Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

nun ist leicht abzunehmen, wie man sich gegen
solche Leute zu betragen habe, wenn man mit
ihnen leben muß, und ich glaube darüber nichts
hinzufügen zu dürfen.

3.

Ehrgeizige Menschen müssen ohngefehr
auf eben diese Art behandelt werden. Der
Herrschsüchtige ist zugleich auch ehrgeizig, aber
umgekehrt der Ehrgeizige nicht immer herrschsüch¬
tig, sondern begnügt sich auch wohl mit einer
Neben-Rolle, in so fern er darinn nur mit ei¬
nigem Glanze zu erscheinen hoffen darf; ja! es
können Fälle kommen, wo er selbst in der Er¬
niedrigung Ehre sucht; Doch verzeyht er nichts
weniger, als wenn man ihn an dieser schwachen
Seite kränkt.

4.

Der Eitle will geschmeichelt seyn; Lob ki¬
tzelt ihn unaussprechlich; und wenn man ihm
Aufmerksamkeit, Zuneigung, Bewunderung wid¬
met; so braucht nicht eben große Ehrenbezeu¬
gung damit verbunden zu seyn. Da nun jeder
Mensch mehr oder weniger von dieser Begierde,

zu

nun iſt leicht abzunehmen, wie man ſich gegen
ſolche Leute zu betragen habe, wenn man mit
ihnen leben muß, und ich glaube daruͤber nichts
hinzufuͤgen zu duͤrfen.

3.

Ehrgeizige Menſchen muͤſſen ohngefehr
auf eben dieſe Art behandelt werden. Der
Herrſchſuͤchtige iſt zugleich auch ehrgeizig, aber
umgekehrt der Ehrgeizige nicht immer herrſchſuͤch¬
tig, ſondern begnuͤgt ſich auch wohl mit einer
Neben-Rolle, in ſo fern er darinn nur mit ei¬
nigem Glanze zu erſcheinen hoffen darf; ja! es
koͤnnen Faͤlle kommen, wo er ſelbſt in der Er¬
niedrigung Ehre ſucht; Doch verzeyht er nichts
weniger, als wenn man ihn an dieſer ſchwachen
Seite kraͤnkt.

4.

Der Eitle will geſchmeichelt ſeyn; Lob ki¬
tzelt ihn unausſprechlich; und wenn man ihm
Aufmerkſamkeit, Zuneigung, Bewunderung wid¬
met; ſo braucht nicht eben große Ehrenbezeu¬
gung damit verbunden zu ſeyn. Da nun jeder
Menſch mehr oder weniger von dieſer Begierde,

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0227" n="205"/>
nun i&#x017F;t leicht abzunehmen, wie man &#x017F;ich gegen<lb/>
&#x017F;olche Leute zu betragen habe, wenn man mit<lb/>
ihnen leben muß, und ich glaube daru&#x0364;ber nichts<lb/>
hinzufu&#x0364;gen zu du&#x0364;rfen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>3.<lb/></head>
            <p><hi rendition="#fr">Ehrgeizige</hi> Men&#x017F;chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ohngefehr<lb/>
auf eben die&#x017F;e Art behandelt werden. Der<lb/>
Herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtige i&#x017F;t zugleich auch ehrgeizig, aber<lb/>
umgekehrt der Ehrgeizige nicht immer herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;ch¬<lb/>
tig, &#x017F;ondern begnu&#x0364;gt &#x017F;ich auch wohl mit einer<lb/>
Neben-Rolle, in &#x017F;o fern er darinn nur mit ei¬<lb/>
nigem Glanze zu er&#x017F;cheinen hoffen darf; ja! es<lb/>
ko&#x0364;nnen Fa&#x0364;lle kommen, wo er &#x017F;elb&#x017F;t in der Er¬<lb/>
niedrigung Ehre &#x017F;ucht; Doch verzeyht er nichts<lb/>
weniger, als wenn man ihn an die&#x017F;er &#x017F;chwachen<lb/>
Seite kra&#x0364;nkt.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>4.<lb/></head>
            <p>Der <hi rendition="#fr">Eitle</hi> will ge&#x017F;chmeichelt &#x017F;eyn; Lob ki¬<lb/>
tzelt ihn unaus&#x017F;prechlich; und wenn man ihm<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit, Zuneigung, Bewunderung wid¬<lb/>
met; &#x017F;o braucht nicht eben große Ehrenbezeu¬<lb/>
gung damit verbunden zu &#x017F;eyn. Da nun jeder<lb/>
Men&#x017F;ch mehr oder weniger von die&#x017F;er Begierde,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0227] nun iſt leicht abzunehmen, wie man ſich gegen ſolche Leute zu betragen habe, wenn man mit ihnen leben muß, und ich glaube daruͤber nichts hinzufuͤgen zu duͤrfen. 3. Ehrgeizige Menſchen muͤſſen ohngefehr auf eben dieſe Art behandelt werden. Der Herrſchſuͤchtige iſt zugleich auch ehrgeizig, aber umgekehrt der Ehrgeizige nicht immer herrſchſuͤch¬ tig, ſondern begnuͤgt ſich auch wohl mit einer Neben-Rolle, in ſo fern er darinn nur mit ei¬ nigem Glanze zu erſcheinen hoffen darf; ja! es koͤnnen Faͤlle kommen, wo er ſelbſt in der Er¬ niedrigung Ehre ſucht; Doch verzeyht er nichts weniger, als wenn man ihn an dieſer ſchwachen Seite kraͤnkt. 4. Der Eitle will geſchmeichelt ſeyn; Lob ki¬ tzelt ihn unausſprechlich; und wenn man ihm Aufmerkſamkeit, Zuneigung, Bewunderung wid¬ met; ſo braucht nicht eben große Ehrenbezeu¬ gung damit verbunden zu ſeyn. Da nun jeder Menſch mehr oder weniger von dieſer Begierde, zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/227
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/227>, abgerufen am 09.11.2024.