dann toben sie, wie wilde Thiere umher, fallen mit der Thür in das Haus, und verderben alles durch rasenden Ungestüm.
Melancholisch-phlegmatische Leute aber sind wohl unter Allen die unerträglichsten, und mit ihnen zu leben, das ist für jeden ver¬ nünftigen und guten Mann Höllenpein auf Erden.
2.
Herrschsüchtige Menschen sind schwer zu behandeln, und passen nicht zum freundschaftlichen und geselligen Umgange. Sie wollen aller Or¬ ten durchaus die Erste Rolle spielen; Alles soll nach ihrem Kopfe gehn. Was sie nicht errichtet haben, was sie nicht dirigieren, das verachten sie nicht nur, nein! sie zerstöhren es, wenn sie können. Wo sie hingegen an der Spitze stehen, oder wo man sie wenigstens glauben macht, daß sie an der Spitze stünden, da arbeiten sie mit unermüdetem Eifer, und stürzen alles vor sich weg, was ihrem Zwecke im Wege steht. Zwey herrschsüchtige Leute neben einander taugen zu gar nichts in der Welt, und zertrümmern alles um sich her, aus Privat-Leidenschaft. Hieraus
nun
dann toben ſie, wie wilde Thiere umher, fallen mit der Thuͤr in das Haus, und verderben alles durch raſenden Ungeſtuͤm.
Melancholiſch-phlegmatiſche Leute aber ſind wohl unter Allen die unertraͤglichſten, und mit ihnen zu leben, das iſt fuͤr jeden ver¬ nuͤnftigen und guten Mann Hoͤllenpein auf Erden.
2.
Herrſchſuͤchtige Menſchen ſind ſchwer zu behandeln, und paſſen nicht zum freundſchaftlichen und geſelligen Umgange. Sie wollen aller Or¬ ten durchaus die Erſte Rolle ſpielen; Alles ſoll nach ihrem Kopfe gehn. Was ſie nicht errichtet haben, was ſie nicht dirigieren, das verachten ſie nicht nur, nein! ſie zerſtoͤhren es, wenn ſie koͤnnen. Wo ſie hingegen an der Spitze ſtehen, oder wo man ſie wenigſtens glauben macht, daß ſie an der Spitze ſtuͤnden, da arbeiten ſie mit unermuͤdetem Eifer, und ſtuͤrzen alles vor ſich weg, was ihrem Zwecke im Wege ſteht. Zwey herrſchſuͤchtige Leute neben einander taugen zu gar nichts in der Welt, und zertruͤmmern alles um ſich her, aus Privat-Leidenſchaft. Hieraus
nun
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0226"n="204"/>
dann toben ſie, wie wilde Thiere umher, fallen<lb/>
mit der Thuͤr in das Haus, und verderben alles<lb/>
durch raſenden Ungeſtuͤm.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Melancholiſch-phlegmatiſche</hi> Leute<lb/>
aber ſind wohl unter Allen die unertraͤglichſten,<lb/>
und mit ihnen zu leben, das iſt fuͤr jeden ver¬<lb/>
nuͤnftigen und guten Mann Hoͤllenpein auf Erden.</p><lb/></div><divn="3"><head>2.<lb/></head><p><hirendition="#fr">Herrſchſuͤchtige</hi> Menſchen ſind ſchwer zu<lb/>
behandeln, und paſſen nicht zum freundſchaftlichen<lb/>
und geſelligen Umgange. Sie wollen aller Or¬<lb/>
ten durchaus die Erſte Rolle ſpielen; Alles ſoll<lb/>
nach ihrem Kopfe gehn. Was ſie nicht errichtet<lb/>
haben, was ſie nicht dirigieren, das verachten<lb/>ſie nicht nur, nein! ſie zerſtoͤhren es, wenn ſie<lb/>
koͤnnen. Wo ſie hingegen an der Spitze ſtehen,<lb/>
oder wo man ſie wenigſtens glauben macht, daß<lb/>ſie an der Spitze ſtuͤnden, da arbeiten ſie mit<lb/>
unermuͤdetem Eifer, und ſtuͤrzen alles vor ſich<lb/>
weg, was ihrem Zwecke im Wege ſteht. Zwey<lb/>
herrſchſuͤchtige Leute neben einander taugen zu<lb/>
gar nichts in der Welt, und zertruͤmmern alles<lb/>
um ſich her, aus Privat-Leidenſchaft. Hieraus<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nun<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0226]
dann toben ſie, wie wilde Thiere umher, fallen
mit der Thuͤr in das Haus, und verderben alles
durch raſenden Ungeſtuͤm.
Melancholiſch-phlegmatiſche Leute
aber ſind wohl unter Allen die unertraͤglichſten,
und mit ihnen zu leben, das iſt fuͤr jeden ver¬
nuͤnftigen und guten Mann Hoͤllenpein auf Erden.
2.
Herrſchſuͤchtige Menſchen ſind ſchwer zu
behandeln, und paſſen nicht zum freundſchaftlichen
und geſelligen Umgange. Sie wollen aller Or¬
ten durchaus die Erſte Rolle ſpielen; Alles ſoll
nach ihrem Kopfe gehn. Was ſie nicht errichtet
haben, was ſie nicht dirigieren, das verachten
ſie nicht nur, nein! ſie zerſtoͤhren es, wenn ſie
koͤnnen. Wo ſie hingegen an der Spitze ſtehen,
oder wo man ſie wenigſtens glauben macht, daß
ſie an der Spitze ſtuͤnden, da arbeiten ſie mit
unermuͤdetem Eifer, und ſtuͤrzen alles vor ſich
weg, was ihrem Zwecke im Wege ſteht. Zwey
herrſchſuͤchtige Leute neben einander taugen zu
gar nichts in der Welt, und zertruͤmmern alles
um ſich her, aus Privat-Leidenſchaft. Hieraus
nun
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/226>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.