auf welcher das alles beruht, recht deutlich erklärt werde! und hier lasse man sich nicht etwa auf eine bildliche Sprache ein, sondern auf be¬ stimmte, verständliche teutsche Worte, und auf den Ideen-Gang Sprach-Gebrauch, der einmal unter Gelehrten üblich ist. Es mag viel¬ leicht sehr viel Weisheit in dem Jargon der My¬ stiker stecken; aber für uns kann nur das Werth haben, was wir verstehen. Man gönne also einem Jeden die Freude, einen schmutzigen Kiesel für einen Diamanten zu halten! aber wenn man kein eben so großer Kenner von Edel¬ gesteinen ist; so sage man gutmüthig ohne Scham, frey heraus: "daß man diesen Stein für nichts "anders, als für einem schmutzigen Kiesel halten "könne!" Es ist keine Schande, etwas nicht einzusehn, aber es ist mehr als Schande, es ist Betrug, das Ansehn haben zu wollen, als ver¬ stünde man -- was man nicht versteht.
Hat Dich indessen ein Landstreicher, ein Goldmacher, oder Geisterseher bey Deiner schwa¬ chen Seite gefasst, eine Zeitlang sein Spiel¬ werk mit Dir getrieben -- o! wer ist mehr in dieser Leute Händen gewesen, als ich? -- und
Du
auf welcher das alles beruht, recht deutlich erklaͤrt werde! und hier laſſe man ſich nicht etwa auf eine bildliche Sprache ein, ſondern auf be¬ ſtimmte, verſtaͤndliche teutſche Worte, und auf den Ideen-Gang Sprach-Gebrauch, der einmal unter Gelehrten uͤblich iſt. Es mag viel¬ leicht ſehr viel Weisheit in dem Jargon der My¬ ſtiker ſtecken; aber fuͤr uns kann nur das Werth haben, was wir verſtehen. Man goͤnne alſo einem Jeden die Freude, einen ſchmutzigen Kieſel fuͤr einen Diamanten zu halten! aber wenn man kein eben ſo großer Kenner von Edel¬ geſteinen iſt; ſo ſage man gutmuͤthig ohne Scham, frey heraus: „daß man dieſen Stein fuͤr nichts „anders, als fuͤr einem ſchmutzigen Kieſel halten „koͤnne!“ Es iſt keine Schande, etwas nicht einzuſehn, aber es iſt mehr als Schande, es iſt Betrug, das Anſehn haben zu wollen, als ver¬ ſtuͤnde man — was man nicht verſteht.
Hat Dich indeſſen ein Landſtreicher, ein Goldmacher, oder Geiſterſeher bey Deiner ſchwa¬ chen Seite gefaſſt, eine Zeitlang ſein Spiel¬ werk mit Dir getrieben — o! wer iſt mehr in dieſer Leute Haͤnden geweſen, als ich? — und
Du
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auf welcher das alles beruht, recht deutlich erklaͤrt
werde! und hier laſſe man ſich nicht etwa auf
eine bildliche Sprache ein, ſondern auf be¬
ſtimmte, verſtaͤndliche teutſche Worte, und auf
den Ideen-Gang Sprach-Gebrauch, der
einmal unter Gelehrten uͤblich iſt. Es mag viel¬
leicht ſehr viel Weisheit in dem Jargon der My¬
ſtiker ſtecken; aber fuͤr uns kann nur das
Werth haben, was wir verſtehen. Man goͤnne
alſo einem Jeden die Freude, einen ſchmutzigen
Kieſel fuͤr einen Diamanten zu halten! aber
wenn man kein eben ſo großer Kenner von Edel¬
geſteinen iſt; ſo ſage man gutmuͤthig ohne Scham,
frey heraus: „daß man dieſen Stein fuͤr nichts
„anders, als fuͤr einem ſchmutzigen Kieſel halten
„koͤnne!“ Es iſt keine Schande, etwas nicht
einzuſehn, aber es iſt mehr als Schande, es iſt
Betrug, das Anſehn haben zu wollen, als ver¬
ſtuͤnde man — was man nicht verſteht.
Hat Dich indeſſen ein Landſtreicher, ein
Goldmacher, oder Geiſterſeher bey Deiner ſchwa¬
chen Seite gefaſſt, eine Zeitlang ſein Spiel¬
werk mit Dir getrieben — o! wer iſt mehr in
dieſer Leute Haͤnden geweſen, als ich? — und
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/186>, abgerufen am 27.11.2024.
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