darauf anlegt -- allein das ist eine elende, des redlichen Mannes unwürdige Kunst -- Und was bekümmert es mich am Ende, ob Men¬ schen, die mein Herz nicht kennen, ja! die mich nie gesehn haben, durch die Geschwätze irgend eines alten Weibes gegen mich eingenommen sind, oder nicht?
Klage aber nie über Verfolgung und Feinde, wenn Du nicht Lust hast, die Anzahl der Letz¬ tern zu vermehren! Es schleicht immer eine An¬ zahl furchtsamer, niederträchtiger Geschöpfe um¬ her, die nicht den Muth haben, gegen einen Mann von Würde sich öffentlich zu erklären, die aber sich augenblicklich an Dich wagen, so¬ bald sie Dich hülflos, scheu und niedergeschla¬ gen erblicken; und Diese, so unbedeutend sie Dir auch scheinen mögten, können mit ihren Neckereyen Dir tausendfältigen Kummer ma¬ chen. Der feste Mann muß sich selbst schützen. Zeige Zuversicht zu Dir selber; so wirst Du ganze Heere von Schelmen im Zaume halten! Zudem ist des Kämpfens in der Welt so viel; Jeder gute Mann hat mit seinen eigenen Ange¬ legenheiten genug zu thun, so daß es vergebens
ist,
darauf anlegt — allein das iſt eine elende, des redlichen Mannes unwuͤrdige Kunſt — Und was bekuͤmmert es mich am Ende, ob Men¬ ſchen, die mein Herz nicht kennen, ja! die mich nie geſehn haben, durch die Geſchwaͤtze irgend eines alten Weibes gegen mich eingenommen ſind, oder nicht?
Klage aber nie uͤber Verfolgung und Feinde, wenn Du nicht Luſt haſt, die Anzahl der Letz¬ tern zu vermehren! Es ſchleicht immer eine An¬ zahl furchtſamer, niedertraͤchtiger Geſchoͤpfe um¬ her, die nicht den Muth haben, gegen einen Mann von Wuͤrde ſich oͤffentlich zu erklaͤren, die aber ſich augenblicklich an Dich wagen, ſo¬ bald ſie Dich huͤlflos, ſcheu und niedergeſchla¬ gen erblicken; und Dieſe, ſo unbedeutend ſie Dir auch ſcheinen moͤgten, koͤnnen mit ihren Neckereyen Dir tauſendfaͤltigen Kummer ma¬ chen. Der feſte Mann muß ſich ſelbſt ſchuͤtzen. Zeige Zuverſicht zu Dir ſelber; ſo wirſt Du ganze Heere von Schelmen im Zaume halten! Zudem iſt des Kaͤmpfens in der Welt ſo viel; Jeder gute Mann hat mit ſeinen eigenen Ange¬ legenheiten genug zu thun, ſo daß es vergebens
iſt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0198"n="176"/>
darauf anlegt — allein das iſt eine elende, des<lb/>
redlichen Mannes unwuͤrdige Kunſt — Und<lb/>
was bekuͤmmert es mich am Ende, ob Men¬<lb/>ſchen, die mein Herz nicht kennen, ja! die mich<lb/>
nie geſehn haben, durch die Geſchwaͤtze irgend<lb/>
eines alten Weibes gegen mich eingenommen<lb/>ſind, oder nicht?</p><lb/><p>Klage aber nie uͤber Verfolgung und Feinde,<lb/>
wenn Du nicht Luſt haſt, die Anzahl der Letz¬<lb/>
tern zu vermehren! Es ſchleicht immer eine An¬<lb/>
zahl furchtſamer, niedertraͤchtiger Geſchoͤpfe um¬<lb/>
her, die nicht den Muth haben, gegen einen<lb/>
Mann von Wuͤrde ſich oͤffentlich zu erklaͤren,<lb/>
die aber ſich augenblicklich an Dich wagen, ſo¬<lb/>
bald ſie Dich huͤlflos, ſcheu und niedergeſchla¬<lb/>
gen erblicken; und Dieſe, ſo unbedeutend ſie<lb/>
Dir auch ſcheinen moͤgten, koͤnnen mit ihren<lb/>
Neckereyen Dir tauſendfaͤltigen Kummer ma¬<lb/>
chen. Der feſte Mann muß ſich ſelbſt ſchuͤtzen.<lb/>
Zeige Zuverſicht zu Dir ſelber; ſo wirſt Du<lb/>
ganze Heere von Schelmen im Zaume halten!<lb/>
Zudem iſt des Kaͤmpfens in der Welt ſo viel;<lb/>
Jeder gute Mann hat mit ſeinen eigenen Ange¬<lb/>
legenheiten genug zu thun, ſo daß es vergebens<lb/><fwplace="bottom"type="catch">iſt,<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0198]
darauf anlegt — allein das iſt eine elende, des
redlichen Mannes unwuͤrdige Kunſt — Und
was bekuͤmmert es mich am Ende, ob Men¬
ſchen, die mein Herz nicht kennen, ja! die mich
nie geſehn haben, durch die Geſchwaͤtze irgend
eines alten Weibes gegen mich eingenommen
ſind, oder nicht?
Klage aber nie uͤber Verfolgung und Feinde,
wenn Du nicht Luſt haſt, die Anzahl der Letz¬
tern zu vermehren! Es ſchleicht immer eine An¬
zahl furchtſamer, niedertraͤchtiger Geſchoͤpfe um¬
her, die nicht den Muth haben, gegen einen
Mann von Wuͤrde ſich oͤffentlich zu erklaͤren,
die aber ſich augenblicklich an Dich wagen, ſo¬
bald ſie Dich huͤlflos, ſcheu und niedergeſchla¬
gen erblicken; und Dieſe, ſo unbedeutend ſie
Dir auch ſcheinen moͤgten, koͤnnen mit ihren
Neckereyen Dir tauſendfaͤltigen Kummer ma¬
chen. Der feſte Mann muß ſich ſelbſt ſchuͤtzen.
Zeige Zuverſicht zu Dir ſelber; ſo wirſt Du
ganze Heere von Schelmen im Zaume halten!
Zudem iſt des Kaͤmpfens in der Welt ſo viel;
Jeder gute Mann hat mit ſeinen eigenen Ange¬
legenheiten genug zu thun, ſo daß es vergebens
iſt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/198>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.