mit ihnen gemeinschaftlich Geschäfte zu treiben; und da ist es denn nöthig, gewisse Vorsichtig¬ keits- Regeln nicht aus der Acht zu lassen.
Glaube nicht, wenn Du einiges Verdienst von Seiten des Kopfs und des Herzens hast, glaube nicht, es dahin zu bringen, daß Du von schlechten Menschen je gänzlich in Ruhe gelassen werdest, noch mit ihnen in Frieden leben könnest. Es herrscht ein ewiges Bündniß unter Schurken und Pinseln, gegen alle verständige und edle Men¬ schen, eine so sonderbare Verbrüderung, daß sie unter allen übrigen Menschen einander erkennen und bereitwillig die Hand reichen, mögten sie auch durch andre Umstände noch so sehr getrennt seyn, sobald es darauf ankömmt, das wahre Verdienst zu verfolgen und mit Füßen zu tre¬ ten. Da hilft keine Art von Vorsichtigkeit und Zurückhaltung; Da hilft nicht Unschuld, nicht Gradheit; Da hilft nicht Schonung, noch Mä¬ ßigung; Da hilft es nicht, seine guten Eigen¬ schaften verstecken, mittelmäßig scheinen zu wol¬ len. Niemand erkennt so leicht das Gute, so in Dir ist, als Der, dem dies Gute fehlt. Nie¬ mand lässt innerlich dem Verdienste mehr Ge¬
rech¬
mit ihnen gemeinſchaftlich Geſchaͤfte zu treiben; und da iſt es denn noͤthig, gewiſſe Vorſichtig¬ keits- Regeln nicht aus der Acht zu laſſen.
Glaube nicht, wenn Du einiges Verdienſt von Seiten des Kopfs und des Herzens haſt, glaube nicht, es dahin zu bringen, daß Du von ſchlechten Menſchen je gaͤnzlich in Ruhe gelaſſen werdeſt, noch mit ihnen in Frieden leben koͤnneſt. Es herrſcht ein ewiges Buͤndniß unter Schurken und Pinſeln, gegen alle verſtaͤndige und edle Men¬ ſchen, eine ſo ſonderbare Verbruͤderung, daß ſie unter allen uͤbrigen Menſchen einander erkennen und bereitwillig die Hand reichen, moͤgten ſie auch durch andre Umſtaͤnde noch ſo ſehr getrennt ſeyn, ſobald es darauf ankoͤmmt, das wahre Verdienſt zu verfolgen und mit Fuͤßen zu tre¬ ten. Da hilft keine Art von Vorſichtigkeit und Zuruͤckhaltung; Da hilft nicht Unſchuld, nicht Gradheit; Da hilft nicht Schonung, noch Maͤ¬ ßigung; Da hilft es nicht, ſeine guten Eigen¬ ſchaften verſtecken, mittelmaͤßig ſcheinen zu wol¬ len. Niemand erkennt ſo leicht das Gute, ſo in Dir iſt, als Der, dem dies Gute fehlt. Nie¬ mand laͤſſt innerlich dem Verdienſte mehr Ge¬
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mit ihnen gemeinſchaftlich Geſchaͤfte zu treiben;
und da iſt es denn noͤthig, gewiſſe Vorſichtig¬
keits- Regeln nicht aus der Acht zu laſſen.
Glaube nicht, wenn Du einiges Verdienſt
von Seiten des Kopfs und des Herzens haſt,
glaube nicht, es dahin zu bringen, daß Du von
ſchlechten Menſchen je gaͤnzlich in Ruhe gelaſſen
werdeſt, noch mit ihnen in Frieden leben koͤnneſt.
Es herrſcht ein ewiges Buͤndniß unter Schurken
und Pinſeln, gegen alle verſtaͤndige und edle Men¬
ſchen, eine ſo ſonderbare Verbruͤderung, daß ſie
unter allen uͤbrigen Menſchen einander erkennen
und bereitwillig die Hand reichen, moͤgten ſie
auch durch andre Umſtaͤnde noch ſo ſehr getrennt
ſeyn, ſobald es darauf ankoͤmmt, das wahre
Verdienſt zu verfolgen und mit Fuͤßen zu tre¬
ten. Da hilft keine Art von Vorſichtigkeit und
Zuruͤckhaltung; Da hilft nicht Unſchuld, nicht
Gradheit; Da hilft nicht Schonung, noch Maͤ¬
ßigung; Da hilft es nicht, ſeine guten Eigen¬
ſchaften verſtecken, mittelmaͤßig ſcheinen zu wol¬
len. Niemand erkennt ſo leicht das Gute, ſo
in Dir iſt, als Der, dem dies Gute fehlt. Nie¬
mand laͤſſt innerlich dem Verdienſte mehr Ge¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/261>, abgerufen am 24.11.2024.
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