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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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lenden Herzens würdig sind. Es giebt Perso¬
nen, die nichts abschlagen können, wenigstens
nicht mündlich; und da geschieht es dann, daß,
um niemand zu kränken, oder damit man nicht
glaube, daß es ihnen an gutem Willen fehle,
sie mehr versprechen, als sie erfüllen können,
mehr hingeben, mehr Arbeit für Andre über¬
nehmen, als sie gerechter Weise thun sollten.
Andre sind so leichtgläubig, daß sie Jedem
trauen, sich jedem preisgeben und aufopfern,
Jeden für einen treuen Freund halten, der die
Aussenseite des ehrlichen, menschenliebenden
Mannes trägt. Noch Andre sind nicht im
Stande für sich selbst etwas zu erbitten, sollten
sie auch darüber nichts in der Welt von demje¬
nigen erlangen, worauf sie die billigsten An¬
sprüche machen dürften. Ich brauche wohl nicht
zu sagen, wie sehr alle diese Schwachen gemis¬
handelt werden; wie man auf die Gutherzigkeit
und Dienstfertigkeit der Erstern losstürmt, und
wie den Andern die Unverschämtheit alles vor
dem Munde wegnimt, weil sie nicht den Muth
haben, zuzugreifen. Misbrauche keines Men¬
schen Schwäche! Erschleiche von Keinem Vor¬
theile, Geschenke, Verwendung von Kräften,

die

lenden Herzens wuͤrdig ſind. Es giebt Perſo¬
nen, die nichts abſchlagen koͤnnen, wenigſtens
nicht muͤndlich; und da geſchieht es dann, daß,
um niemand zu kraͤnken, oder damit man nicht
glaube, daß es ihnen an gutem Willen fehle,
ſie mehr verſprechen, als ſie erfuͤllen koͤnnen,
mehr hingeben, mehr Arbeit fuͤr Andre uͤber¬
nehmen, als ſie gerechter Weiſe thun ſollten.
Andre ſind ſo leichtglaͤubig, daß ſie Jedem
trauen, ſich jedem preisgeben und aufopfern,
Jeden fuͤr einen treuen Freund halten, der die
Auſſenſeite des ehrlichen, menſchenliebenden
Mannes traͤgt. Noch Andre ſind nicht im
Stande fuͤr ſich ſelbſt etwas zu erbitten, ſollten
ſie auch daruͤber nichts in der Welt von demje¬
nigen erlangen, worauf ſie die billigſten An¬
ſpruͤche machen duͤrften. Ich brauche wohl nicht
zu ſagen, wie ſehr alle dieſe Schwachen gemis¬
handelt werden; wie man auf die Gutherzigkeit
und Dienſtfertigkeit der Erſtern losſtuͤrmt, und
wie den Andern die Unverſchaͤmtheit alles vor
dem Munde wegnimt, weil ſie nicht den Muth
haben, zuzugreifen. Misbrauche keines Men¬
ſchen Schwaͤche! Erſchleiche von Keinem Vor¬
theile, Geſchenke, Verwendung von Kraͤften,

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[253/0275] lenden Herzens wuͤrdig ſind. Es giebt Perſo¬ nen, die nichts abſchlagen koͤnnen, wenigſtens nicht muͤndlich; und da geſchieht es dann, daß, um niemand zu kraͤnken, oder damit man nicht glaube, daß es ihnen an gutem Willen fehle, ſie mehr verſprechen, als ſie erfuͤllen koͤnnen, mehr hingeben, mehr Arbeit fuͤr Andre uͤber¬ nehmen, als ſie gerechter Weiſe thun ſollten. Andre ſind ſo leichtglaͤubig, daß ſie Jedem trauen, ſich jedem preisgeben und aufopfern, Jeden fuͤr einen treuen Freund halten, der die Auſſenſeite des ehrlichen, menſchenliebenden Mannes traͤgt. Noch Andre ſind nicht im Stande fuͤr ſich ſelbſt etwas zu erbitten, ſollten ſie auch daruͤber nichts in der Welt von demje¬ nigen erlangen, worauf ſie die billigſten An¬ ſpruͤche machen duͤrften. Ich brauche wohl nicht zu ſagen, wie ſehr alle dieſe Schwachen gemis¬ handelt werden; wie man auf die Gutherzigkeit und Dienſtfertigkeit der Erſtern losſtuͤrmt, und wie den Andern die Unverſchaͤmtheit alles vor dem Munde wegnimt, weil ſie nicht den Muth haben, zuzugreifen. Misbrauche keines Men¬ ſchen Schwaͤche! Erſchleiche von Keinem Vor¬ theile, Geſchenke, Verwendung von Kraͤften, die

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/275>, abgerufen am 24.11.2024.