſind bekannte, oft geſagte Dinge. Betrachten wir aber hier die Juden, nicht wie ſie unter andern Umſtaͤn¬ den ſeyn koͤnnten, noch wie einzelne Sub¬ jecte unter ihnen ſind, ſondern ſo, wie wir jetzt ihren Volks-Character nach der groͤßern Anzahl beurtheilen muͤſſen! Sie ſind unermuͤdet da, wo etwas zu ge¬ winnen iſt, und machen, durch ihren engen Zu¬ ſammenhang in allen Laͤndern, und dadurch, daß ſie ſich durch keine Art von Behandlung und Zuruͤckweiſung abſchrecken laſſen, faſt ohn¬ moͤgliche Dinge moͤglich. Man kann ſie daher unter der Hand zu den wichtigſten Verhandlun¬ gen brauchen, nur muß man ihre Dienſte gut bezahlen. Sie ſind verſchwiegen, wo ſie Intereſſe da¬ bey finden, vorſichtig, zuweilen zu furchtſam, doch fuͤr's Geld bereit das Aergſte zu wagen, verſchlagen, witzig, originell in ihren Einfaͤllen, Schmeich¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/164
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/164>, abgerufen am 27.11.2024.