auf Unkosten ihres Geldbeutels, den Luxus der Vornehmen und Reichen in ihren Häusern, oder drängen sich in deren Cirkel ein, wo sie eine elende Figur spielen, nur hinter her laufen müs¬ sen, und keinen frohen Genuß haben, indeß sie lehrreichern und süßern Umgang gänzlich ver¬ nachläßigen, und gute Freunde und weise Men¬ schen von sich entfernen. Die geizigsten Leute sparen zuweilen keine Kosten, wenn sie Gelegen¬ heit finden können, Zutritt in großen Häusern zu erlangen, und hungern gern Monathe hin¬ durch, um einmal einen Fürsten bey sich zu be¬ wirthen, der dieses Opfer gar nicht gewahr wird, nicht dankbar dafür ist, vielleicht Langeweile bey ihnen hat, alles sehr bürgerlich findet, und nach vierzehn Tagen wohl gar den Namen des thö¬ richten Wirths vergessen hat. Andre lassen es sich wenigstens angelegen seyn, die nichtsbedeu¬ tenden und verderbten Sitten der Großen pünct¬ lich nachzuahmen, ihre hochmüthige Herablas¬ sung, ihren geschäftigen Müßiggang, ihre Zer¬ streuung, ihr Wichtigthun, ihre leeren Vertrö¬ stungen, ihre seelenlosen Gespräche, ihre Zwey¬ züngigkeit, Windbeuteley, Gefühllosigkeit, Nach¬ ahmung der Ausländer, die Verachtung ihrer
Mut¬
auf Unkoſten ihres Geldbeutels, den Luxus der Vornehmen und Reichen in ihren Haͤuſern, oder draͤngen ſich in deren Cirkel ein, wo ſie eine elende Figur ſpielen, nur hinter her laufen muͤſ¬ ſen, und keinen frohen Genuß haben, indeß ſie lehrreichern und ſuͤßern Umgang gaͤnzlich ver¬ nachlaͤßigen, und gute Freunde und weiſe Men¬ ſchen von ſich entfernen. Die geizigſten Leute ſparen zuweilen keine Koſten, wenn ſie Gelegen¬ heit finden koͤnnen, Zutritt in großen Haͤuſern zu erlangen, und hungern gern Monathe hin¬ durch, um einmal einen Fuͤrſten bey ſich zu be¬ wirthen, der dieſes Opfer gar nicht gewahr wird, nicht dankbar dafuͤr iſt, vielleicht Langeweile bey ihnen hat, alles ſehr buͤrgerlich findet, und nach vierzehn Tagen wohl gar den Namen des thoͤ¬ richten Wirths vergeſſen hat. Andre laſſen es ſich wenigſtens angelegen ſeyn, die nichtsbedeu¬ tenden und verderbten Sitten der Großen puͤnct¬ lich nachzuahmen, ihre hochmuͤthige Herablaſ¬ ſung, ihren geſchaͤftigen Muͤßiggang, ihre Zer¬ ſtreuung, ihr Wichtigthun, ihre leeren Vertroͤ¬ ſtungen, ihre ſeelenloſen Geſpraͤche, ihre Zwey¬ zuͤngigkeit, Windbeuteley, Gefuͤhlloſigkeit, Nach¬ ahmung der Auslaͤnder, die Verachtung ihrer
Mut¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0028"n="6"/>
auf Unkoſten ihres Geldbeutels, den Luxus der<lb/>
Vornehmen und Reichen in ihren Haͤuſern, oder<lb/>
draͤngen ſich in deren Cirkel ein, wo ſie eine<lb/>
elende Figur ſpielen, nur hinter her laufen muͤſ¬<lb/>ſen, und keinen frohen Genuß haben, indeß ſie<lb/>
lehrreichern und ſuͤßern Umgang gaͤnzlich ver¬<lb/>
nachlaͤßigen, und gute Freunde und weiſe Men¬<lb/>ſchen von ſich entfernen. Die geizigſten Leute<lb/>ſparen zuweilen keine Koſten, wenn ſie Gelegen¬<lb/>
heit finden koͤnnen, Zutritt in großen Haͤuſern<lb/>
zu erlangen, und hungern gern Monathe hin¬<lb/>
durch, um einmal einen Fuͤrſten bey ſich zu be¬<lb/>
wirthen, der dieſes Opfer gar nicht gewahr wird,<lb/>
nicht dankbar dafuͤr iſt, vielleicht Langeweile bey<lb/>
ihnen hat, alles ſehr buͤrgerlich findet, und nach<lb/>
vierzehn Tagen wohl gar den Namen des thoͤ¬<lb/>
richten Wirths vergeſſen hat. Andre laſſen es<lb/>ſich wenigſtens angelegen ſeyn, die nichtsbedeu¬<lb/>
tenden und verderbten Sitten der Großen puͤnct¬<lb/>
lich nachzuahmen, ihre hochmuͤthige Herablaſ¬<lb/>ſung, ihren geſchaͤftigen Muͤßiggang, ihre Zer¬<lb/>ſtreuung, ihr Wichtigthun, ihre leeren Vertroͤ¬<lb/>ſtungen, ihre ſeelenloſen Geſpraͤche, ihre Zwey¬<lb/>
zuͤngigkeit, Windbeuteley, Gefuͤhlloſigkeit, Nach¬<lb/>
ahmung der Auslaͤnder, die Verachtung ihrer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Mut¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[6/0028]
auf Unkoſten ihres Geldbeutels, den Luxus der
Vornehmen und Reichen in ihren Haͤuſern, oder
draͤngen ſich in deren Cirkel ein, wo ſie eine
elende Figur ſpielen, nur hinter her laufen muͤſ¬
ſen, und keinen frohen Genuß haben, indeß ſie
lehrreichern und ſuͤßern Umgang gaͤnzlich ver¬
nachlaͤßigen, und gute Freunde und weiſe Men¬
ſchen von ſich entfernen. Die geizigſten Leute
ſparen zuweilen keine Koſten, wenn ſie Gelegen¬
heit finden koͤnnen, Zutritt in großen Haͤuſern
zu erlangen, und hungern gern Monathe hin¬
durch, um einmal einen Fuͤrſten bey ſich zu be¬
wirthen, der dieſes Opfer gar nicht gewahr wird,
nicht dankbar dafuͤr iſt, vielleicht Langeweile bey
ihnen hat, alles ſehr buͤrgerlich findet, und nach
vierzehn Tagen wohl gar den Namen des thoͤ¬
richten Wirths vergeſſen hat. Andre laſſen es
ſich wenigſtens angelegen ſeyn, die nichtsbedeu¬
tenden und verderbten Sitten der Großen puͤnct¬
lich nachzuahmen, ihre hochmuͤthige Herablaſ¬
ſung, ihren geſchaͤftigen Muͤßiggang, ihre Zer¬
ſtreuung, ihr Wichtigthun, ihre leeren Vertroͤ¬
ſtungen, ihre ſeelenloſen Geſpraͤche, ihre Zwey¬
zuͤngigkeit, Windbeuteley, Gefuͤhlloſigkeit, Nach¬
ahmung der Auslaͤnder, die Verachtung ihrer
Mut¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/28>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.