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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Unbesonnenen, die mit dem Leben eines armen
Geschöpfs, das in ihre kindischen Hände fällt,
wie mit einem Balle spielen, Fliegen und Kä¬
fern Beine ausreissen, oder sie spiessen, um zu
sehn, wie lange ein also leidendes Thier in con¬
vulsivischer Pein fortleben kann; Wenn die
vornehmen Müßiggänger, die, um die Ehre zu
haben, am schnellsten der lieben Langeweile in
den Rachen zu reiten oder zu fahren, ihre armen
Pferde auf den Tod jagen; wenn Diese und
Alle, die nicht erweicht werden durch den An¬
blick der geängsteten, duldenden, von dem grau¬
samsten aller Raubthiere, von dem Menschen,
mit kaltem Blute, nicht aus Hunger, sondern
aus Muthwillen nur gemarterten Creatur; nicht
erweicht werden durch das anklagende Seufzen
und Winseln dieser unglücklichen Geschöpfe, zu
ihrem und unsern gemeinschaftlichen Schöpfer;
wenn sie doch nur bedenken wollten, daß diese
Thiere zwar zu unsrer Nahrung auf der Erde
sind, nicht aber, um von uns gepeinigt zu wer¬
den, und das selbst kein Engel das Recht haben
könnte, mit dem Leben eines Geschöpfs, dem
Gott einen Othem eingeblasen hat, sein Spiel¬
werk zu treiben;
daß dies Versündigung an

dem
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Unbeſonnenen, die mit dem Leben eines armen
Geſchoͤpfs, das in ihre kindiſchen Haͤnde faͤllt,
wie mit einem Balle ſpielen, Fliegen und Kaͤ¬
fern Beine ausreiſſen, oder ſie ſpieſſen, um zu
ſehn, wie lange ein alſo leidendes Thier in con¬
vulſiviſcher Pein fortleben kann; Wenn die
vornehmen Muͤßiggaͤnger, die, um die Ehre zu
haben, am ſchnellſten der lieben Langeweile in
den Rachen zu reiten oder zu fahren, ihre armen
Pferde auf den Tod jagen; wenn Dieſe und
Alle, die nicht erweicht werden durch den An¬
blick der geaͤngſteten, duldenden, von dem grau¬
ſamſten aller Raubthiere, von dem Menſchen,
mit kaltem Blute, nicht aus Hunger, ſondern
aus Muthwillen nur gemarterten Creatur; nicht
erweicht werden durch das anklagende Seufzen
und Winſeln dieſer ungluͤcklichen Geſchoͤpfe, zu
ihrem und unſern gemeinſchaftlichen Schoͤpfer;
wenn ſie doch nur bedenken wollten, daß dieſe
Thiere zwar zu unſrer Nahrung auf der Erde
ſind, nicht aber, um von uns gepeinigt zu wer¬
den, und das ſelbſt kein Engel das Recht haben
koͤnnte, mit dem Leben eines Geſchoͤpfs, dem
Gott einen Othem eingeblaſen hat, ſein Spiel¬
werk zu treiben;
daß dies Verſuͤndigung an

dem
T 4
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[295/0317] Unbeſonnenen, die mit dem Leben eines armen Geſchoͤpfs, das in ihre kindiſchen Haͤnde faͤllt, wie mit einem Balle ſpielen, Fliegen und Kaͤ¬ fern Beine ausreiſſen, oder ſie ſpieſſen, um zu ſehn, wie lange ein alſo leidendes Thier in con¬ vulſiviſcher Pein fortleben kann; Wenn die vornehmen Muͤßiggaͤnger, die, um die Ehre zu haben, am ſchnellſten der lieben Langeweile in den Rachen zu reiten oder zu fahren, ihre armen Pferde auf den Tod jagen; wenn Dieſe und Alle, die nicht erweicht werden durch den An¬ blick der geaͤngſteten, duldenden, von dem grau¬ ſamſten aller Raubthiere, von dem Menſchen, mit kaltem Blute, nicht aus Hunger, ſondern aus Muthwillen nur gemarterten Creatur; nicht erweicht werden durch das anklagende Seufzen und Winſeln dieſer ungluͤcklichen Geſchoͤpfe, zu ihrem und unſern gemeinſchaftlichen Schoͤpfer; wenn ſie doch nur bedenken wollten, daß dieſe Thiere zwar zu unſrer Nahrung auf der Erde ſind, nicht aber, um von uns gepeinigt zu wer¬ den, und das ſelbſt kein Engel das Recht haben koͤnnte, mit dem Leben eines Geſchoͤpfs, dem Gott einen Othem eingeblaſen hat, ſein Spiel¬ werk zu treiben; daß dies Verſuͤndigung an dem T 4

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/317>, abgerufen am 21.11.2024.