die Du nicht nach den Regeln der strengsten Gerechtigkeit, ohne ihm Verlegenheit und Last aufzuladen, von ihm fordern darfst! Suche auch zu verhindern, daß Andre dergleichen thun! Mache dem Blöden Muth! Verwende Dich, rede für ihn, wenn seine Schüchternheit ihn abhält, sein eigener Vorsprecher zu seyn!
Manche Leute haben die Schwachheit, mit ganzer Seele gewissen Liebhabereyen nach¬ zuhängen. Sey es nun irgend eine noble Passion, Jagd, Pferde, Hunde, Katzen, Tanz, Music, Malerey, oder die Wuth Kupferstiche, Naturalien, Schmetterlinge, Petschafte, Pfei¬ fenköpfe und dergleichen zu sammeln, oder Bau- Geist, Garten-Anlage, Kinder-Erziehung, Mä¬ cenatenschaft, phisikalische Versuche -- oder was für ein Steckenpferd sie auch reiten; so dreht sich doch der ganze Cirkel ihrer Gedanken immer um diesen Punct herum; Sie reden von keiner Sache so gern, als von diesem ihren Lieblings- Gegenstande; Jedes Gespräch wissen sie dahin zu lenken. Sie vergessen dann, daß der Mann, welchen sie vor sich haben, vielleicht von keinem Dinge in der Welt weniger versteht, als von
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die Du nicht nach den Regeln der ſtrengſten Gerechtigkeit, ohne ihm Verlegenheit und Laſt aufzuladen, von ihm fordern darfſt! Suche auch zu verhindern, daß Andre dergleichen thun! Mache dem Bloͤden Muth! Verwende Dich, rede fuͤr ihn, wenn ſeine Schuͤchternheit ihn abhaͤlt, ſein eigener Vorſprecher zu ſeyn!
Manche Leute haben die Schwachheit, mit ganzer Seele gewiſſen Liebhabereyen nach¬ zuhaͤngen. Sey es nun irgend eine noble Paſſion, Jagd, Pferde, Hunde, Katzen, Tanz, Muſic, Malerey, oder die Wuth Kupferſtiche, Naturalien, Schmetterlinge, Petſchafte, Pfei¬ fenkoͤpfe und dergleichen zu ſammeln, oder Bau- Geiſt, Garten-Anlage, Kinder-Erziehung, Maͤ¬ cenatenſchaft, phiſikaliſche Verſuche — oder was fuͤr ein Steckenpferd ſie auch reiten; ſo dreht ſich doch der ganze Cirkel ihrer Gedanken immer um dieſen Punct herum; Sie reden von keiner Sache ſo gern, als von dieſem ihren Lieblings- Gegenſtande; Jedes Geſpraͤch wiſſen ſie dahin zu lenken. Sie vergeſſen dann, daß der Mann, welchen ſie vor ſich haben, vielleicht von keinem Dinge in der Welt weniger verſteht, als von
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die Du nicht nach den Regeln der ſtrengſten
Gerechtigkeit, ohne ihm Verlegenheit und Laſt
aufzuladen, von ihm fordern darfſt! Suche auch
zu verhindern, daß Andre dergleichen thun!
Mache dem Bloͤden Muth! Verwende Dich,
rede fuͤr ihn, wenn ſeine Schuͤchternheit ihn
abhaͤlt, ſein eigener Vorſprecher zu ſeyn!
Manche Leute haben die Schwachheit, mit
ganzer Seele gewiſſen Liebhabereyen nach¬
zuhaͤngen. Sey es nun irgend eine noble
Paſſion, Jagd, Pferde, Hunde, Katzen, Tanz,
Muſic, Malerey, oder die Wuth Kupferſtiche,
Naturalien, Schmetterlinge, Petſchafte, Pfei¬
fenkoͤpfe und dergleichen zu ſammeln, oder Bau-
Geiſt, Garten-Anlage, Kinder-Erziehung, Maͤ¬
cenatenſchaft, phiſikaliſche Verſuche — oder was
fuͤr ein Steckenpferd ſie auch reiten; ſo dreht
ſich doch der ganze Cirkel ihrer Gedanken immer
um dieſen Punct herum; Sie reden von keiner
Sache ſo gern, als von dieſem ihren Lieblings-
Gegenſtande; Jedes Geſpraͤch wiſſen ſie dahin
zu lenken. Sie vergeſſen dann, daß der Mann,
welchen ſie vor ſich haben, vielleicht von keinem
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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